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TS 85: Endstation Zukunft

TS 85: Endstation Zukunft

Titel: TS 85: Endstation Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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ihn erinnern …“
    Sie wurde blaß und schwankte. Plötzlich lag sie in seinen Armen. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und sie zitterte am ganzen Körper.
    „Oh, Richard! Ich fürchte mich so sehr! Ich habe noch nie soviel Angst gehabt!“
    Die Tatsache, daß sie ihm vertraute und daß sie sich an ihn um Hilfe gewandt hatte, gab ihm seinen Mut und seine Ruhe wieder.
    „Liebling, wenn wir zusammenhalten, dann wird vielleicht alles wieder gut. Ich liebe dich – was auch immer geschehen mag – ich liebe dich.“
    Als sie sich küßten, zitterte das ganze Haus plötzlich, als sei es von einem heftigen Windstoß erschüttert worden. Dann war auch das Geräusch wieder da – diesmal so laut, daß alles zu vibrieren schien. Es wurde immer lauter, bis Sheridan nur noch daran denken konnte, Ann aufrechtzuhalten und sich zur gleichen Zeit zu wundern, daß es immer dunkler wurde.
    Dann war es auf einmal wieder strahlend hell. Sie lebten beide noch, er hielt immer noch Ann in seinen Armen, und draußen schien immer noch die Sonne.
    Ann öffnete die Augen. Sie waren kalt und zeigten keinerlei Gefühlsregung – nicht einmal Furcht. Er erkannte die Lehrbuchsymptome eines extremen Schocks.
    „Die Maschine“, flüsterte sie beinahe unhörbar. „Das verdammte Experiment!“ Dann wurde sie ohnmächtig.
    Sheridan trug sie zur Couch und suchte dann in einem Schrank nach etwas Trinkbarem. Als er mit zwei Gläsern zurückkam, war Ann wieder bei Bewußtsein. Er bot ihr ein Glas an.
    „Trink es langsam aus … Ich werde unterdessen in das Laboratorium gehen und nach deinem Vater sehen.“
    „Ich … ich will mitgehen“, sagte Ann mit unsicherer Stimme und versuchte aufzustehen.
    „Nein, du bleibst hier, bis ich zurückkomme. Keine Bewegung – verstanden?“
    Sie nickte zögernd. „Ich möchte nur nicht gern … allein sein.“
    „Liebling, ich muß doch nachsehen, ob ihm etwas passiert ist!“
    „Ja, gewiß.“
    „Ich werde nur zwei oder drei Minuten weg sein – vielleicht sogar weniger.“
    Ann versuchte zu lächeln. „Ich werde auf dich warten“, sagte sie dann.
    Sheridan nahm die Treppe zum ersten Stock mit ein paar Schritten. Oben zögerte er einen Augenblick, bis er die richtige Tür gefunden hatte. Überall herrschte absolute Stille. Er mußte mit sich selbst kämpfen, bevor er sich zum Weitergehen entschloß.
    Dann riß er mit einem entschlossenen Ruck die Tür zu Professor Blackmores Laboratorium auf und trat ein. Er versuchte wieder umzukehren – zu spät.
    Es gab kein Laboratorium, keine Zeitmaschine, keinen Professor Blackmore. Einfach nichts!
    Nur eine dunkle Masse, die sich leicht bewegte …
    Als er fiel, erinnerte er sich genau an Anns letzte Worte, bevor er gegangen war:
    „Ich werde auf dich warten“, hatte sie gesagt.
    Dann gab es nichts mehr, woran er sich hätte erinnern können – absolut nichts mehr …
     
    *
     
    Sheridan wachte auf, weil ihn das schrille Geräusch in seinen Ohren nicht mehr schlafen ließ. Es klang wie das hohe Summen einer unsichtbaren Maschine, wie ein Dynamo, der auf höchsten Touren läuft …

 
Das Wunderkind
    (BRAIN CHILD)
     
    Obwohl Dr. Thomas Merrinoe insgeheim die Tatsache bedauerte, daß sein Sohn anscheinend keineswegs ein Genie zu werden versprach, war er doch auch für Kleinigkeiten dankbar. Wenigstens hatte das Kind nicht zwei Köpfe oder war, klinisch gesehen, kein Idiot.
    Wenn man die Sache nüchtern ansah, mußte man fast zugeben, daß der zehn Jahre alte Timothy durch und durch normal entwickelt war – vielleicht etwas zu frech, aber normal.
    Diese Tatsache setzte Dr. Merrinoe immer wieder in Erstaunen. Sein Berufsehrgeiz sträubte sich im Grunde genommen dagegen, daß man einen neuen Menschen mit Gehirn, das ja eine verhältnismäßig gute Rechenmaschine war, ohne großen Aufwand erstellen konnte – aber dafür war er auch der Leiter einer Gruppe von Wissenschaftlern, die Elektronenrechner konstruierten und entwarfen.
    Als stolzer Vater erfüllte er nicht ganz die Erwartungen, die man allgemein an Männer in dieser Lage zu stellen pflegt. Seine Frau Mary, eine unkomplizierte Blondine, die Trigonometrie für eine schwierige Gehirnoperation hielt, hatte alle Mühe gehabt, ihn davon zu überzeugen, daß die Kindheit seines Sohnes nicht nur ein lästiges, sondern sogar ein wünschenswertes Übel sei. Mit der Ungeduld, die für ihn charakteristisch war, hatte Dr. Merrinoe eigentlich vorgehabt, Timothy mit drei Jahren das Schachspiel zu lehren und ihn

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