TS 78: Operation Vergangenheit
waren eisverkrustet. Aber das Loch war nicht so tief, wie es von oben aussehen mochte. Er konnte seine Hände auf die Kante legen.
Noch nie im Leben war Ross ein Klimmzug so schwergefallen, aber er schaffte ihn, blieb keuchend am Rand des Grabes liegen. Unter keinen Umständen durfte er den gleichen Weg benutzen, den er hergekommen war.
Er entdeckte eine Spur, die vor einem dunklen Punkt endete, der von weitem wie ein Maulwurfshaufen aussah. Die Augen auf den Punkt gerichtet, rannte er los. Der Punkt wurde größer; Ross erkannte die Tür, beschleunigte seine Schritte und warf sich mit dem ganzen Körpergewicht dagegen.
Die Tür gab nach; Ross taumelte in einen mit bläulichem Licht durchwobenen Raum. Da war noch eine Tür. Ross spürte die angenehme Wärme nicht sofort; sie drang erst nach und nach durch seine vereiste Hautkruste. Dann atmete er gierig die lebenspendende, warme Luft ein, wobei sein Körper förmlich zu dampfen begann. Er wußte, daß er jeden Augenblick ohnmächtig werden konnte. Bis dahin mußte er ein Versteck gefunden haben. Sicher würde einer der Wächter noch einmal in das Grab blicken und feststellen, daß sich die ,Leiche’ davongemacht hatte.
Ein jäher Schüttelfrost ergriff von seinem Körper Besitz – das war die Reaktion. Sein Körper taute auf, scheuchte die Kälte aus dem Knochenmark.
Im zweiten Raum sah er eine breite Stiege, die nach oben und nach unten führte.
Ross kletterte mühsam nach oben.
Das Innere des Maulwurfshügels schien nur der Vorraum einer Anordnung weiterer Räumlichkeiten zu sein. Ross blieb auf einemTreppenabsatz stehen. Das war der Ausgangspunkt zu einer Reihe Korridore. Er hörte ein Geräusch. Es klang, als bewege sich ein Lebewesen. Er horchte, aus welcher Richtung es kam, ging ein paar Schritte, blieb keuchend stehen und lehnte sich an die Wand. Sie gab sofort nach. Ross gestikulierte mit den Armen, berührte eine weiche Masse und sauste hindurch!
Er landete auf einer ebenso weichen Unterlage, fühlte einen Stich in der Hüfte und einen weiteren in seinem Oberarm. Dann begann sich alles vor seinen Augen zu drehen, und er schlief den tiefen Schlaf der Erschöpfung.
Wilde Träume plagten ihn. Er riß die Augen auf, schloß sie aber wieder, um besser nachdenken zu können. Nach und nach dämmerte ihm die Erkenntnis, daß Rossa, der Bechermann, und Ross Murdock ein und dieselbe Person waren.
Wieder öffnete er die Augen, sah eine gewölbte, blaue Decke über sich, deren Ränder einen Stich ins Graue hatten. Zum erstenmal hatte Ross keine Kopfschmerzen mehr. Er betastete die Narbe auf seiner Stirn und spürte auch hierbei keine Schmerzen.
Er hob den Kopf und blickte um sich. Er lag in einem wiegenähnlichen Metallgestell und fühlte sich so wohl wie noch nie im Leben. Keine Kälte, keinen Hunger – so mußte einem mit sich und der Welt zufriedenen Säugling zumute sein.
Doch gerade dieses behagliche Gefühl machte ihn letzten Endes unruhig. Er durfte auf dieser weichen Masse, die sich wie Schaumgummi anfaßte, nicht länger liegenbleiben. Er schwang die Beine aus dem merkwürdigen Gestell; ein scharfes Klicken ließ ihn den Kopf herumreißen. Die Tür eines Wandschranks öffnete sich einladend. Er fand dort ein zusammengeschnürtes Päckchen, öffnete es und hatte ein grünes Stoffbündel in der Hand. Auf den zweiten Blick war es ein Gewand. Es war aus einem Stück gearbeitet. Man konnte hineinsteigen, es über die Schultern ziehen und am Kragen schließen. Sogar das Polster für die Fußsohlen war eingenäht.
Sein Kopf war jetzt völlig klar; er konnte sich an jede Phase seines Sturzes durch die Wand erinnern. Er hatte nicht nur einen, sondern zwei Zeitposten passiert. War dies der dritte? War er nach wie vor ein Gefangener? Warum hatten sie ihn erst ins Grab geworfen? Bei Licht besehen, war die bisherige Flucht verhältnismäßig einfach gewesen. Aber er konnte nicht eins mit dem andern in Verbindung bringen.
Ein weiteres Geräusch erregte Ross’ Aufmerksamkeit. Er blickte über die Schulter und sah die Wiege zu einem Drittel ihrer Größe zusammenklappen. Das Armaturenbrett vor der einen Wand erinnerte an die Kontrollschaltungen eines Helikopters. Es hatte eine Ähnlichkeit mit den Instrumenten des Helikopters, in dem Ross Murdock seine erste Reise gemacht hatte. Ein Verdacht stieg in ihm auf: Sollte ihn der Zufall zu jener russischen Basis geführt haben, die Major Kelgarries und Millaird ein Dorn im Auge war?
Ross Murdock durchsuchte die
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