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TS 77: Der große Zeitkrieg

TS 77: Der große Zeitkrieg

Titel: TS 77: Der große Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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Kopf.
    „Ich fühle mich wohl“, sagte das Mädchen mit gepreßter Stimme. „Ich … ich … Wo liegt dieser Ort überhaupt?“
    „Sie sind etwa sechs Meilen von Three Waters entfernt“, erklärte Red. Das Mädchen sah ihn noch immer fassungslos an. „Pulman County, Nord Westkalifornien.“
    „Aber das kann doch nicht sein“, brach es aus ihr hervor. „Ich bin in London. Ich … Oh, mon Dieu.“
    Red wartete geduldig, bis das Mädchen sich wieder einigermaßen gefangen hatte. „Nun“, sagte es nach einer Pause, „wenn Sie es sagen, dann muß es wohl so sein. Ist das dort drüben Ihr Haus? Ich glaube, wir sollten diesen Mann von der Straße wegbringen.“
    Schweigend sah Red zu, wie das Mädchen den verletzten Arm des Fremden abtastete. Dann trugen sie ihn den Pfad entlang in das vordere Zimmer des Hauses.
    Als sie ihn auf eine Couch gelegt hatten, ging Red zum Lichtschalter und drehte ihn, obwohl er wußte, daß dies nutzlos war. Er suchte Kerzen und entzündete eine am letzten Flackern seines Feuerzeugs.
    Als versuche es, irgendeinen Gedanken zu verscheuchen, schüttelte das Mädchen den Kopf und befreite den Arm des Fremden vorsichtig aus dem Ärmel. Der Fremde trug einen Overall von ungewöhnlichem Schnitt und seltsamer Machart. Darunter trug er nur kurze Hosen. Das Tuch der beiden Kleidungsstücke war sehr fein.
    Red brachte Binden, heißes Wasser, ein sauberes Handtuch und einige Desinfektionsmittel. Dann suchte er nach einem Brett als Schiene für den verletzten Arm des Fremden. Als er festgestellt hatte, daß das Mädchen sich in derartigen Arbeiten offensichtlich auszukennen schien, ging er in den Schuppen hinter dem Haus, um nachzusehen, was mit dem Generator geschehen war.
    In der Luft hing der Geruch verbrannten Gummis. Ein einziger Blick sagte ihm, daß zur Reparatur ein Mechaniker nötig sein würde. Der Generator sah aus, als wäre er vom Blitz getroffen worden.
    Fluchend kehrte er ins Haus zurück. Unterwegs legte er ein nasses Tuch über die Lehmfigur, an der er gearbeitet hatte. Heute abend würde er wohl nicht mehr an die Arbeit kommen – sein schöpferischer Schwung war unterbrochen worden.
    Als er in das Zimmer zurückkehrte, tupfte das Mädchen gerade das Blut von einer Wunde am Kopf des Fremden ab. „Die Wunde ist nicht tief“, murmelte es, als er eintrat. „Könnten Sie einen Arzt anrufen?“
    „Ich besitze kein Telefon“, antwortete Red knapp.
    Er wollte sich sein Mißfallen nicht anmerken lassen. Deshalb setzte er hinzu: „Er scheint nicht mehr Hilfe zu brauchen, als Sie ihm angedeihen lassen. Sind Sie Krankenschwester?“
    Das Mädchen nickte und verband die Kopfwunde.
    Geistesabwesend zupfte Red an dem Overall. Er spürte, daß etwas Schweres in der kleinen Brusttasche steckte und nahm es heraus. Es war ein Zylinder aus stumpf glänzendem Metall in der Länge von etwa fünf oder sechs Zoll. Dieser Zylinder war für seine Größe von erstaunlichem Gewicht – schwerer, als wenn er aus Blei gewesen wäre.
    Einen Augenblick wog er den Gegenstand in der Hand und schob ihn dann in die Tasche zurück.
    Das Mädchen wischte sich die Hände ab und wandte sich Red zu. „Mehr kann ich nicht für ihn tun“, sagte es. „Haben Sie eine Zigarette für mich, bitte?“
    Er schnippte eine Zigarette aus einer Packung, nahm selbst auch eine und hielt ihr die Kerze hin. Die Hand des Mädchens zitterte so stark, daß es kaum die Zigarette in die Flamme halten konnte.
    Nach dem zweiten Zug ließ es die Zigarette fallen, warf sich in einen in der Nähe stehenden Sessel und begann zu weinen.
    Verwirrt hob Red die Zigarette auf, damit nicht der Teppich angesengt werde, und wartete ab. Hilflos beobachtete er das Mädchen und wartete auf das Abklingen des Anfalls. Schließlich hob es den Kopf und sah ihn mit tränenfeuchten Augen an.
    „Es tut mir leid“, sagte es leise. „Es ist nur – ich glaube, ich muß das Gedächtnis verloren haben. Bis ich mit Ihnen vor Ihrem Haus sprach, dachte ich, ich wäre in London, wo ich arbeitete. Wie … wie lange bin ich schon so?“
    „Es ist heute der vierzehnte März“, sagte Red langsam.
    „Oh, nein, ein ganzes Jahr“, flüsterte das Mädchen.
    „Wir schreiben das Jahr 1957.“
    „Mais c’est ridicule, ça!“ Abrupt richtete die Fremde sich auf und suchte hastig in einer Tasche, die an einem Riemen über ihrer Schulter hing. „Sehen Sie! Sehen Sie sich das an!“ Sie zog eine Packung englischer Zigaretten, einen kleinen weißen Busfahrschein zum

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