TS 78: Operation Vergangenheit
verbrannt.“
„Doch nicht etwa Lurgha?“ lächelte Ashe.
„Da wären sie schön dumm“, meinte Doktor Webb. „Und Sie hätten sich mit dieser Lurgha-Geschichte auch beinahe ins Unglück gestürzt, Gordon. Ich denke an die Große Mutter. Sie können von Glück sagen, daß Sie so glimpflich davongekommen sind.“
„Ich bin überzeugt, daß uns die Große Mutter das Leben gerettet hat“, sagte Ashe. „Aber ich versichere Ihnen, daß ich keinen ,Heiligen Krieg’ vom Zaun gebrochen oder mich als ,Prophet’ aufgespielt habe.“
Ross Murdock hatte sich ebenfalls mit dem Studium der Karte befaßt, doch die Vielzahl von Zeichen verwirrte ihn nur. Kartenlesen war eben nicht seine Stärke.
Der Absprung war geglückt. Auch zwei Packesel hatten die Reise in die Vergangenheit mitgemacht. Sie warfen die Fallschirme auf einen Haufen. Ashe bestäubte sie mit dem Pulver. Doktor Webb hatte ihnen gesagt, daß Regenwasser die Zersetzung beschleunigen würde – und es regnete in Strömen!
Sie gingen auf das Waldstück zu, um ein Lager aufzuschlagen, denn der Tag war noch fern.
Was ihre weitere Zukunft anbetraf, so würden sie sich als Händler ausgeben, die beabsichtigten, einen neuen Umschlagplatz zu gründen, möglichst in der Nähe eines Flusses, der im Meer mündete. Sie wußten, daß dieses Gebiet nur von kleineren Stämmen besiedelt war.
Die Bevölkerung an der Küste lebte vom Fischfang. Landeinwärts gab es vielleicht noch ein paar vereinzelte Siedler, doch die Kaufleute suchten nur die Küstendörfer auf, um Bernstein und Pelze einzuhandeln.
Als sich die drei Männer unter den weitausladenden Zweigen einer mächtigen Tanne zur Nacht eingerichtet hatten, brachte Ashe aus dem Gepäck einen Bronzebecher zum Vorschein, das Wahrzeichen der Becherleute. Er füllte ihn mit einer scharfen Flüssigkeit, mit der die Becherleute einen abgeschlossenen Handel zu begießen pflegten. Der Becher wanderte von Hand zu Hand. Jeder trank einen Schluck. Ross war zumute, als würde seine Kehle verätzt, doch sein Magen dankte es ihm mit einer angenehmen Wärme.
Sie standen abwechselnd Wache. Bald dämmerte ein trüber Morgen herauf. Zum Frühstück gab es Kornfladen. Dann bepackten sie die Esel nach der Art der Becherleute und marschierten in südliche Richtung. Dort mußte der Fluß sein.
Ashe übernahm die Führung, Ross zog die Esel hinter sich her, und McNeil machte den Schluß.
„Ein Holzfeuer“, sagte Ashe, nachdem sie zwei Drittel der Strecke zurückgelegt hatten.
Ross schnupperte und nahm Ebenfalls den Brandgeruch wahr. McNeil nickte Ashe zu und verschwand zwischen den Bäumen.
Sie warteten auf seine Rückkehr. Ross war zumute, als säße er mitten in der Ewigkeit. In England waren sie nicht die einzigen Becherleute gewesen, aber hier kam Ross Murdock sich vor wie der erste Mensch.
Ein Eichhörnchen huschte als dunkelroter Punkt an einem Baumstamm hinauf, kletterte vorsichtig wieder tiefer und betrachtete die Eindringlinge aus einer fremden Welt mit großen, neugierigen Augen. Einer der Esel schüttelte schnaufend den Kopf, und das Eichhörnchen verschwand wie ein Blitz in der Baumkrone.
Bis auf ein undefinierbares Geräusch, das sich wie menschliche Stimmen anhörte, war es still. Sollte es in dieser Urlandschaft überhaupt so etwas wie menschenähnliche Wesen geben?
Ross berührte den Arm von Ashe und deutete mit einer Kopfbewegung in die Richtung, aus der das Geräusch kam.
McNeil kam zurück. So leise wie er vorhin zwischen den Bäumen untergetaucht war. „Wir haben Gesellschaft“, flüsterte er.
„Angenehme Gesellschaft?“ flüsterte Ashe.
„Ortsansässige, aber noch eine Schattierung wilder als die in der Filmaufzeichnung. Ich glaube nicht, daß sie jemals etwas von Händlern gehört haben oder sich unter diesem Beruf etwas vorstellen können.“
„Wie viele?“
„Schätzungsweise drei bis vier Familien. Die Männer sind wohl auf der Jagd. Zehn Kinder und sechs, sieben Frauen habe ich gezählt. Ihrem Aussehen nach zu urteilen, haben sie in der letzten Zeit nicht viel Glück gehabt.“
„Dann ist es möglich, daß ihr Glück und unser Glück genauso überraschend kommt“, sagte Ashe. „Wir werden uns hier niederlassen und Kontakt mit ihnen aufnehmen.“
9.
Ashe machte einen Abstecher in das Lager der Nachbarn und hob zum Zeichen des Friedens beide Hände. Dann bedeutete er dem Stammesältesten, der mit seinen Leuten von der Jagd zurückgekehrt war, ihm zu folgen.
Die Leute folgten
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