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TS 73: Der Letzte der Navajos, Teil 1

TS 73: Der Letzte der Navajos, Teil 1

Titel: TS 73: Der Letzte der Navajos, Teil 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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Gesanges, der dem Krieger Kraft verleihen sollte?
     
    „Tritt in die Spuren des Drachentöters.
    Tritt in seine Mokassins, dessen Zauber
    der gespannte Bogen ist,
    Tritt in seine Mokassins, dessen Zauber
    den Feind tötet.“
     
    Storm legte den Inhalt dieses letzten Paketes nicht zu den Sachen, die er in Larkins Obhut zurückließ. Er nahm den Schmuck, strich mit den Fingern über die kühle Härte des Silbers, die runden Buckel der Türkise und streifte die Kette über den Kopf, so daß sie unter dem Hemd kühl auf seiner Brust lag. Das Ketoh umfing seinen Arm. Er rollte den Concha-Gürtel zusammen und legte ihn in seinen Reisesack.
    Dann erhob er sich, die Decke fest zusammengelegt über der Schulter. Er hatte noch nie eine ,Häuptlingsdecke’ getragen, und doch vermittelte sie ihm jetzt ein warmes und vertrautes Gefühl, das Gefühl naher Verwandtschaft, das die vergessenen Hände, die sie gewebt hatten, mit Hosteen Storm verband, dem Flüchtling in einer fremden Welt, seinem Volk und seiner Heimat verloren.
    Verloren! Stumm wandte Storm sein Gesicht nach Osten, den Bergketten zu. Er warf seinen Hut auf das Gepäck und bot seinen unbedeckten Kopf dem Wind aus jenen hohen Bergen dar. Dann schritt er vorwärts durch die Nacht, zweifach erhellt von zwei kleinen Monden, die über einer Erhebung, die noch nicht einmal die Bezeichnung ,Hügel’ verdiente, heraufstiegen. Er setzte sich mit gekreuzten Beinen nieder. Zwischen den Dineh und ihrem Land hatten stets starke Bande bestanden.
    Er wollte nicht daran denken! Er wagte es nicht! Storms Hände ballten sich zu Fäusten, und er schlug sich mit ihnen auf die Knie. Er fühlte den Schmerz weit weniger als dieses schreckliche Bohren in seinem Innern. Er war abgeschnitten, ausgestoßen, und er war verflucht, wenn er nicht ausführte, was ihn hierhergeführt hatte. Und dennoch war dieses Zögern in ihm. Ohne es zu merken, war er zum uralten Glauben zurückgekehrt. Er mußte seinen Kriegszauber verletzt haben. Und so konnte er Quade nicht entgegentreten, bis er wieder ganz war, von neuem bewehrt gegen seinen Feind. Noch war die Zeit nicht reif.
    Wie lange er so gesessen hatte, wußte er nicht. Aber jetzt erschienen orangerote Streifen am violetten Himmel. Es war nicht dieselbe Verheißung wie sie auf Terra die Sonne gab, aber sie bestärkte ihn in dem Gefühl, daß sein Entschluß richtig war.
    Storm blickte auf die immer leuchtender werdenden Himmelsbänder, hob die Arme und hielt sein blankes Messer in das Licht, dann seinen Strahler – die Waffen des Kriegers –, um sie von der Sonne segnen zu lassen. Er hielt sie zuerst dem lebenspendenden Himmelslicht entgegen und dann zur Erde, aus der die Götter in uralter Zeit sein Volk geschaffen hatten. Er hatte nicht wie ein Sänger das Recht, die Mächte, an deren Existenz er glaubte, anzurufen, und die Götter konnten – oder wollten – ihn auch so weit vom Land der Dineh entfernt vielleicht nicht hören. Aber in Storm war eine Stimme, die ihn darauf vertrauen hieß, daß sie es könnten und wollten.
     
    „Schönheit umgibt mich –
    Dieser schreitet in Schönheit –
    Gutes umgibt mich –
    Dieser schreitet in Schönheit –“
     
    Vielleicht waren die Worte, die ihm einfielen, nicht die richtigen, vielleicht war es unrecht von ihm, sich die Macht eines Sängers anzueignen. Aber er glaubte fest daran, daß die Alten ihn verstanden.

 
6.
     
    Der Wind, der Storm auf die kleine Anhöhe gelockt hatte, legte sich. Mit leisem, schmeichelndem Schnurren preßte Surra sich an sein Bein und stieß mit dem Kopf sanft gegen die Hand, die jetzt den Messergriff losgelassen hatte. Im Gras war das Schnattern der Meerkatzen zu hören. Über ihm stieg Baku als makellos schöne, schwarze Silhouette in den Morgenhimmel, um den neuen Tag in der Freiheit der Lüfte zu begrüßen.
    Storm atmete tief ein. Das Gefühl von Verlust und Einsamkeit, das ihn bedrückt hatte, verging, als er in das Lager zurückkehrte, um Lebewohl zu sagen.
    Ein kurzer Blick auf die Vorbereitungen, die Sorenson getroffen hatte, sagte dem Terraner, daß der Archäologe ebenso erfahren war wie Larkin, was das Packen betraf. Es war nur eine kleine Gruppe: Sorenson selbst, der Siedler, der als Packmeister fungierte, Mac Foyle, und drei Norbies, unter ihnen Gorgol, dessen Anwesenheit hier für Storm nicht allzu überraschend war. Er hob die Hand und grüßte zu dem jungen Eingeborenen hinüber, als er seine Packstute zu den anderen führte.
    Foyle musterte den

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