TS 75: Einzelgänger des Alls
wenn ich den Job für Sie erledige. Und je früher ich damit anfange, desto besser. Ich kam heute nacht hierher und kann heute nacht wieder verschwinden. Erläutern Sie mir den Job, geben Sie mir Geld für etwaige Auslagen. Ich werde auf dem Weg sein.“
Olliver schüttelte langsam den Kopf. „Tut mir leid, Crag, aber so einfach ist das nicht. Sehen Sie, um diesen Job erledigen zu können, müssen Sie zuerst zum Psycher.“
4.
Wäre Crags geistiges Reaktionsvermögen nicht genauso schnell gewesen wie sein körperliches, so hätte er erbarmungslos zugeschlagen. Crag hatte die drei Schritte zum Schreibtisch so schnell zurückgelegt, daß man glauben konnte, er hätte sich an Ort und Stelle aufgelöst und vor Olliver wieder materialisiert.
Zwei Umstände retteten Olliver. Der eine war die Tatsache, daß seine Hände ganz regungslos auf dem Tisch lagen und sich weder in der Nähe eines Druckknopfes noch einer geöffneten Schublade befanden. Der zweite Umstand war, daß Crag genug Zeit verblieb, um sich auszurechnen, daß Olliver seine Worte gar nicht ernst gemeint haben konnte. Die Behandlung durch den Psycher würde Crags Talente und Fähigkeiten für Olivers Pläne unbrauchbar gemacht haben.
Judeths Stimme war angespannt, als sie rief: „Halt, Crag, einen Moment!“ Aus den Augenwinkeln konnte Crag erkennen, daß sie sich nicht gerührt hatte, ja sich noch immer nicht bewegte, nicht einen einzigen Muskel. „Wie Sie ja bereits erkannt haben, meinte es Olliver nicht ernst.“
Ollivers Gesicht war bleich, und seine Stimme klang heiser. „Ich wollte nur sagen, daß …“
Doch die Frau unterbrach ihn scharf. „Sei still, Ollie, und laß mich erklären. Das war unglaublich dumm von dir. Ich sagte dir doch, daß Crag …“ Sie brach ab, und ihre Stimme wurde unpersönlich. „Crag, wollen Sie sich bitte setzen und mich die Sache erklären lassen? Ich verspreche Ihnen, daß sich keiner von uns bewegen wird. Ollie, laß deine Hände, wo sie sind. Und halte den Mund. Okay, Crag?“
Crag antwortete nicht, aber er schritt zurück zu seinem Stuhl und betrachtete beide aufmerksam. Er setzte sich behutsam auf die Kante; diesmal würde er noch schneller sein, sollte sich Olliver bewegen.
„Wie Sie ja rechtzeitig erkannten, Crag“, sagte Judeth, „würden Sie uns als Behandelter nichts nützen. Aber Sie würden für uns fast ebenso nutzlos sein als gejagter Verbrecher. Verstehen Sie das?“
„Ein gefälschtes Psycher-Zertifikat? Das meinen Sie doch?“
„Natürlich. Ein frischer Start – mit einer sauberen Weste. Nicht einmal Ihre Feinde in der Unterwelt würden noch an Ihnen interessiert sein.“
„Das ist nicht möglich“, sagte Crag. „Das haben schon andere versucht.“
„Es gelang nur deshalb nicht, weil man das Zertifikat fälschte und nicht wirklichkeitsgetreu gestaltete, mit all den Tatsachen und verzeichneten Daten. Der Unterschied bei Ihnen liegt darin, daß Sie tatsächlich zum Psycher gehen werden – ohne Behandlung allerdings. Das ganze ist idiotensicher.“ Zum erstenmal bewegte sie sich wieder, um den Kopf zu wenden und Olliver anzublicken. „Ja, idiotensicher, selbst für einen Narren wie meinen Gatten hier, der noch vor einem Augenblick unser Leben aufs Spiel setzte.“
Crags Geist arbeitete auf Hochtouren. Es schien so einfach, so perfekt. „Dann muß ich mich also wieder fangen lassen? Was ist, wenn man mich erschießt?“
„Keine Angst. Man wird Sie hier ergreifen, wenn wir unser Gespräch beendet haben. Olliver braucht nur einen Revolver auf Sie gerichtet halten, bevor wir die Polizei hereinrufen. Sie werden verhaftet sein, ohne der Polizei einen möglichen Grund geboten zu haben, auf Sie zu schießen.“
Crag nickte. „Und Sie würden das – das mit dem Psycher in Ordnung bringen?“
„Natürlich. Da kann uns nichts dazwischenkommen. Ich bin hier im Augenblick die einzige Person mit dem Psycher-Technikergrad; mein Assistent ist auf Urlaub. Man kann sich keinen besseren Zeitpunkt wünschen. Noch irgendwelche Fragen?“
„Ja.“ Crags harte Augen blickten sie an. „Wie soll ich wissen, ob ich Ihnen trauen kann?“
Sie begegnete seinem Blick. „Das können Sie ruhig, Crag. Ich verstehe Ihre Zweifel, und es tut mir leid. Ich hätte Sie nicht so behandeln sollen. Verzeihen Sie.“
„Und Sie versprechen mir, nichts mit meinem Gehirn anzustellen, überhaupt nichts?“
„Ich verspreche es. Denken Sie doch nach, und Sie werden erkennen, daß dies keineswegs in meiner
Weitere Kostenlose Bücher