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TS 78: Operation Vergangenheit

TS 78: Operation Vergangenheit

Titel: TS 78: Operation Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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ihm in respektvoller Entfernung. Anscheinend hatten sie doch schon etwas von den Becherleuten gehört. Die Nachricht von der Anwesenheit der Fremden verbreitete sich mit Windeseile, nach und nach trafen die Vertreter zweier weiterer Familienstämme ein. Jedem kredenzte Ashe mit feierlicher Miene den Bronzebecher.
    Sie zeigten sich in ihren Handelsabschlüssen sehr großzügig und biederten sich vollendet an. Sie zogen mit den Männern auf die Jagd, um die nähere Umgebung zu erforschen und vielleicht durch einen Zufall auf die Basis der Russen zu stoßen.
    Ross Murdock war gerade von der Jagd zurückgekehrt. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und trank einen Schluck eiskaltes Flußwasser. „Wenn die Russen nicht als Händler auftreten“, sagte er, „welche Maske könnten sie dann gewählt haben?“
    McNeil zuckte die Achseln. „Vielleicht sind sie Fischer oder ein nomadisierender Jägerstamm.“
    „Dann müßten sie Frauen und Kinder haben.“
    „Warum sollte das unmöglich sein, Murdock? Du bist ja auch nicht ganz freiwillig zu uns gekommen – oder?“
    „Das gerade nicht, aber … aber ich habe mich ausgezeichnet eingelebt.“
    McNeil lachte.
    „Ich glaube nicht, daß sie herumziehen, sondern eher daran, daß sie als Siedler auftreten. Würden sie nämlich herumziehen, müßten sie ihre ganze Basis mitnehmen, und das ist unmöglich.“
    „Das stimmt, Murdock. Doch leider haben wir weit und breit keine Hütte gesehen, geschweige ein Rauchsignal.“
    „Vielleicht haben sie sich unter der Erde verkrochen?“
    Wie richtig diese Vermutung war, erfuhren sie noch in der gleichen Nacht. Ashe war zurückgekehrt.
    „Wieder eine neue Geisterverschwörung“, meldete er mit schwachem Lächeln.
    „Geisterverschwörung? Das scheint eine Spezialität der Russen zu sein, wie? Zuerst die Stimme des Großen Lurgha und jetzt Gespenster. Was treiben diese Gespenster, hm?“
    „Sie hausen in einem felsigen Gelände südöstlich von hier. Selbstverständlich ist dieses Gelände für alle Leute streng tabu. Wir folgten einem Wisent, bis sich seine Spur im Geisterbezirk verlor. Da befahl uns Häuptling Ulffa, sofort die Jagd abzubrechen und schleunigst zu verschwinden. Sie glauben, daß der Jäger, der das Gebiet betritt, nie wieder zum Vorschein kommt oder zumindest von den ,Geistern’ gezeichnet ist. Das wäre ein Punkt.“ Er setzte sich neben dem Feuer nieder und hielt seine klammen Hände der Glut entgegen. „Der zweite Punkt ist ein wenig unangenehmer. Vor ungefähr einer Woche hat es zwanzig Meilen südlich von hier ein Händler-Lager gegeben. Dieses Lager wurde vernichtet. Sicher eine Verwechslung.“
    „Na, vermutlich stecken die ,Geister’ dahinter“, murmelte Ross.
    „Es sieht so aus, als wäre das Lager von einem fremden Stamm überfallen worden, und zwar des Nachts.“
    McNeil pfiff durch die Zähne.
    „Man wollte dem Überfall wohl ein geisterhaftes Gepräge geben.“
    „Ähnlich wie dem Zorn des Großen Lurgha“, meinte Ross.
    „Ich würde sagen, daß wir uns vorerst keiner Jagdgesellschaft mehr anschließen“, entgegnete McNeil. „Es ist leicht, einen Jäger mit dem Wild zu verwechseln.“
    „Das ging mir heute nachmittag einige Male durch den Kopf“, gestand Ashe. „Oberflächlich betrachtet, sind diese Leute nur harmlose Jäger. Doch ihr Gehirn arbeitet anders als das unsere. Wir wollen sie aushorchen, brauchen aber nur eine falsche Frage zu stellen, und schon werfen sie uns den Geistern zum Fraß vor. Ich glaube, wir richten unser Lager gemütlicher ein und rühren uns vorerst nicht von der Stelle.“
    „Sollten wir uns nicht das Lager unserer bedauerlichen Vorgänger ansehen?“ fragte McNeil. „Wir könnten bei Nacht in Richtung der Geisterberge ziehen. Dann denkt Ulffa, wir hätten unser Lager abgebrochen und wären weitergewandert.“
    „Hört ihr das?“ fragte Ross Murdoch plötzlich.
    Ashe und McNeil brauchten nicht ihre Ohren anzustrengen. Es war der Ruf eines Vogels.
    „Wir brechen auf“, sagte Ashe leise.
    Wieder der langgezogene Vogelschrei. Das war ein Signal!
    „Binde die Esel los, Murdock. Sie sollen nicht verhungern, denn wir wissen nicht, ob wir sie wiedersehen.“
    McNeil verbarg die eisernen Rationen unter seinem Umhang und tat, als ginge er zum Fluß, um eine Kanne Wasser zu schöpfen. Dort traf er mit Ross zusammen.
    Entweder hatten sie eine verdächtige Bewegung gemacht oder der Feind war ungeduldig – ein Pfeil zischte aus den Bäumen hervor, und Ashe

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