TS 78: Operation Vergangenheit
entging dem sicheren Tod nur, weil er sich vorgebeugt hatte, um Reisig ins Feuer zu werfen. Blitzschnell erfaßte er die Situation, kippte das Wasser des Ledereimers in die Glut und rollte sich zur Seite.
Ross und Murdock warfen sich hinter dem nächsten Gebüsch nieder. Auf dem Bauch krochen sie auf die Lichtung zu. Dort waren sie zwar besser zu sehen, doch auch sicher vor Überraschungen.
„Ashe!“ flüsterte Ross und hörte McNeil sagen: „Er weiß schon, was er tut. Er ist der beste Mann.“
Sie schlängelten sich vorsichtig weiter, den Dolch in der Hand. Sie achteten auf jedes Geräusch. Ross Murdock hatte das Gefühl, aufspringen zu müssen, um blindlings mit dem Dolch herumzufuchteln. Aber er hatte gelernt, sich zu beherrschen. Ob der Gegner sie sah oder nicht, sie durften kein Geräusch verursachen und mußten weiterkriechen.
Silbern schimmerte der Fluß durch die Sträucher, deren Zweige über dem Wasser lagen. In diesem Land hielt sich der Winter lange, das bekundeten die Schneereste an schattigen Stellen.
Ross richtete sich unwillkürlich auf, als ein Schrei durch die Nacht gellte.
„Das war einer der Esel“, flüsterte McNeil.
„Wohin jetzt?“ fragte Ross.
„Über den Fluß. Da ist eine seichte Stelle.“
Sie krochen nach Süden, richteten sich auf und rannten in geduckter Haltung weiter.
Von der Sandbank, die sie vor zwei Tagen entdeckt hatten, war nichts mehr zu sehen. Der Fluß führte Hochwasser. So konnten sie den Verlauf der Sandbank nur erraten. Gestern noch hatte Ross entwurzelte Bäume durch das Wasser schießen sehen. Am Tage konnte man wenigstens ausweichen – doch mitten in der Nacht?
McNeil stieß den Schrei eines Wolfes aus und bekam wenige Sekunden später Antwort. Ashe befand sich weiter flußabwärts. Er kam näher. Dann wateten sie zu dritt durch den Fluß. Der Druck des eisigen Wassers war so stark, daß Ross fühlte, wie unter seinen Füßen den Sand weggerissen wurde. Glücklicherweise machten sie mitkeinem Baumstamm Bekanntschaft, denn das hätte sie das Leben gekostet.
Nach der glücklichen Überquerung des Flusses wandten sie sich wieder nach Süden den Bergen zu.
Ross ging hinter McNeil und Ashe her. Er zitterte vor Kälte, fühlte sich aber nach dem eisigen Bad einigermaßen sicher. Zu sicher. Diesmal warnte ihn kein Vogelschrei. Er blickte wohl nach rechts und links, es fiel ihm aber nicht ein, den Kopf zu wenden. Das war sein Pech. Plötzlich sah er eine gleißende Helligkeit vor seinen Augen und im Bruchteil einer Sekunde rabenschwarze Nacht …
Als er die Augen öffnete, war das Licht wieder da, und mit ihm ein rasender Schmerz, der sich auf den Kopf konzentrierte. Er tastete mit der Hand nach seiner Stirn und fühlte eine klebrige Nässe.
„Assha!“ Er glaubte, es laut zu schreien, hörte aber nicht einmal seine eigene Stimme. Er befand sich in einem Tal; ein Wolf mußte ihn angesprungen haben. Ein Wolf? Nein, der Wolf war tot. Doch woher kam dieses schauerliche Heulen?
Ross riß gewaltsam die Augen auf. Die Sonnenstrahlen brannten schmerzend in seinem Gesicht. Er drehte den Kopf herum und versuchte sich aufzurichten. Er mußte weg, mußte flüchten vor dem Unbekannten. Aber wohin? Die Sonne verschwand. Wieder der Nebel vor seinen Augen. Erst nach und nach verflogen die Nebelschwaden, und Ross konnte einzelne Bilder wahrnehmen.
Er sah, daß sich etwas auf ihn zubewegte, eine vierbeinige Kreatur mit einer über den Lefzen hängenden roten Zunge. Doch ein Wolf, dachte Ross. Diese verdammte Schwäche! Das Biest kam immer näher auf ihn zu, knurrte, stieß die Schnauze vor und folgte ihr ruckartig. Hoffentlich werde ich ohnmächtig, ehe mir das Biest an die Kehle springt, dachte Ross und schloß die Augen.
Jetzt war das Knurren ganz nahe. Ross spürte eine Zunge über sein Gesicht streichen. Dann hüllte ihn ein ohrenbetäubendes Gebell ein, das wie Paukenschläge in seinem Kopf dröhnte. Gott sei Dank, ein Hund, dachte er nur. Dann hörte er ein plätscherndes Geräusch und spürte, daß ein Guß eisigen Wassers seinen Kopf traf. Ein bärtiges Gesicht näherte sich ihm. Er fühlte zwei Hände auf seinen Schultern, die ihn so stark durcheinanderrüttelten, daß er sofort wieder das Bewußtsein verlor.
Als er zum zweitenmal erwachte, war es Nacht, und er hatte irrsinnige Kopfschmerzen. Er tastete mit den Händen herum und stellte fest, daß er auf einem Haufen Felle lag und mit einem davon zugedeckt worden war.
„Assha …“ Wieder hörte er seine
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