TS 85: Endstation Zukunft
zu. „Das kann ich von hier aus nicht beurteilen. Es kann natürlich sein, daß sich dein Vater nur mit einer Theorie beschäftigt, die sich nicht verwirklichen läßt, aber andererseits könnte er auch etwas Neues entdeckt haben. Ich werde ihn erst einmal untersuchen, dann kann ich dir mehr sagen.“
„Komm bitte so schnell wie möglich. Ich bin völlig am Ende meiner Kräfte! Außerdem hat er für zwölf Uhr ein Experiment vor und dann kann man ihn nur noch unter Lebensgefahr aus seinem Laboratorium herausholen!“
„Ich beeile mich“, versprach er.
„Danke, Richard, und auf Wiedersehen.“
Plötzlich hörte er das Geräusch wieder – als ob sich die Welt in einen riesigen Dynamo verwandelt hätte, auf dem er saß. Dann, als ob das Geräusch ein Signal gewesen sei, streckte Mrs. Fagan, seine Haushälterin, den Kopf aus der Küche.
„Guten Morgen, Herr Doktor. Der Kaffee ist schon fertig und steht auf dem Tisch. Sie werden etwas heißen Kaffee gut vertragen können – heute morgen ist es ja abscheulich kalt!“
Dr. Sheridan stimmte ihr zu, daß es kalt sei. Dann schüttelte er sich und ging frühstücken, wobei er versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, daß er schwitzte.
Alles schien wieder normal zu sein, als er seine Praxis erreicht hatte und an seinem Schreibtisch saß. Dann wurde er plötzlich unruhig und ging im Ordinationszimmer auf und ab. Er wartete auf irgend etwas und wußte, daß es in genau fünfzehn Sekunden stattfinden würde.
Als der Sekundenzeiger seiner Armbanduhr die fünfzehnte Sekunde erreicht hatte, war auch das Geräusch wieder da. Dr. Sheridan tat etwas, was er noch nie getan hatte, solange er praktizierte – er nahm eine Kognakflasche aus dem Schreibtisch und goß sich ein Glas ein. Das Geräusch verschwand, und er widmete sich den wenigen Patienten.
Schließlich war der letzte Kranke behandelt, und Dr. Sheridan konnte in Ruhe über seinen Besuch in Redgrave nachdenken. Er konnte sich immer noch an seinen letzten Besuch erinnern – an dem Tag, an dem Ann ihre Verlobung mit ihm gelöst hatte …
Er begann sein Versprechen zu bereuen – aus zwei Gründen. Der erste war Ann. Wahrscheinlich konnte sie ihn immer noch um den Finger wickeln, wann und wie es ihr Spaß machte. Der zweite war Professor Blackmore. Er versuchte, sich ihn ins Gedächtnis zurückzurufen. Es war einfach unmöglich, daß dieser Mann sich mit Hirngespinsten abgab! Aber anscheinend hatte er sich jetzt doch in eine aussichtslose Sache verrannt – jedermann wußte doch, daß eine Zeitmaschine nicht gebaut werden konnte.
Aber was war, wenn die Menschen verrückt waren und nur Professor Blackmore normal? Vielleicht konnte man doch eine Zeitmaschine bauen! Sheridan saß einige Zeit an seinem Tisch und dachte über das Problem nach.
Dann sah er zufällig auf seine Armbanduhr. Elf Uhr fünfundzwanzig. Und er hatte Ann versprochen, bis elf Uhr dreißig bei ihr zu sein! Er rannte zu seinem Auto und dachte unterwegs wieder an Anns Warnung wegen des Experimentes.
Als er sich noch etwa fünf Kilometer von Redgrave entfernt befand, zeigte seine Uhr zehn Minuten vor zwölf. Er fuhr noch schneller und erreichte das Haus um zwei Minuten nach zwölf Uhr.
Ann erwartete ihn an der Haustür. Sie sah erleichtert aus, als er kam, aber sie schien sich immer noch Sorgen zu machen.
„Ich bin so froh, daß du da bist, Robert. Konntest du nicht früher kommen?“
„Ich bin aufgehalten worden“, antwortete er. „Wo ist denn dein alter Herr – seiner Zeit voraus, was?“
Sie nickte. „Er ist in seinem Laboratorium.“ Sie warf einen Blick auf die großen Fenster im ersten Stock, hinter denen ihr Vater arbeitete.
„Soll ich gleich zu ihm hinaufgehen?“
„Bitte noch nicht gleich. Robert, ich brauche auch einen Arzt. Vielleicht werde ich auch langsam verrückt … Ich höre manchmal ein seltsames Geräusch im ganzen Haus – ein hohes Summen. Manchmal scheint es in mir zu sein. Es ist, als …“ Sie sah ihn unsicher an. „Komm lieber herein. Es hat keinen Sinn, sich auf der Schwelle miteinander zu unterhalten, wenn man es auch gemütlicher haben kann.“
Sie ging hinein, und Sheridan folgte ihr. Im Flur legte er ihr die Hand auf die Schulter. Sie drehte sich um und sah ihn hilfesuchend an. Sheridan nahm ihre Hand – sie war noch kälter als seine eigene.
„Ann, ich habe das Geräusch auch gehört. Es scheint mit einem Traum in Verbindung zu stehen, den ich heute nacht hatte – nur kann ich mich nicht mehr an
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