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TS 75: Einzelgänger des Alls

TS 75: Einzelgänger des Alls

Titel: TS 75: Einzelgänger des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredric Brown
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Holzauers, wobei er sich Zeit ließ, da er beschlossen hatte, erst nach Einbruch der Nacht seinen nächsten Schritt zu unternehmen. Viele Leute benutzten bei Tag die Dächer für ein Sonnenbad, und es war allzu leicht möglich, daß ihn jemand auf einem nahegelegenen Haus bemerkte, wenn er bei Tageslicht den Sprung von einem Gebäude zum anderen wagte.
    Er studierte das Haus des Richters zuerst von einem Fenster aus, dann von einem anderen. Ohne Zweifel würde sich auf dem Dach eine Luke befinden, aber wenn diese von innen verschlossen war, so würde ihm kein Weg offenstehen, sie von außen zu öffnen, ohne daß er Spezialwerkzeuge verwendete oder Lärm machte. Dafür war jedoch im dritten Stock das Oberteil eines Fensters offen. Ließ er sich vom Dachrand herunterhängen, so konnte er durchs Fenster ins Innere des Gebäudes gelangen.
    Während er die für seinen Plan wichtigen Entfernungen abschätzte, hörte er, wie unten auf der Straße Wagen hielten, und lief behende zu einem Fenster hinüber, von welchem aus er alles verfolgen konnte.
    Zwei Wagen hatten vor Ollivers Haus angehalten. Aus dem einen stiegen fünf und aus dem anderen vier Polizisten. Sie schritten auf das Gebäude zu, wobei sich zwei von ihnen zu dessen Hinterseite und die restlichen sieben zum Haupteingang begaben. Ein Mann war in einem der Wagen geblieben, und als er seinen Kopf durch das Fenster steckte, um den Polizisten etwas nachzurufen, erkannte Crag in ihm Richter Olliver.
    Das war auch der Grund, weshalb sie nicht sofort die Wache verdreifacht oder vervierfacht hatten. Das Haus war relativ unbewacht geblieben, weil Olliver noch nicht heimgekehrt war. Jetzt hatten sie ihn mit einer Eskorte nach Hause geführt und würden die Räume durchsuchen, bevor Olliver diese selbst betrat. Wäre Crag gleich zu Anfang in das Gebäude eingedrungen, so säße er jetzt in der Falle.
    Crag beglückwünschte sich, nicht diesen Fehler begangen zu haben.
    Er hielt vom Fenster genügend Abstand, um nicht bemerkt zu werden, und wartete. Nach etwa zwanzig Minuten tauchten die neun Männer wieder auf. Crag zählte sie nochmals, um sich zu vergewissern, daß man keine zusätzliche Wache zurückgelassen hatte. Es würde weiterhin nur ein einziger Mann vor jedem der zwei Eingänge postiert sein.
    Olliver stieg aus dem Wagen, sprach kurz zu einem Polizisten, ging dann zur Haustür und verschwand – wie es Crag schien – im Innern des Gebäudes. Die Polizisten begaben sich wieder in die Fahrzeuge, welche gleichzeitig starteten. Der eine von den beiden Wagen machte eine U-Kurve und parkte einige Häuserblocks weiter auf der anderen Straßenseite. Plötzlich war kein Mensch mehr im Wageninnern zu sehen; der Fahrer hatte die Scheiben auf einbahnige Sicht umgestellt. Kein Zeichen deutete darauf hin, daß es ein Polizeiauto war. Es dauerte auch keine Sekunde, und das zweite Fahrzeug fuhr an und bog in eine Seitengasse ein. Aber Crag durchschaute dieses Manöver, denn er wußte, daß der Wagen in Wirklichkeit gar nicht die Rückfahrt antreten wollte, und eilte zu einem Hinterfenster, gerade zur rechten Zeit, um zu sehen, wie das Fahrzeug in einer dem Standort des anderen Wagen entgegengesetzten Allee anhielt.
    Und hoch oben in der Luft ertönte das Brummen eines Helikopters. Crag lauschte lange Zeit, bis er sicher war, daß dieser in der Nachbarschaft herumkreiste und nicht zufällig vorüberflog. Crag fluchte im stillen. Dieser Helikopter, mit seinem günstigen Ausblick über alle Dächer des Blockes, durchkreuzte seinen ganzen Plan.
    Aber es war sinnlos, sich jetzt darüber den Kopf zu zerbrechen, denn er hatte auf keinen Fall vor, seinen Einbruch in Ollivers Haus vor Anbruch der Nacht durchzuführen. Und ein Blick auf seine Armbanduhr sagte ihm, daß er wenigstens noch zwei Stunden Zeit hatte. Er beschloß also, solange zu schlafen.
    Crag war geübt darin, seinen Schlaf auf die Minute genau abzustimmen, jederzeit und überall. Also machte er es sich bequem und war im nächsten Augenblick fest aber derart leicht eingeschlafen, daß ihn selbst das leiseste Kratzen eines Schlüssels im Türschloß oder ein anderes Geräusch, das Unheil verkündete, augenblicklich geweckt haben würde.
    Es weckte ihn kein Geräusch, dafür aber der exakte Ablauf von zwei Stunden. Er erwachte plötzlich, stand auf, streckte sich und vernahm das Brummen des noch immer über der Nachbarschaft kreisenden Helikopters.
    Ein paar schnelle Blicke aus den Fenstern zeigten ihm, daß sich die beiden

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