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TS 77: Der große Zeitkrieg

TS 77: Der große Zeitkrieg

Titel: TS 77: Der große Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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unterbrach ihn schroff.
    „Nein, wir wollen nicht mehr Leute aufs Spiel setzen als unbedingt nötig. Wir wissen auch gar nicht, was hier eigentlich los war. Folgen Sie mir.“
    Sein Befehl wurde an die einzelnen Trupps an den verschiedenen Luftschleusen der Stadt weitergegeben. Als sie sich gemeinsam auf das Steuerzentrum im Herzen der Stadt zubewegten, erteilte er seine Anweisungen.
    Im Steuerraum – einer Halle von etwa hundert Fuß Länge, lagen Männer und Frauen im Sterben. Einige an ihren Arbeitsplätzen vor den Schaltpulten mit den Signalleuchten, die noch flackerten, und andere an die Wand und gegen das Dach geschleudert. Eine gewaltige Lücke klaffte in der Außenwand gegenüber dem Eingang, den Magwareet benutzt hatte.
    „Warum sind diese Leute tot?“ brach es aus ihm hervor. „Wir sind im Zentrum der Stadt! Die Beschleunigung hätte doch hier minimal sein müssen.“
    „Ein feindlicher Schuß …“, begann Inassul.
    „Gebrauchen Sie Ihren Verstand. Wie soll ein solcher Schuß durchgekommen sein, ohne die Kunststoffhülle zu zerstören und die Luft der Stadt ins All entweichen zu lassen? Und sehen Sie sich das doch einmal an!“
    Er riß den Arm hoch und zeigte auf die Lücke in der ihnen gegenüberliegenden Außenwand. Jemand schrie laut auf.
    „Ich habe aufgerissenes Pflaster gesehen, als wir hierherkamen – es war gar nicht weit von hier! Es gibt noch mehr Hauswände, die ebenso wie die dort drüben aufgerissen sind.“
    „Das ist es“, sagte Magwareet. „Irgend etwas hat mutwillig diese Menschen getötet – sie zerschmettert, sie in der Gegend herumgeschleudert.“
    Seine Worte fielen in eine plötzliche eisige Stille. „Und es kann sein, daß dieses Etwas noch in der Stadt ist!“ schloß er.

 
3.
     
    Red empfand steigenden Groll über das unsinnige Ereignis, das in sein Leben eingebrochen und es aus seiner normalen Bahn geworfen hatte.
    „Ich habe von derartigen Dingen gehört“, sagte Chantal langsam, „aber man glaubt ja nie an so etwas. Man tut es als Geistergeschichten ab und denkt nie daran, daß man selbst einmal in eine derartige Geschichte verwickelt werden könnte.“
    „Da haben Sie wahrhaftig recht“, meinte Red heftig. „Ich glaube dies nicht, bis mir nichts anderes mehr übrigbleibt. Irgendeine Erklärung muß doch existieren. Und er – ich meine den Kerl mit dem gebrochenen Arm – was halten Sie denn davon?“
    „Er ist wohl von einem Wagen angefahren worden“, antwortete Chantal.
    „Unmöglich. Hier kommen keine Autos vorbei. Droben im Holzfällerlager in Firhill Point gibt es einen Lastwagen, der ab und zu hier vorbeikommt, um Lebensmittel und die Post abzuholen, aber sonst wohnt in dieser Gegend überhaupt niemand. Und ich habe Sie beobachtet, als Sie ankamen – Sie beide.“
    Und es ist mir ganz gleichgültig, wie, dachte er, ich wäre froh, ihr wärt überhaupt nicht angekommen.
    Er empfand plötzlich Gewißheit, daß er vor einem Wendepunkt seines Lebens stand. Wenn seine selbstgewählte Isolierung von derartig phantastischen Eindringlingen gestört werden konnte, dann konnte er sich hier nie mehr sicherfühlen.
    Er regte sich, und die Gelenke seiner Beinprothese ächzten wieder leise.
    „Oh, zum Teufel!“ brach es aus ihm heraus, und Chantal riß weit die Augen auf. „Schon gut, es ist schließlich nicht Ihre Schuld.“
    Sie drehte sich um und sah ihn an. „Ich habe nicht darum gebeten, halbwegs um die ganze Welt geschleudert zu werden. Ich weiß nicht, wie ich hierherkomme, aber ich weiß, daß ich viel darum geben würde, dahin zurückzukehren, woher ich gekommen bin.“
    Sie sahen sich an. Spannung stieg in ihnen auf. Ein Laut, halb Schluchzen, halb Schrei, klang aus dem angrenzenden Zimmer.
    Nach anfänglichem Zögern stand Chantal auf und lief durch die Tür. Red hinkte hinter ihr her. Der Mann mit dem gebrochenen Arm bewegte sich auf der Couch, auf die sie ihn gelegt hatten.
    „Haben Sie ein Thermometer?“ fragte Chantal. Red nickte und holte es aus dem Badezimmer.
    „Fieber?“ forschte Red mit leiser Stimme.
    Sie nickte. „Ich weiß nicht, warum. Er schien völlig in Ordnung, als ich ihn verließ.“
    Plötzlich stieß der Mann einen seltsamen Singsang mit scharf abgehackten Intervallen aus. Seine Stimme schien vom höchsten Diskant bis zum Bariton zu reichen.
    Red hob wieder den Overall auf, in der Hoffnung, er könnte daran einen Hinweis auf die Herkunft des Mannes entdecken, aber das einzige, was er fand, war wieder der unwirklich

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