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TS 85: Endstation Zukunft

TS 85: Endstation Zukunft

Titel: TS 85: Endstation Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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physischen Eigenschaften des Homo sapiens mit den geistigen eines Orang Utans verbindet?“
    „Wenn man der Darwinschen Entwicklungstheorie glauben will“, dozierte DENNIS, „dann muß man annehmen, daß primitive Lebensformen die Fähigkeit besitzen, sich …“
    „… eines Schraubenschlüssels zu bedienen, um damit dein idiotisches Gehirn zu zertrümmern“, unterbrach ihn der Physiker, der es sich nicht verkneifen konnte, grob zu sein. „Nein, so geht es nicht. Ich muß dir die Frage anders stellen. Warum ist mein Sohn geistig so zurückgeblieben, obwohl seine Eltern doch einigermaßen normal zu sein scheinen?“
    „Darf ich Sie um einige zusätzliche Angaben bitten?“
    „Bitte“, sagte Dr. Merrinoe entgegenkommend. „Ich werde so objektiv wie möglich sein …“
    DENNIS gab ein Geräusch von sich, das wohl am besten mit einem Seufzer verglichen werden konnte. „Ich muß folgende Daten wissen: Alter, Gewicht, Größe, Körperbau, Schädelform, geschätzter Wortschatz, manuelle Fertigkeiten, typische Gefühlsregungen, charakteristische Reaktionen, Interessengebiete, Angewohnheiten, Lieblingsbeschäftigungen und Ziele. Außerdem muß ich das Verhältnis, das er zu seiner Mutter und zu Ihnen hat, genau geschildert bekommen.“
    Dr. Merrinoe starrte DENNIS entgeistert an. „Na, viel willst du ja nicht gerade wissen, oder?“
    „Nein, Sir“, stimmte DENNIS zu. Dann sagte er nach einer kurzen Pause: „Wenn Sie mir gestatten, Sir, dann möchte ich Ihnen einen Vorschlag machen: Wenn Sie mir einfach alles über Tim erzählen, was Ihnen gerade einfällt, dann werde ich mir die entsprechenden Daten selbst zusammenstellen …“
    Dr. Merrinoe war so mit dem Vorschlag beschäftigt, daß er gar nicht merkte, daß eben etwas Ungeheures geschehen war: Zum erstenmal hatte ein Elektronengehirn von sich aus die Initiative ergriffen und einen Menschen vor eine Wahl gestellt!
    „Soweit ich es beurteilen kann“, begann er nachdenklich, „hat Tim eine hervorstechende Eigenschaft – seine Dickköpfigkeit. Am Anfang dachte ich, es handle sich nur um eine Art Unabhängigkeitsgefühl, aber dann …“ Er sprach weiter und weiter, fast den halben Nachmittag lang. Dann schien er alles erzählt zu haben, was ihm einfiel. Er hörte mitten in einem Satz auf, rieb sich die Augen und stellte fest, daß er in letzter Zeit zuviel gearbeitet haben mußte …
    DENNIS ergriff die Gelegenheit und gab seine Meinung von sich. „Die Anzeichen, Sir, weisen deutlich auf ungenügende Anpassung an die Umwelt hin. Es gibt jedoch eine …“
    „Ungenügende Anpassung!“ schnaubte Dr. Merrinoe. „Natürlich ist der Junge seiner Umwelt ungenügend angepaßt. Ich habe dir das doch schon den ganzen Nachmittag zu erklären versucht!“
    DENNIS’ Augen glühten heller. „Ich bin keinesfalls der Meinung, daß Tim schlecht angepaßt ist“, sagte er langsam und deutlich. „Aber Sie, Sir, scheinen ein ungenügend angepaßter Vater zu sein …“
    Dr. Merrinoe versuchte eine Spur von wissenschaftlicher Unbeteiligtheit zu bewahren. „Durchaus eine interessante Theorie“, gab er ironisch zu. „Ich darf wohl annehmen, daß du selbstverständlich eine Lösung für dieses Problem bereit hast?“
    „Selbstverständlich“, stimmte DENNIS zu. „Nachdem es Ihnen offensichtlich nicht gelungen ist, den Jungen für wissenschaftliche Dinge zu interessieren, müßte man es mit einem anderen Lehrer versuchen …“
    „Welchem?“ fragte Dr. Merrinoe.
    „Mir“, antwortete DENNIS bescheiden.
     
    *
     
    Dr. Merrinoe schloß die Haustür hinter sich und brachte es fertig, seine Frau anzulächeln, obwohl er von den Anstrengungen des Nachmittags völlig erschöpft war.
    „Na, wie war’s denn heute? Wie geht es deinem komischen DENNIS?“ fragte sie.
    „Scheußlich“, sagte er. „Der Kerl hat jetzt den Punkt erreicht, wo er freche Antworten gibt und dumme Fragen stellt … Wo ist übrigens Tim?“
    „Der klebt wieder einmal vor dem Fernsehapparat und sieht sich einen Cowboyfilm an.“
    Dr. Merrinoe gab einen Laut von sich, der eher ein müdes Krächzen als ein Seufzer war. „Ich hätte gute Lust, das verdammte Ding mit einer Axt zu zerlegen! Dieser Quatsch zerstört seine Initiative, beeinträchtigt sein Urteilsvermögen und gibt ihm falsche Eindrücke. Als ich so alt war, wie er jetzt ist …“
    „Liebling“, unterbrach ihn seine Frau sanft. „Sei doch bitte so nett und benutze nicht immer solche schrecklichen Ausdrücke. Du weißt doch, daß

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