TS 78: Operation Vergangenheit
verbrannte Haare.
Immerhin war er diesem feurigen Zirkel entkommen. Sein Pferd galoppierte zur Baumgruppe und dann zur Wiese zurück.
Einer der Reiter überholte ihn, bückte sich und bekam den Zügel seines Pferdes zu fassen. So war das Pferd wenigstens nicht mehr selbständig.
Der Galopp wurde zum leichten Trab und schließlich hielten sie ganz. Die Beine der Reiter waren mit dem weißen Schaum der Pferderücken bedeckt.
Der Mann, der Ross Murdock wieder aufgegriffen hatte, machte jetzt einen freundlicheren Eindruck. Er murmelte etwas und blickte nach der Rauchwand hinter den Bäumen.
Wenn man ihm die Schuld an Foscars Tod in die Schuhe schob, so konnte das auch für Ross Murdock das baldige Ende bedeuten.
Diese Vermutung lag durchaus nahe. Doch andererseits hatte er während dieses Rittes den Beweis erbracht, daß ihn nicht sein ,Häuptling’ erwartete, sondern ein gemeinsamer Feind.
Aber darauf durfte er sich nicht allzusehr verlassen. Er war immer noch ein Gefangener der Axt-Menschen, dankte aber dem Himmel, daß er nicht in die Hände der kürbisköpfigen Fremden gefallen war. Für diese Wesen stand die irdische Menschheit bestimmt nicht viel höher im Kurs als die Tiere des Waldes.
Nach kurzer Verschnaufpause – Ross Murdock hatte nicht viel davon, weil er auf dem Pferd sitzenbleiben mußte, ritten sie weiter.
Erst kurz vor Einbruch der Dunkelheit erfüllte sich Ross’ Hoffnung, endlich von den Fesseln befreit zu werden.
Der Mann, der ihm die Fesseln abnahm, betrachtete ihn mit unverhohlener Ehrfurcht. Er hatte gesehen, daß Ross Murdock direkt aus den Flammen galoppiert kam. Warum wies sein Anzug keine Spuren von Verbrennungen auf? War sein eigenes Gewand nicht nur noch ein verkohlter Fetzen?
In respektabler Entfernung nahm der Mann Platz und blickte scheu zu Ross hinüber. Er fürchtete seine Unverwundbarkeit.
Nach und nach trafen die andern Reiter am Rande des Gehölzes ein – zuletzt Ennar und Tulka mit dem toten Häuptling.
Jeder der Männer ging an ihm vorüber und berührte noch einmal seine rechte Hand.
Dann sprach Ennar, und seine Stimme hatte alles Kindliche verloren. Er betonte jedes Wort.
Ross Murdock verstand nur Bruchstücke der Ansprache, aber was er verstand, genügte ihm:
„… soll Foscar verbrannt werden … wird ein Sklave mit ihmsterben … sein bestes Pferd … seine treuen Hunde … auch hinter den Wolken wird der Sklave vor seiner Stimme zittern …“ Ross Murdock wußte, wer dieser Sklave sein sollte.
17.
Die Vorbereitungen zum Begräbnis wurden noch in der gleichen Nacht getroffen. Sie errichteten einen Scheiterhaufen, und das Wehklagen der Frauen in den Zelten nahm kein Ende. Ross stand unter strenger Bewachung und sah diesem Treiben zu. Ennar hatte das Kommando des toten Stammesfürsten übernommen, der ein Blutsverwandter von ihm war.
Ross Murdock sah den Scheiterhaufen wachsen. Man führte ein Pferd herbei: das zweite Opfer! Unweit lag Foscar. Er trug seine besten Waffen und seine beste Kleidung. Ein feierlicher Anblick – leider war Ross weniger feierlich zumute. War das nicht alles nur ein Alptraum? Keine Macht der Welt konnte ihn von diesem Scheiterhaufen in die Gegenwart zurückholen. Teufel, was dachten sich die Herren in der Arktis eigentlich? Sie katapultierten einen Menschen aus dem 20. Jahrhundert in die finsterste Vergangenheit, und er konnte zusehen, wie er mit sich und seiner Umwelt fertig wurde!
Die rein körperliche Erschöpfung schloß ihm die Augen …
„Du schläfst, Sklave von Foscar?“ Eine Hand packte seinen Haarschopf und zog den Kopf hoch. „Keine Angst vor Feuer?“
Angst? Natürlich hatte er Angst. Die Angst war sein treuer Begleiter, er hatte sich beinahe schon an sie gewöhnt, so sehr, daß er mit gutem Recht sagen konnte: „Ich fürchte mich nicht!“
„Wir werden sehen, wenn Flammen dich beißen“, sagte Ennar.
Das Pferd trat zuerst den Gang auf den Scheiterhaufen an. Man hatte zu diesem Zweck eigens eine Art Rampe gebaut. Das Pferd brauchte die Flammen nicht zu fürchten, da es durch einen Axthieb getötet wurde. So erging es auch drei Hunden, die ihrem toten Herrn zu Füßen gelegt wurden. Doch Ross mußte eine schauerliche Zeremonie über sich ergehen lassen. Der Zauberer des Stammes umtanzte ihn. Er hatte eine diabolisch grinsende Maske über den Kopf gestülpt. Ross glaubte noch vor dem Erreichen des Scheiterhaufens wahnsinnig zu werden.
Sein grüner Overall! Hatte er ihn nicht schon einmal vor den
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