TS 77: Der große Zeitkrieg
Waffe gezogen hatte und sie auf ihn gerichtet hielt.
„Was …“, begann er, aber ein Sprühstaub aus der Mündung umhüllte ihn und stach ihn scharf in Augen und Nase. Er stieß einen Schrei aus, aber ehe er auch Zeit gehabt hatte, zornig zu werden, entdeckte er, daß der andere die Waffe auf sich selbst gerichtet hatte.
„Das geschieht nur, um uns reinzumachen“, erklärte der andere stockend. „Sie aus anderer Zeit haben andere …“
Während der andere nach einem passenden Wort suchte, spürte Red, wie das Stechen nachließ und damit auch viele andere Schmerzen und Unannehmlichkeiten, die er zuerst gar nicht wahrgenommen hatte. Eine schwache Erkältung, die ihn schon tagelang geplagt hatte, war plötzlich verschwunden. Er nickte, um anzuzeigen, daß er begriffen hatte, und fragte sich, welch unglaubliches Medikament sich in diesem Sprühnebel befunden haben könnte.
„Haben Sie Wasser?“ fragte er und deutete mit einer Geste Trinken an. Der andere nickte und reichte ihm eine Flasche aus einer Tasche in seinem Overall. Bei dieser Bewegung wurde das Gewebe angespannt und zeigte die Umrisse eines kleinen Zylinders, der an der Hüfte des anderen hing.
Red trank in langen Zügen und reichte mit einem Dankwort die Flasche zurück. Danach blieb er einfach schweigsam sitzen und beobachtete die Geschäftigkeit in dem vor ihm liegenden Tal.
Das Flugzeug kehrte leise summend und mit überraschend großer Schnelligkeit zurück und landete auf dem gegenüberliegenden Talhang. Red sah nur zwei Leute aussteigen – vermutlich Burma und Chantal – dann kehrte die Maschine zu der Stelle zurück, an der er saß.
Die kräftige, stämmige Frau stieg aus und blickte Red interessiert an. „Burma hat mir erzählt, was geschehen ist“, sagte sie. „Wir danken Ihnen sehr. Damit haben wir wichtige Informationen erhalten. Wollen Sie mit mir kommen?“
Müde stand Red auf. Burma hat ein Versprechen gegeben, dachte er. Hoffentlich hält er es auch.
Er bemerkte, daß die Frau neugierig den Blick auf ihn gerichtet hielt, als er steifbeinig durch die Tür in die Kabine des Flugzeuges kletterte. Die Frau folgte ihm.
Ohne Geräusch oder Erschütterung hob sich das Flugzeug. Sie flogen über das Tal hinweg, landeten, stiegen aus und gingen über eine glatte Fläche auf ein Metallgebäude zu, das einen Durchmesser von etwa fünfzig Metern hatte, aber kaum drei Meter hoch war. Kurz hinter dem Eingang sprach die Frau scharf auf einen dort wartenden Mann ein. Dann schloß sie die Tür hinter ihnen.
Nach wenigen Schritten einen sanft erleuchteten Gang hinab erreichten sie einen Raum, in dem Chantal neben einem Mädchen mit ruhigem Gesichtsausdruck saß.
Sie sah blaß und erregt aus, aber die Wunde an ihrer Schläfe war bereits verbunden worden, und ihre Hände waren mit irgendeinem elastischen, durchsichtigen Material zum Schutz ihrer Hautabschürfungen bedeckt.
„Ich bin Maelor“, sagte die kräftige Frau. „Ich weiß, daß man Sie Red nennt, weil Burma es mir gesagt hat. Bitte, setzen Sie sich, Red, und machen Sie es sich bequem. Sie hinken, sind Sie verletzt?“
Red nickte schwach, und das Mädchen mit dem ruhigen Gesichtsausdruck nahm eine kleine Schachtel, die medizinische Gegenstände zu enthalten schien, und kniete sich vor ihm nieder, als er sich in einem plumpen Sessel niedergelassen hatte. Sie machte eine Bewegung, um den Schuh an seiner Beinprothese zu entfernen.
Red wollte sie abweisen, lehnte sich dann aber mit einem grimmigen Gesichtsausdruck in den Sessel zurück.
Der Gesichtsausdruck des Mädchens änderte sich überraschend, als sie die Prothese entdeckte, aber sie faßte sich sofort wieder und rollte vorsichtig das Hosenbein auf, um die Prothese entfernen zu können. Sie behandelte den Stumpf mit einer milden Salbe, und der peinigende Schmerz ließ plötzlich nach.
Red sah zu Chantal hinüber.
„Fühlen Sie sich auch ganz wohl?“ fragte er.
Sie nickte. „Die Menschen hier haben einige wunderbare Dinge, Red“, sagte sie. „Ich weiß, daß die Medizin zu unserer Zeit nie derartiges für uns hätte tun können. Es ist schwer zu glauben, daß wir wirklich dreitausend Jahre weit gekommen sind, aber das hier überzeugt mich.“
Red wandte sich Maelor zu, die immer noch in der Nähe stand. „Wie lange dauert es, bis Sie uns nach Hause zurückschicken?“ fragte er plötzlich barsch.
Maelor zögerte. „Es wird noch einige Zeit dauern“, sagte sie zurückhaltend. „Ist Ihr Bein jetzt in
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