Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 79: Der Mars-Robinson

TS 79: Der Mars-Robinson

Titel: TS 79: Der Mars-Robinson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rex Gordon
Vom Netzwerk:
das gesamte Stromnetz zerstört worden war. Die Batteriezellen befanden sich im Maschinenraum. Durch das Periskop hatte ich mich überzeugen können, daß dieser Teil der Rakete den Aufprall verhältnismäßig gut überstanden hatte. Dafür waren die Raketenmotoren und die Treibstofftanks restlos unbrauchbar. Natürlich war keine Glühbirne mehr heil, doch als Reserve hatten wir eine ganze Menge mitgenommen und so aufbewahrt, daß ihnen auch starke Erschütterungen nichts ausmachten. Sie lagen in der Kombüse – doch wo war die? Ich klettertedie Leiter hinauf und kam mir vor wie ein Taucher in tintenschwarzem Wasser, der einen bestimmten Gegenstand suchen soll. Daß das Stromnetz noch in Ordnung war, bewies mir ein elektrischer Schlag.
    Auf Irrwegen gelangte ich in die Kombüse, und es gab kaum eine Körperstelle, an der ich keine Beule hatte. Zum erstenmal kam mir die geringere Schwerkraft dieses Planeten zu Hilfe. Ich konnte Klimmzüge machen, die ich auf der Erde nicht fertiggebracht hätte.
    Dann fand ich den Schrank und zog sämtliche Schubfächer auf. Als es klirrte, hatte ich das Fach mit den Glühbirnen gefunden. Nur eine war noch heil, eine einzige. Doch als sie brannte, hätte ich sie am liebsten gleich wieder aus der Fassung gedreht. Der Anblick bot ein einziges Chaos. Unter allem möglichen Gerümpel sah ich meinen Raumanzug, der mich an eine halb von Schrott begrabene Leiche erinnerte.
    Ich rutschte hinunter, um den Anzug zu untersuchen. Er war prall gefüllt. Da gab es nur eine Möglichkeit: Der Anzug war dicht, weniger wurde nur die Luft in der Rakete.
    Ich kletterte zu der Stelle, wo sich die Öffnung des Sauerstoffgebläses befand, und fühlte einen unmerklichen, doch steten Luftstrom. Ich drehte das Rädchen weiter nach links und hielt mein Gesicht vor die Öffnung. Der Luftstrom wurde weder stärker noch schwächer. Der Druck in meiner Kapsel konnte nur wenig höher sein als draußen, wenn auch wesentlich reicher an Sauerstoff.
    Ich erhob mich aus meiner kauernden Stellung und kehrte zu Maxwells Couch in den Kontrollraum zurück. Dort legte ich mich hin und dachte nach. Sicher würde ich den Tod kaum spüren.
    Jene Männer, die den Gipfel des Mount Everest erstiegen hatten, trugen Sauerstoffmasken. Sie atmeten zwar die dünne Luft, reicherten sie jedoch mit Sauerstoff an. Die atmosphärischen Verhältnisse auf dem Mount Everest und dem Mars hielten sich ungefähr die Waage. Wenn ich bedachte, daß ich auch über die Sauerstoffration der Toten verfügen konnte, so würde ich unter Umständen Jahre auf dem Mars aushalten können. Daß die Atmosphäre vergiftet sein könne, daran wagte ich vorerst nicht zu denken, sonst wäre mein Hoffnungsschimmer sofort wieder erloschen.
    Wenn ich aber den Sauerstoff sparsam anwenden wollte, so mußte ich mir ein Atemgerät bauen.
    Mit diesem Gedanken schlief ich ein, doch irgendein Geräusch weckte mich, und ich wußte zunächst nicht, wo ich mich befand. Als ich es begriff, hätte ich vor lauter Verzweiflung bald losgeheult. Ich war der einsamste Mensch des Universums.
    Die Kälte jagte mich hoch. Ich begann herumzuwandern, soweit das in der engen Kapsel möglich war.
    Mit Energie und Ausdauer nahm ich den Bau der Sauerstoffmaske in Angriff. Zunächst zerlegte ich den Raumanzug in seine einzelnen Bestandteile. Der Sauerstoffzylinder war äußerst wertvoll. Ich schnitt Haltegurte zurecht und fabrizierte ein Monstrum von Maske, die ich mir vor das Gesicht binden konnte. Dann baute ich noch eine rucksackähnliche Tragevorrichtung für die Sauerstoff-Flasche.
     
    Es war. ein erhebender Augenblick, als ich die Innenluke der Druckkammer öffnete. Wo die Außenluke war, konnte ich nur fühlen. Ich zog sie auf und kletterte hinaus, wobei ich mich in der Höhe verschätzte und recht unsanft auf Knien und Ellenbogen landete.
    Blendendes Licht. Meine Augen brauchten lange, um sich daran zu gewöhnen.
    Feste Erde, allerdings ziemlich staubig. War ,Erde’ überhaupt der richtige Ausdruck auf dem Mars? Ich rappelte mich auf. Der Raketenrumpf stand bedrohlich schräge über mir, und ich sprang unwillkürlich zur Seite.
    Mit einem seltsamen Gemisch von Neugier und Verzweiflung blickte ich in die Runde. Wenn auf der Erde der Horizont nur zwei Meilen weit entfernt scheint, so bedeutet das ansteigendes Gelände. Auf einer flachen Ebene kann man bequem fünf Meilen weit blicken. Dieses Gelände war flach, und dennoch sah ich den Horizont in einer Entfernung von nur zwei

Weitere Kostenlose Bücher