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TS 78: Operation Vergangenheit

TS 78: Operation Vergangenheit

Titel: TS 78: Operation Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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dem Häuptling vor die Füße gelegt. Roß fühlte sich klein und hilflos wie ein Kind.
    Foscar, wenn es Foscar war, hatte Muskeln wie ein Bär. Wie ein Bär beugte er sich auch über Ross, so als wolle er die Höhe der Belohnung für Tulka abtaxieren.
    Ross erwiderte seinen Blick und wußte, daß er sich jetzt nur noch mit Worten wehren konnte.
    „Sieh genau hin, Foscar“, sagte er in der Sprache der Waldjäger. „Hoffentlich wird dir mein Anblick nicht langweilig.“
    Foscars blaue Augen weiteten sich, er packte mit einer Hand zu und stellte den Gefangenen auf die Beine. Er schien sich darüber zu wundern, daß Ross Murdock gut anderthalb Köpfe kleiner war.
    „Kind!“ Sein Griff löste sich.
    „Kind?“ Ross brachte ein kurzes Lachen zustande. „Frage Tulka! Ich bin kein Kind, Foscar. Tulkas Axt und Messer gehören mir!“
    Foscars Mundwinkel verzogen sich zu einem breiten Grinsen. „Scharfe Zunge … Tulka verloren Messer und Axt? So!“ Er rief über die Schulter: „Ennar!“
    Ein Mann trat vor. Er war kleiner und sah wesentlich jünger aus als sein Häuptling.
    Wie die andern Männer trug er Dolch und Streitaxt an seinem Gürtel, zwei Ketten um seinen Hals und kupferne Armbänder. Ross hielt ihn für einen Verwandten des älteren Mannes.
    „Kind!“ Foscar ließ seine Hand auf Ross’ Schulter fallen. „Kind!“ Er zeigte auf Ennar, der feuerrot wurde. Dann wieder zu Ross: „Du nimmst Axt und Messer von Ennar, wie du genommen Axt und Messer von Tulka.“ Er machte ein Zeichen, und jemand schnitt Ross’ Fesseln durch.
    Ross massierte seine Handgelenke.
    „Nimm jetzt Axt und Messer!“ Foscar trat zurück; die Männer bildeten einen Halbkreis.
    Ennar würde die Schande „Kind“ nicht auf sich sitzen lassen wollen. Ross fühlte sich unbehaglich, als er Ennar nach der Axt greifen sah. Tulka sagte etwas zu dem Häuptling, worauf dieser Ennar anbrüllte, dessen Hand so rasch von der Axt wegzuckte, als wäre sie glühend heiß. Demnach mußte es sich wohl doch um ein verhältnismäßig faires Spiel handeln. Und Ennar mußte es gewinnen, um die Beleidigung „Kind“ loszuwerden. Aber gewinnen mußte auch Ross, um sein Leben zu retten.
    Sie umtänzelten sich wie Ringkämpfer vor dem ersten Ausfall.
    Während seiner harten Ausbildungszeit hatte Ross oft mit Ashe gekämpft, einen Kampf, in dem so ziemlich alle Griffe erlaubt waren. Aber auf diese Duelle konnte man sich vorbereiten, denn sie standen auf dem Dienstplan. Doch in diesem Fall war Ross alles andere als vorbereitet. Er aber mußte ganz einfach gewinnen, oder der Teufel mochte wissen, was ihm sonst blühte.
    Zurufe seitens der Umstehenden trieben Ennar in die erste Attacke. Er duckte sich, doch Ross duckte sich noch tiefer. Sie richteten sich auf. Ross benutzte einen Trick. Er rannte auf Ennar zu und warfsich dicht vor dessen Füßen zu Boden, so daß sein Gegner über ihn hinwegstürzte. Wäre Ross bei Kräften gewesen, hätte der Kampf hiermit sein Ende gefunden. Doch als er sich herumwälzte, stand Ennar schon wieder auf den Beinen und wandte die gleiche Taktik an. Ross stolperte über ihn hinweg, doch seine Hände berührten nicht den Boden. Da spürte er einen Griff an seinem rechten Fußgelenk. Fallübung rücklings! durchzuckte es ihn. Er breitete die Arme aus und ließ sich wie ein Judo-Kämpfer zu Boden fallen und beförderte auch Ennar mittels einer Beinschere zu Boden.
    Beide waren gleichzeitig auf Händen und Knien, starrten sich an wie wilde Tiere. Was geschieht mit mir, wenn ich ihn besiege? dachte Ross. Doch dieser Augenblick lag noch in weiter Ferne. Staub wirbelte auf, als sie gleichzeitig in die Höhe sprangen, sich umklammerten und dann sofort wieder auf dem Boden wälzten. Die Männer schrien sich die Kehlen heiser, und Ross hörte immer wieder den Refrain: „Kind! … Kind! … Kind!“
    Endlich spielte Ross seinen letzten Trumpf aus. Die Entscheidung mußte fallen. Je länger der Kampf dauerte, um so geringer die Aussicht, ihn zu gewinnen.
    Er verschränkte die Hände und ließ sie mit voller Wucht auf Ennars Nacken sausen.
    Ennar stürzte mit dem Gesicht in den Staub; Ross folgte ihm Sekunden später …

 
16.
     
    Er lag auf dem Rücken und starrte die Zeltwand an. Sein ganzer Körper schien eine einzige Beule zu sein. Schluß mit der Vergangenheit, Schluß mit der Zukunft; nur die Gegenwart zählte noch. Sein Sieg über Ennar hatte auf die Männer nicht den Eindruck gemacht, den er sich versprochen hatte. Daß er noch

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