TS 85: Endstation Zukunft
Wochen und Tagen stark geregnet, und der Feuerball, den die beiden Männer gesehen hatten, hatte keine Nahrung gefunden. Die Bäume hatten zwar keine Blätter mehr und ihre Zweige waren angesengt, aber die Stämme waren nicht angebrannt.
Ein erstaunliches Bild bot sich ihren Augen.
Mitten durch den Wald hatte irgend etwas eine zweihundert Meter lange und zwanzig Meter breite Schneise geschlagen. Hunderte von Bäumen lagen entweder entwurzelt am Boden oder waren abgeknickt, als ob sie Streichhölzer seien. Dort, wo die Schneise zu Ende ging, lag etwas, das wie ein silbernes Geschoß aussah, das sich mit der Spitze in die Erde gebohrt hatte. Es war etwa dreißig Meter lang und maß reichlich sechs Meter im Durchmesser.
Major Nore und Inspektor Manning, die sprachlos davorstanden, bemerkten an einer Seite eine Art Tür, die vom Wind hin- und herbewegt wurde.
„Also, gehen wir!“ sagte der Inspektor. „Fragen Sie mich bloß nicht, was das sein soll. Ich glaube, ich habe in der letzten Zeit zu viele Zukunftsromane gelesen …“ Sie näherten sich vorsichtig und langsam der offenen Tür. Dann blieben sie beide stehen. , „Ich frage mich nur, ob da noch jemand drin ist?“ Der Major war überrascht, daß sich seine Stimme zu einem Flüstern gesenkt hatte.
„Ich glaube, daß jeder, der so einen Aufprall hinter sich hat, nicht gerade bei vollem Bewußtsein sein kann“, antwortete der Inspektor leise. „Was schlagen Sie vor – sollen wir hineinklettern – oder sollen wir erst noch draußen bleiben und warten, wer herauskommt?“
„Hoffentlich kommen meine Leute bald!“ seufzte der Major. Dann faßte er einen raschen Entschluß, wie es einem Offizier zukommt und kletterte in das Geschoß hinein.
Innen sah es nicht viel anders aus, als in einem Superwohnwagen – nur war alles viel kleiner. Als erstes fielen dem Major vier Kojen auf – keine war mehr als eineinhalb Meter lang – die jede für sich in einer Art Metallnetz hingen. Das Metall fühlte sich allerdings wie Plastik an und dehnte sich wie Gummi. Neben den Kojen waren noch Instrumente, Knöpfe, Schalter und Hebel zu entdecken, die alle mit fremdartigen Schriftzeichen gekennzeichnet waren.
Erst nach einer Minute fiel es Major Nore auf, daß gar keine Lichtquelle zu sehen war, obwohl er alles gut erkennen konnte. Alle Gegenstände schienen von innen heraus zu glühen, und dadurch war das Innere des Geschosses ziemlich hell erleuchtet.
Dann war von außen Inspektor Mannings Stimme zu hören. „Ist alles in Ordnung, Major Nore? Ist noch jemand an Bord?“
„Kommen Sie und sehen Sie’s sich selbst an!“ rief Nore zurück.
Inspektor Manning kam vorsichtig durch die enge Tür gekrochen.
„Na, da werden sich die Gelehrten aber streiten!“ meinte er und sah sich neugierig um. Dann stieß er einen erstaunten Laut aus und deutete auf den vorderen Teil der Kapsel. Der Major drehte sich um und sah etwas, was er bis zu diesem Augenblick noch nicht bemerkt hatte: Vorn in der Spitze, in der sich eine Art Kommandobrücke zu befinden schien, lag etwas, was einem blonden Kind ähnlich sah.
Die beiden Männer versuchten zu ihm zu gelangen, aber eine durchsichtige Wand versperrte ihnen den Weg, die sie nicht durchdringen konnten. Das ,Kind’ trug eine Art knielanger Toga, die den Inspektor an die Abbildungen in seinem alten Lateinbuch erinnerte.
„Sieht aus, als hätte er sich das Genick gebrochen …“ Der Inspektor hatte das Gefühl, als müsse er das unbehagliche Schweigen brechen.
Major Nore versuchte die Sache leichter zu sehen. „Möchte wetten, daß die Gebrüder Wright sich so etwas nicht hätten vorstellen können!“ Er lachte kurz und reichlich gezwungen auf. Dann sah er den Blick, den ihm der Inspektor zuwarf und wurde plötzlich wieder ernst.
„Damit wird sich die Regierung herumschlagen müssen … Möchte wissen, wo das Ding herkommt.“
„Na, der kann’s uns nicht mehr sagen“, meinte der Inspektor mit einer entsprechenden Kopfbewegung. „Wir müssen die anderen finden … Die scheinen es ja mit dem Entdecken mächtig eilig gehabt zu haben! Wie lange haben wir eigentlich bis hierher gebraucht?“
„Zehn Minuten“, gab der Major zurück. „Wahrscheinlich sogar weniger. Glauben Sie wirklich, daß da noch mehrere von denen im Wald herumlaufen?“
„Bestimmt – falls sie sich nicht in den Schränken versteckt haben“, gab der Inspektor zurück. „Ich glaube nicht, daß einer allein den Flug unternommen haben würde. Außerdem
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