TS 85: Endstation Zukunft
sagen. Statt dessen fand er sich zu seinem großen Erstaunen, wie er dem alten Hominiden gehorchte, als ob seine Willenskraft durch irgend etwas gelähmt worden sei …
Masumo verließ die Henri Poincare kurz vor Sonnenuntergang, aber noch rechtzeitig genug, daß es noch hell genug war, um nach Hause zu kommen. Einige Minuten, nachdem er gegangen war, hatte sich Lukas von seiner Verblüffung und geistigen Verwirrung erholt, in die ihn dieser Besuch versetzt hatte. Er hatte das Gefühl, als sei er eben erst aus einem seltsamen Traum aufgewacht. Er zündete sich eine Zigarette an, schüttete sich ein Glas voll Whisky und versuchte ruhig über die Ereignisse des Nachmittags nachzudenken.
Er rätselte immer noch darüber nach, als Duluth von seinem Jagdausflug zurückkam. Der Ingenieur traf Lukas in der Messe an, der – so behauptete jedenfalls Duluth – wie ein Pfund Wurst in seinem Sessel hockte.
„Was ist dir denn über die Leber gelaufen, Mike? Hat dir jemand die Zunge herausgestreckt?“
Lukas riß sich zusammen und berichtete nüchtern die Tatsachen – was bei Masumos Besuch geschehen war. Duluth spitzte die Lippen und pfiff leise vor Überraschung.
„Ich habe schon von Anfang an das Gefühl gehabt, daß die Kerle gar nicht so dumm sein konnten, wie sie aussahen“, sagte er dann. „Mir ist allerdings unterdessen noch etwas anderes an ihnen aufgefallen, was mir sehr bemerkenswert erscheint. Vielleicht ist es dir noch nicht aufgefallen – aber unsere „wilden“ Freunde reden niemals miteinander. Sie veranstalten zwar immer ein großes Palaver, aber nur für uns … Wenn sie sich unbeobachtet fühlen, dann hören sie sofort damit auf. Heute nachmittag bin ich ein paar Stunden lang in ihrem Dorf gewesen; es war ganz schön laut – aber immer nur dort, wo, ich gerade war. Ich hatte die ganze Zeit über das Gefühl, als ob da etwas faul sei, aber erst auf dem Weg zurück hierher ging mir ein Licht auf, was nicht in Ordnung gewesen war.“
Lukas setzte sich aufgeregt auf. „Joe, du hast den Nagel auf den Kopf getroffen! Die Kerle haben uns an der Nase herumgeführt … das sind alles natürliche Telepathen!“
Duluth zuckte mit den Schultern, wobei er ein ungläubiges Gesicht machte. „Wenn sie wirklich so verdammt schlau sind, warum sehen sie dann aus wie Gorillas? Und warum leben sie dann so, wie sie es jetzt tun?“
„Das werden wir schon noch herausbekommen …“
In diesem Augenblick hörten sie, daß Alsdorf und Chirico mit ihrem Raupenschlepper zurückgekommen waren. Duluth ging hinunter, um ihnen beim Ausladen behilflich zu sein. Wenige Minuten später kam Alsdorf langsam die Treppe hinauf. Sein Gesicht zeigte einen verblüfften und zu gleicher Zeit nachdenklichen Ausdruck.
„Mike, was hältst du eigentlich von Zauberei?“ fragte er dann unvermittelt.
Lukas hob die Augenbrauen. „Nichts. Was hältst du denn davon?“
Der Deutsche sank in einen Sessel. Sein Blick fiel auf eine offene Whiskyflasche. Er nahm sie vom Tisch und nahm einen langen Zug – aus der Flasche. Lukas war völlig überrascht. Zum erstenmal hatte er Alsdorf seine Kaltblütigkeit verlieren sehen, die ihn doch sonst noch nie verlassen hatte.
„Die Gold- und Platinvorkommen“, sagte Alsdorf und hustete dabei, „sind völlig verschwunden!“
„Was?“
Der Geophysiker nickte nachdrücklich. „Keine Spur mehr zu sehen! Als ob sie nie existiert hätten! Dabei scheint nichts verändert worden zu sein … und trotzdem nirgendwo eine Spur von Nuggets oder etwas anderem. Quadratkilometer waren es, Mike! Und jetzt ist einfach nichts mehr davon da …“ Die Erinnerung daran schien seiner Wissenschaftlerseele einen solchen Schock versetzt zu haben, daß er nahe daran war, in Tränen auszubrechen.
Lukas starrte ihn ungläubig an. „Aber das ist doch völlig unmöglich!“ protestierte er dann. „Wißt ihr bestimmt …“
Alsdorf knallte die Flasche auf den Tisch. „Frag mich jetzt bloß nicht noch, ob wir ganz bestimmt an dem richtigen Platz gesucht haben! Tony und ich sind beinahe verrückt geworden – so genau haben wir alle Messungen nachkontrolliert und nach Fehlerquellen gesucht … Wie ist das nur möglich, Mike? Es ist einfach unglaublich!“
„Du meinst – es war unglaublich …“ Lukas stand auf. „Sieht so aus, als ob wir heute unseren Glückstag hätten, was?“ Er sah nachdenklich aus einer der Luken, beobachtete, wie der Waldrand allmählich immer dunkler wurde und erzählte Alsdorf von Masumos
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