TS 80: Spähtrupp der Vergangenheit
wissen.“
„Sind wir Gefangene?“ erkundigte sich Travis.
„Jetzt nicht. Das verdanken wir unserem Eingreifen gegen die Tiere. Ein gemeinsamer Feind ist immer noch das beste Argument für den Frieden. Und dann haben wir auch gemeinsame Interessen. Wenn wir irgendwo etwas finden, was Renfry weiterhelfen kann, dann wird das höchstwahrscheinlich in einer Sammlung wie dieser hier sein.“
„Aber wir brauchen bestimmt ein Jahr, bis wir hier nur die oberste Schicht studiert haben“, unkte Ross.
„Wir wissen schließlich, was wir suchen, dafür haben wir ein Muster auf dem Schiff. Und alles, was wir während der Suche finden, und von dem wir glauben, daß es unseren geflügelten Freunden nützlich sein könnte, geben wir ihnen.“
Was die Haltung der Flügelmenschen betraf, hatte Ashe recht. Der Häuptling oder Führer, der sie in dem mit Schlingpflanzen bewachsenen Raum empfangen hatte und sie dann in die weite Kammer mit den ,Schätzen’ seines Stammes geführt hatte, machte nicht die geringsten Anstalten, sie an der Rückkehr zum Schiff zu hindern. Aber als sie sich auf den Rückweg machten, begleiteten sie zwei der blauen Flieger, die in einer freundschaftlichen Verbindung mit den Flügelmenschen standen.
Renfry erwartete seine Kameraden voll Ungeduld im Schiff. Nachdem er seiner Erleichterung, sie gesund und unversehrt wiederzusehen, Luft gemacht hatte, begrüßte er sie mit der freudigen Nachricht, daß es ihm gelungen war, den Lauf des Flugbandes durch den Steuerautomaten ausfindig zu machen. Ob er ein anderes Band einfügen oder das jetzige umkehren konnte, wußte er noch nicht.
„Ich weiß nicht, wie man dieses hier zurückspult.“ Er klopfte auf die münzenförmige Scheibe, die am Morgen ihrer Landung aus dem Armaturenbrett gefallen war. „Wenn der Draht abbricht …“ Er zuckte die Achseln.
„Sie möchten also gerne ein anderes zum Üben haben“, nickte Ashe. „Schön, dann wissen wir also, wonach wir morgen suchen müssen.“
„Wenn es so etwas noch gibt.“ Renfry schien nicht davon überzeugt.
*
Am nächsten Morgen fanden sich alle vier – Renfry also eingeschlossen – am Turm. Im hellen Sonnenlicht wirkte die Aufgabe, die Ashe und der Häuptling der Flügelmenschen ihnen gestellt hatte, noch gigantischer.
Das heißt, das war sie, bis die Jungen, Kinder oder Küken der Eingeborenen, begannen, sie zu unterstützen. Travis fand sich plötzlich als der Mittelpunkt eines Schwarms geflügelter Wichte, die ihn alle eifrig beobachteten und hilfsbereit mit Hand anlegten. Der Apache lachte und nickte und hoffte, daß beides Gesten waren, die auch hier als Dank und Aufmunterung erkannt wurden.
Ein großer Teil dessen, was sie entdeckten, untersuchten und beiseitelegten, war entweder im Lauf der Zeit zu sehr beschädigt worden, um noch viel Nutzen zu bieten oder aber für die Terraner völlig unverständlich. Travis zerrte verbissen an den Deckeln vermodernder Behälter und Schachteln, die meist unter seinen Händen zu Staub zerfielen.
Gegen Mittag hatte keiner der vier Erdmenschen, von denen jeder in einem anderen Teil der großen Halle arbeitete, irgend etwas für sie selbst Verwendbares gefunden. Sie trafen sich unter einem Fenster, um ungestört von dem dichten Staub, der über den Schätzen lagerte, einen kleinen Imbiß einzunehmen.
„Ich habe ja gleich gesagt, daß es ein Jahr dauert“, beklagte sich Ross. „Und was haben wir bis jetzt gefunden? Ein wenig Metall, das noch nicht verrostet ist, ein paar Edelsteine …“
„Und das hier“. Ashe hielt eine runde Spule hoch. „Wenn ich mich nicht irre, ist das ein Band. Und es könnte noch intakt sein. Das erinnert mich an etwas, was ich auf dem Schiff gesehen habe.“
„Da kommt der große Häuptling“, sagte Ross und blickte auf. „Du kannst ihn ja fragen, ob er noch mehr davon hat.“
Der Alte, der sie in den Lagerraum gebracht hatte, kam mit seinem Gefolge zur Tür herein. Als er bei den Terranern anlangte, erhoben sich diese. Wenn sie auch über keine gemeinsame Sprache verfügten, konnte Ashe ihnen doch durch Zeichen verständlich machen, wie sie aus einigen der heutigen Funde Nutzen ziehen konnten.
Zuletzt zeigte Ashe dem Alten die Spule, und jetzt schien das Interesse des Häuptlings zu erwachen. Er nahm sie in die Hand und gab einem seiner Leibwächter einen Befehl, worauf dieser eine Kehrtwendung machte und verschwand. Er deutete mit einem Finger auf das rote Band und spreizte dann alle Finger ein paarmal
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