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TS 78: Operation Vergangenheit

TS 78: Operation Vergangenheit

Titel: TS 78: Operation Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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lebte, war ein kleines Wunder. Allerdings war das Wunder kaum lebenswert zu nennen. Seine Handgelenke waren an einen Pfahl gebunden und seine Fußknöchel an einen andern. Er konnte nur den Kopf hin und her bewegen. Ein Sklave mit schmutzigen Fingern krümelte ihm Nahrung in den Mund. Er war ein Ochsentreiber, den die Reiter irgendwo gefangengenommen hatten.
    „He! Nehmer der Streitaxt und des Messers!“ Eine Fußspitze tippte an seine Rippen. Er stöhnte laut auf. Ennar beugte sich über ihn. Ross war froh, als er sah, daß Ennar auch etwas abbekommen hatte. „He! Krieger!“ antwortete Ross heiser.
    „Scharfe Zungen sollten abgeschnitten werden“, sagte Ennar und zog das Messer.
    Ross erschrak zutiefst. Es sah aus, als würde Ennar seine Drohung in die Tat umsetzen!
    Aber er schwang das Messer nur, um Ross die Fesseln durchzuschneiden.
    „Aufstehen!“
    Das war leicht gesagt. Ross hatte die Arme noch immer über dem Kopf. Sie blieben liegen, als gehörten sie einem andern. Ohne Ennars Hilfe wäre er niemals auf die Beine gekommen – und als er endlich auf den Beinen stand, stürzte er der Länge nach hin.
    Ennar winkte zwei Sklaven herbei, die Ross aus dem Zelt trugen und vor dem Lagerfeuer absetzten. Eine Gruppe von Männern saß laut debattierend herum. Sie hatten sich schon ziemlich in Hitze geredet und griffen nach ihren Messern, um ihre Argumente zu unterstreichen. Ross verstand kein Wort, konnte sich aber vorstellen, daß seine Person zur Debatte stand.
    Ross blieb hocken, wo ihn die Sklaven abgesetzt hatten.
    Die Diskussion nahm kein Ende. Ross hatte die Beine angezogen und die Stirn auf die Kniescheiben gelegt. Niemand verbot ihm diese Haltung.
    Schließlich kam Ennar auf ihn zu und überbrachte eine Nachricht: „Häuptling, er wird uns geben viele gute Dinge für dich. Foscar dich zu ihm bringen wird.“
    „Mein Häuptling ist nicht hier!“ protestierte Ross schwach. „Mein Häuptling sitzt am Ufer des Salzwassers und wartet. Er wird ärgerlich sein, wenn ich nicht komme.“
    „Häuptling sich freuen wird mit Foscar, wenn du wieder in seiner Hand. Ich denken, das gefällt dir nicht?“
    „Das denke ich auch“, erwiderte Ross.
    Die restliche Nacht verbrachte er zwischen dem wachsamen Ennar und einem anderen Wächter. Sie waren so menschlich gewesen, ihm nicht wieder die Fesseln anzulegen.
    Am nächsten Morgen gab man ihm gekochten Fisch aus einem irdenen Topf.
    Dann befahl man ihm, auf ein Pferd zu steigen, fesselte seine Fußgelenke unter dem Bauch des Pferdes. Tulka nahm die Zügel, Ennar ritt neben ihm.
    Sie ritten in nordöstliche Richtung. Die weißgrünen Bergzacken stießen scharf in den Morgenhimmel.
    Obwohl Ross Murdock seinem Orientierungssinn mißtraute, glaubte er festzustellen, daß sie sich in Richtung des Dorfes bewegten, das die Besatzung des Raumschiffes überfallen hatte. Standen die Reiter mit den Fremden in irgendeiner Verbindung?
    „Wo ist der andere Häuptling?“ fragte er Ennar.
    „Häuptling kam in unser Lager. Vor drei, vier Nachtwachen. Er mit Foscar gesprochen.“
    „Was hat er gesprochen? Von der Jagd oder …?“
    „Nein, nicht von Jagd. Ich weiß nicht mehr, was er gesprochen.“
    „Aber du hast ihn verstanden.“
    „Ja, ich und wir alle gut verstanden.“
    Ross wunderte sich. Wie konnte der Fremde mit einem primitiven Stamm sprechen, der von seiner Zeit einige tausend Jahre entfernt war? Kannten die Leute der Schiffsbesatzung auch schon das Geheimnis der Zeittransmission? Hatten sie ihre eigenen Stationen errichtet?
    „Sieht dieser Häuptling so aus wie ich?“
    „Er tragen den gleichen Stoff.“
    „Das mag sein. Aber wie sieht er sonst aus?“
    „Anders wie du. Du siehst aus wie Jäger – er keine Haare und Gesicht ganz glatt.“
    „Hast du ihn auch gesehen?“ fragte Ross eifrig.
    „Ja, ich ihn sehen. Im Lager. Er mit Foscar sprechen und machen Zauber mit Feuer. Er sagen, alles verbrennen, wenn wir ihm Mann nicht geben. Wir sagen, wir keinen haben. Er uns versprechen viele gute Dinge, wenn wir finden Mann.“
    „Aber ich gehöre nicht zu ihnen“, warf Ross ein. „Du siehst, ich habe Haare und sehe ganz anders aus. Diese Menschen sind böse …“
    Ennar wußte für alles eine passende Antwort.
    „Du kannst sein Sklave. Sie dich einmal gefangennehmen und dich jetzt zurück haben wollen.“
    „Auch meine Leute sind mächtig“, sagte Ross. „Reite mit mir zum Salzwasser, dort wirst du mehr gute Dinge bekommen, als du von dem Fremden erhalten

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