TS 85: Endstation Zukunft
Besuch.
Als er damit zu Ende war, hatte der Geophysiker seine Selbstbeherrschung wiedergefunden. „Heute abend“, sagte er mit finsterer Miene, „werden wir unseren Plan überlegen. Morgen werden wir den Raupenschlepper nehmen und den Kerlen einen Höflichkeitsbesuch abstatten – mit Maschinenpistolen, Handgranaten und Gasbomben …“ Er lachte mitleidslos. „Wir werden das Experiment nach streng wissenschaftlichen Methoden durchführen. Wir werden schon herausbekommen, ob sie – verwundbar sind.“
„Willst du etwa vorschlagen, sie alle in die Luft zu sprengen?“ fragte Lukas ruhig. „Wenn du das vorhast, dann kann ich dir nur empfehlen, noch einmal darüber nachzudenken. Schließlich sind wir hier zu Gast – und nicht sie!“
Alsdorf grinste ihn böse an. „Immer noch der unverbesserliche Idealist, Mike? Warum wirst du nicht endlich erwachsen?“
„Mach dir nur keine Sorgen, ich bin es schon seit einiger Zeit“, erwiderte Lukas. „Bilde dir nicht ein, daß ich es zulasse, daß du einen Haufen wehrloser Wilder terrorisierst!“
„Langsam habe ich den Eindruck, daß sie weder so wehrlos noch so unwissend sind, wie wir bisher angenommen haben“, meinte Alsdorf. „Ich habe keinesfalls die Absicht, hier unnützes Theater zu machen – aber ich werde auf jeden Fall herauskriegen, wo unser Platin geblieben ist!“
„Unser Platin?“ fragte Lukas ironisch.
„Es gehört uns, weil wir es entdeckt und in Besitz genommen haben“, antwortete Alsdorf trocken. „Unsere Zivilisation ist überlegen, unsere Technik fortschrittlicher und unsere Waffen wirksamer!“
Lukas lachte plötzlich. „Andererseits sind wir aber keine Telepathen, und wir können auch nicht von einem Tag auf den anderen große Platinvorkommen verschwinden lassen. Ich glaube, du bildest dir da zuviel ein, Kurt.“
Chirico kam die Treppe herauf und fluchte laut vor sich hin.
„Diese verdammten Affen! Diese verfluchten Kerle! Tag, Mike – ich höre, daß es hier auch ganz lustig gewesen sein soll … Ich möchte nur wissen, wie diese blöden Kerle es fertiggebracht haben sollten, die …“
Duluth, der hinter ihm hereingekommen war, sagte ruhig: „Ich habe mir eine Theorie zurechtgelegt, die mir möglich erscheint.“ Die drei Männer sahen ihn neugierig an.
Duluth zündete sich umständlich eine Zigarette an, bevor er wieder den Mund aufmachte. „Ich hab’s“, sagte er dann mit der Miene eines Mannes, der ein Rätsel gelöst hat, „das Ganze ist ein Spiegeltrick …“
Nach dem Abendessen wurde eine offizielle Besprechung auf dem Navigationsdeck abgehalten. Alsdorf, der als erster sprach, machte den Vorschlag, das Dorf zu überfallen, Masumo gefangenzunehmen, ihn als Geisel zu benützen und ihn auszufragen. Lukas, der Captain des Raumschiffs, der als solcher für die Sicherheit von Rakete und Besatzung verantwortlich war, lehnte den Vorschlag prompt ab.
„Willst du etwa vorschlagen, Mike, daß wir einfach herumsitzen und darauf warten, was dann geschieht?“ fragte Alsdorf ungläubig.
„Bleib auf dem Teppich, Kurt! Selbst wenn wir im Augenblick die moralische Seite der Angelegenheit außer acht lassen, müssen wir uns doch immerhin auf etwas einigen, was wir auch ausführen können … Wenn dieser Masumo wirklich ein Telepath ist, dann könnten wir nichts Dümmeres tun, als ihn hier gefangenzuhalten – weil er nämlich dann jede Bewegung, die einer von uns macht, nach draußen berichten könnte.“
„Unglücklicherweise“, meinte Chirico, „hat Mike völlig recht – wir haben leider noch keine Ahnung, wozu die Kerle wirklich fähig sind … Aber irgend etwas müssen wir doch tun, zum Teufel!“
„Warum verschwinden wir hier nicht einfach und versuchen unser Glück woanders?“ warf Duluth ein.
Alsdorf warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Und auf die größten Platinvorkommen, die je ein Mensch gesehen hat, sollen wir wohl verzichten, was?“
„Du darfst mich ruhig korrigieren, wenn ich mich irren sollte – aber haben wir sie denn nicht bereits verloren?“
Lukas sah rasch von einem zum anderen und bemerkte, daß die Situation kritisch zu werden drohte. Am liebsten hätte er den Vorschlag aufgegriffen, den Duluth gemacht hatte, aber das verbot ihm sein Pflichtgefühl, und deshalb machte er den Kompromißvorschlag, den er sich unterdessen überlegt hatte.
„Kurt möchte die Hominiden am liebsten in die Luft sprengen“, sagte er langsam. „Andererseits sind wir uns aber darüber einig, daß wir es
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