TS 73: Der Letzte der Navajos, Teil 1
Fürsorge nicht, sie ging ihm sogar auf die Nerven, obwohl er immer geglaubt hatte, keine zu besitzen. Er wollte nichts als in Ruhe gelassen zu werden und seiner Wege gehen zu können. Aber hier war Larkin – und Ransford – und Dort – und sogar der Norbie, Gorgol, alle mit hübschen, kleinen Plänen, oder Anteilnahme, oder hilfreichen Tips für ihn. Storm konnte einfach nicht verstehen, warum – genauso wenig, wie er verstand, warum Bister ihm Schwierigkeiten machen wollte.
„Wenn jemand hinter mir her ist“, antwortete er und verbarg seinen wachsenden Unmut, so gut er konnte, „wird er wohl Pech haben. Ich gehe als Scout mit einer Vermessungsinspektion, und wir reiten morgen früh los.“
Ransford seufzte erleichtert. „Das ist vernünftig, Junge. Der Hitzkopf gestern abend hatte sich vielleicht voll Tharmansaft laufen lassen und hat alles vergessen, wenn er wieder nüchtern ist. Wohin soll’s denn gehen?“
„In die Berge.“
„Die Berge …“ Das Echo kam von Quade. Dann fuhr der Siedler in einer Sprache fort, von der Storm geglaubt hatte, er würde sie nie wieder hören:
„Wohin reitest du, Sohn der Dineh?“
„Ich verstehe Sie nicht“, antwortete Storm in der galaktischen Einheitssprache.
Quade schüttelte den Kopf. Seine blauen Augen musterten Storm scharf.
„Sie sind Terraner“ – er wechselte zu der gemeinsamen Sprache des Weltraumes über – „aber Sie sind auch ein Navajo –“
„Ich bin Terraner – und jetzt bin ich ein Mann ohne Heimat“, erwiderte Storm kurz. „Ich verstehe Sie nicht.“
„Das glaube ich doch“, entgegnete Quade, aber es lag keine Schärfe in seinem Ton, nur eine Art Bedauern. „Ich hörte Sie sagen, daß Sie als Scout mit einer Expedition in den Bergdistrikt gehen. Es gibt gutes Land da oben – sehen Sie es sich genau an. Mein Sohn besitzt ein Stück in der Gegend.“ Seine Augen senkten sich auf die Hände, die die Zügel drehten. „Wenn Sie ihn sehen …“ Aber Quade beendete den Satz nicht, sondern schloß mit einem ganz anderen Vorschlag. „Ich möchte gerne, daß Sie ihn kennenlernen – Sie sind Terraner und ein Navajo. Also, viel Glück, Storm. Wenn Sie je etwas brauchen, kommen Sie auf meine Ranch.“ Sein Fuß war schon im Steigbügel, und er schwang sich in den Sattel. Bevor der Terraner antworten konnte – wenn er es gewollt hätte – ritt er davon.
„Wenn du Logan siehst“, brach Ransford das Schweigen, „hoffe ich nur, daß er nicht bis an beide Ohren in der Tinte sitzt. Der Junge ist genauso schwer zu lenken wie ein Gespann Yoris! Schade – Quade ist der umgänglichste Mensch, den ich kenne. Aber er und sein eigener Sohn können nicht länger als eine Woche zusammensein, ohne daß die ganze Ranch sprichwörtlich in Flammen steht! Niemand weiß warum. Logan Quade ist wie verrückt auf die Jagd, und er lebt viel bei den Norbies, aber der Junge hat in seinem ganzen Leben noch nie etwas Unrechtes getan und ist genauso anständig wie sein Vater. Sie kommen nur nicht miteinander aus. Es ist eine Schande, denn Quade ist stolz auf den Bengel und möchte ihn als Partner haben.
Wenn du etwas Gutes über den Jungen hörst, erzähl’ es Quade, wenn du zurückkommst – es bedeutet so viel für ihn, und er mag dich auch.
Na, viel Glück, Junge – sieht ja aus, als hättest du’s recht gut getroffen. Die Vermessungsabteilung zahlt gut, und du kannst dir statt Lohn eine Importlizenz geben lassen, wenn du willst.“
Storm war beunruhigt. Er hatte um keine der Auskünfte gebeten, die Ransford ihm gegeben hatte. Was gingen ihn Quades persönliche Angelegenheiten an? Er hatte das Gefühl, daß er in diesem zweiten, kurzen Zusammentreffen mit seinem Gegner einige Punkte verloren hatte, die er als Rückenstärkung für die Zukunft bitter brauchte. Er hatte Quade, den Feind, akzeptiert, aber der andere Quade überdeckte mehr und mehr das sorgfältig konstruierte Bild, das er sich gemacht hatte. Er stürzte sich auf seine Vorbereitungen für den Ritt, dankbar für die Ablenkung von seinen Gedanken.
Surra saß links von ihm, die Meerkatzen schnüffelten, wühlten und stöberten um ihn herum, während Storm sortierte und packte und seine Sachen in zwei Teile teilte. Einen wollte er bei Larkin lassen, den anderen, kleineren, brauchte er auf der Reise. Ein kleines Bündel blieb übrig, das er noch untersuchen mußte.
Er hatte diese Rolle bis zuletzt gelassen und zögerte, die wasserdichte Hülle aufzuschneiden, in die es auf einer anderen
Weitere Kostenlose Bücher