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TS 77: Der große Zeitkrieg

TS 77: Der große Zeitkrieg

Titel: TS 77: Der große Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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schwere Metallzylinder, den er schon einmal gesehen hatte.
    Nach einer Weile ließen die Zuckungen des Mannes nach. Der Fremde schien sichtlich seine Kraft zurückzugewinnen, indem er seinen Körper zur Ruhe zwang. Mit geschlossenen Augen leckte er die Lippen und sagte etwas in wohltönendem fragendem Tonfall.
    „Was kann er nur meinen?“ fragte Chantal hilflos. Bei ihren Worten zuckten die Lider des Fremden, und er öffnete die Augen.
    Ausdruckslos blickten sie sie an. Er drehte kaum den Kopf. Dann richtete er den Blick auf den Wandteppich und schloß wieder die Augen.
    „Habla usted español?“ sagte er mit leiser Tenorstimme.
    „Wir sprechen Englisch“, sagte Red langsam, und der braunhäutige Mann fluchte.
    „Noch nie zuvor so weit!“ Er richtete sich auf und stellte die Verletzung an seinem Arm fest. Der Anblick seiner Verletzung schien ihn noch weiter zu entmutigen. Mit flehendem Ausdruck in den Augen starrte er sie an.
    „Der Arm ist gebrochen? Und Sie haben ihn geschient?“
    Chantal nickte und versuchte, den Fremden sanft auf die Couch zurückzudrücken. Aber der Mann blieb sitzen und fragte: „Sagen Sie mir! Sagen Sie mir, wann ich bin!“
    „Bleiben Sie liegen“, sagte Chantal beruhigend. „Es ist alles in Ordnung. Sie sind verletzt worden und …“
    Erst jetzt ging ihr die Bedeutung seiner Frage auf.
    Nicht „Wo bin ich?“ sondern „Wann bin ich?“
    Red erschauerte. Seine Isolierung war für immer vernichtet worden. Nackt sah er sich der Welt gegenüber. Seine Aluminium-Prothese knarrte und ächzte.
    „Sie sind im Jahre 1957“, sagte er.
    „Weiter als je zuvor“, bemerkte der Braungesichtige. „Ich – ich fühle mich krank. Ich bin gegen eure Krankheiten nicht immun, Sir und Madam. Bitte, haben Sie eine Krankheit?“
    Chantal starrte ihn an und schüttelte den Kopf. „Nein, wir sind völlig gesund, glaube ich.“
    Der Mann legte die Hand auf das Herz und lauschte einen Augenblick auf dessen Klopfen. Dann bemerkte er, daß er nicht mit seinem Overall bekleidet war und versuchte erneut verzweifelt, sich aufzurichten. „Habe ich es verloren? Hatte ich nichts bei mir?“
    Chantal streckte die Hand nach seinem Kleidungsstück aus und hielt es dem Fremden vor, während dieser in den Taschen suchte. Als er sich zurücksinken ließ, schüttelte er den Kopf. „Es ist also verlorengegangen. Sie werden nie etwas erfahren.“
    „Suchen Sie vielleicht dies?“ fragte Red knurrend und hielt den schweren Metallzylinder in die Höhe. Vor Erleichterung schien der Fremde ganz schlaff zu werden. „Ja, das ist es. Bitte, halten Sie es mit Ihren Händen auf beiden Enden über mich und drehen Sie es in entgegengesetzter Richtung. Es ist wichtig.“
    Red zögerte, aber Chantal sah ihn flehend an. Er kam sich närrisch vor, streckte die Arme aus und tat, wie der Fremde ihn geheißen hatte. Das schwere Metall fühlte sich an, als flösse es wie Wasser, und plötzlich begann es zu wachsen und schob seine Hände auseinander. Mit einem Fluch ließ er es überrascht los, aber der sonderbare Gegenstand fiel nicht. Er blieb in seiner Lage, dehnte sich noch weiter aus, bis er etwa drei Fuß lang war, und in diesem Augenblick hörte sein Wachstum auf, und er begann zu glühen.
    Nach einer Sekunde war der ganze Raum hell von dem intensiven Schein strahlender grüner Streifen, die offensichtlich innerhalb der Substanz des Zylinders lagen.
    Chantal wich zurück. „Was …“
    Der Fremde schien plötzlich erleichtert. Während er die wechselnden Muster der grünen Streifen aufmerksam beobachtete, sagte er: „Es schwebt, weil es nicht ganz hier ist, wenn man so sagen darf. Es existiert in gewisser Weise in tausend Jahren in beiden Richtungen.“ Seine Stimme klang jetzt sicherer, und sein Englisch war auch besser. „Ihr könntet nicht verstehen, wie!“ setzte er hinzu.
    „Wodurch ist es so groß geworden?“ wollte Red wissen.
    „Es war komprimiert.“ Der Fremde schien nach Worten zu suchen. „Massiv ist nicht wirklich massiv. Es besteht in der Hauptsache aus leerem Raum. Die Materie dieser Karte ist zusammengepreßt …“
    „Sie meinen, die Atome stehen enger beieinander“, sagte Red scharf. Die Annahme des Fremden, sie verstünden es nicht, ärgerte ihn.
    Überrascht blickte der Fremde von dem glühenden Zylinder auf und zu den Kerzen hinüber, die im Zimmer brannten. „Aber Sie –“ begann er, „Sie wissen mehr, als ich dachte.“
    „Was wir wissen wollen, ist, wer Sie sind und woher Sie

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