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TS 73: Der Letzte der Navajos, Teil 1

TS 73: Der Letzte der Navajos, Teil 1

Titel: TS 73: Der Letzte der Navajos, Teil 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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vielleicht keine Explosivgeschosse, aber man wird ganznett zusammengeschlagen, wenn eine ganze Bande auf einen losgeht – und wenn man noch so flink mit den Fäusten ist.“
    „Wann hast du je gesehen, daß der Junge eine Schlägerei provoziert hat?“ protestierte Dort. „Er ist der ruhigste Mann im ganzen Lager, das weißt du doch! Warum bist du überhaupt auf ihn losgegangen, Storm?“
    „Seine Augen“, antwortete der Terraner kurz. „Er suchte einen richtigen Streit.“
    Ransford stimmte ihm zu. „Ja, er hatte seinen Strahler zu schnell bei der Hand, Dort, und außerdem zielte er auf den Jungen. Er hat ihn herausgefordert. Laß dich aber nur nicht in etwas hineinziehen, wenn es nicht unbedingt nötig ist, Storm.“
    „Ach, laß den Jungen in Ruhe, Ranny. Wann hat er je Kampfsprache mit seinen Fingern gemacht?“
    Ransford lachte. „Es waren wohl kaum die Finger, die er für seine Kampfsprache benutzt hat, sondern eher die ganze Hand. Ich will ihn nur warnen. Die Stadt ist heute nacht gefährlich, und du bist ein Fremder, Storm. Es gibt eine ganze Menge von anmaßenden Burschen hier, die gerne auf Neuankömmlingen herumhacken.“
    Storm lächelte. „Daran bin ich gewöhnt. Aber danke, Ransford, ich werde vorsichtig sein. Ich habe mich noch nie aus Vergnügen am Kampf geschlagen.“
    „Das ist es ja gerade, Junge! Es wäre vielleicht besser, wenn es so wäre. Wenn man dich in Ruhe läßt, bist du so brav und friedlich wie deine große Katze. Aber ich glaube kaum, daß sie es freundlich akzeptiert, wenn man ihr im Vorbeigehen auf den Schwanz tritt. Na, da wären wir. Wollen wir sehen, wer heute in der Stadt ist?“
    Lichter, heller als die Straßenbeleuchtung, und ein ziemlicher Lärm drangen aus der Tür, vor der sie standen. Das Gebäude beherbergte, wie Storm feststellte, unter seinem Dach alle möglichen Annehmlichkeiten: eine Bar, Theater, Klub und Marktbörse, und es war der Treffpunkt für den respektableren Teil der männlichen Bevölkerung – ob Einwohner oder Besucher – von Irrawady Crossing.
    Das Getöse, die Lichter, die verschiedenen Gerüche nach Küche, Alkohol und Pferden, und auch nach erhitzten Menschen, schlugen ihnen entgegen, als sie die Schwelle überschritten. Nichts, was er drinnen sah, erschien Storm verlockend, und wäre er allein gewesen, er wäre ins Lager zurückgekehrt. Aber Dort schlängelte sich durch die Menge auf einen großen Tisch zu, wo ein Spiel Kor-sal-slam im Gange war. Er brannte darauf, sein Glück bei diesem Hasardspiel zu versuchen, das alle Welten der Konföderation in den letzten zwei Jahren mit Blitzgeschwindigkeit erobert hatte.
    „Ransford! Wann sind Sie zurückgekommen?“
    Storm sah, wie sich eine Hand dem Veteranen auf die Schulter legte und ihn zu dem Sprecher herumdrehte. Die Hand war fast so braun wie seine eigene. Und darüber, um das ebenso braune Handgelenk –!
    Storm ließ sich den Schock, den er bekommen hatte, nicht anmerken. Es gab nur einen Platz, von dem dieses Schmuckstück stammen konnte. Denn es war das Ketoh der Dineh – das Armband der Männer seines eigenen Volkes, entwickelt aus dem alten Bogenschutz der Navajokrieger! Was hatte es an dem Handgelenk eines Arzorsiedlers zu suchen?
    Ohne sich darüber klar zu sein, daß er sich für einen Kampf bereit machte, setzte der Terraner die Füße ein wenig auseinander und brachte seinen Körper in die geeignete Stellung für Angriff oder Abwehr, während seine Augen an dem Arm hinaufwanderten, der traditionsgemäß in Urokstoff gehüllt war, bis zum Gesicht des Mannes, der das Ketoh trug. Der Fremde und Ransford waren jetzt etwas auseinandergetreten, und Storm bewegte sich rückwärts auf die Wand zu, um sie beobachten zu können, ohne selbst gesehen zu werden.
    Das Gesicht des Siedlers war so braun wie seine Hand – ein wettergegerbtes Braun. Aber seine Gesichtszüge waren nicht die eines Navajo – obwohl sein Haar genauso schwarz war wie Storms Haar. Es war ein starkes, anziehendes Gesicht mit humorvollen Linien um den Mund, die die fast zu strenge Form des Kinns weicher machten, während die Augen unter den ziemlich dichten Brauen tiefblau waren.
    Storm war noch nahe genug, um Ransford als Antwort „Quade!“ rufen zu hören.
    Er hatte die Hand von seiner Schulter genommen und schüttelte sie kräftig. „Ich bin eben gekommen. Habe für Larkin Vieh getrieben vom Hafen herunter. Er hat ein paar gute Tiere für die Zucht dabei …“
    Der breite Mund verzog sich zu einem Lächeln.

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