TS 85: Endstation Zukunft
starrte mißmutig auf eines der Instrumentenbretter. „Ich müßte schon lange mein Logbuch nachschreiben, weil ich bis jetzt noch nicht die Zeit dafür hatte und ziemlich im Rückstand bin.“
„Tu, was du nicht lassen kannst“, meinte Duluth ungerührt. „Ich werde mir jetzt mal eins von diesen Kaninchen schießen – es sei denn, daß mir etwas Größeres über den Weg läuft. Auf dem Rückweg würde ich mir ganz gern auch mal unser Elendsviertel – das scheint mir der richtige Ausdruck dafür – ansehen.“
Er stieg die Leiter hinunter und verließ die Rakete. Nach kurzer Zeit sah Lukas den zweiten Schlepper mit hoher Geschwindigkeit über den Sand rasen. Er sah ihm nach, bis er nur noch ein Punkt am Horizont war, dann drehte er sich zu dem Kartentisch um und nahm das Logbuch aus der Schublade. Er begann kurze Eintragungen in seiner zierlichen Handschrift zu machen, die sich so seltsam an ihm ausnahm, weil er immerhin einsneunzig groß war und beinahe zweihundert Pfund wog – ohne allerdings fett zu wirken.
Als er etwa zwanzig Minuten gearbeitet hatte, hörte er eine leise Stimme, die in sein Ohr sprach: „Masumo möchte gern mit Lukas aus der Himmelsmaschine sprechen.“
Lukas sprang in die Höhe, als ob ihn etwas gestochen habe. Er drehte sich um, aber er war ganz allein, und auf dem Navigationsdeck war kein anderes Lebewesen zu sehen. Dann sah er durch eine der Luken und entdeckte die Gestalt, die sich dem Schiff näherte. Völlig verblüfft ging Lukas nach unten, um den Alten zu begrüßen.
„Hast du mit mir gesprochen, während ich in der Himmelsmaschine war?“ fragte er dann plötzlich.
Masumo lächelte nur, hob grüßend seinen rechten Arm und begrüßte Lukas in seiner Sprache. Lukas begrüßte ihn ebenfalls und dann gingen sie gemeinsam zu der Rakete zurück.
Seltsamerweise hatte Lukas unterdessen die Stimme völlig vergessen und erinnerte sich erst viel später wieder daran. Er wollte jetzt nur noch Masumo die Rakete zeigen – wollte seine Reaktion auf die letzten Errungenschaften des menschlichen Geistes sehen …
Er wies auf die Leiter. Der Hominide lächelte und kletterte mit geradezu unwahrscheinlicher Geschwindigkeit hinauf. Lukas folgte ihm und begann seine Führung durch die Rakete.
Er hatte eine heftige Reaktion erwartet – Anzeichen von Furcht, Erstaunen, Ehrfurcht oder sogar Verehrung – aber er hatte sich verschätzt. Masumo sah sich alles mit dem gleichen leeren und verständnislosen Lächeln an – Volatilyröhren, Pileantriebe, Kirchenhausen-Geräte, Kühlschränke, Elektroherde und Kinoprojektoren. Es war, als ob der alte Hominide sich vor etwas zu sehr in acht nehmen mußte, als daß er sich daran hätte erinnern können, daß er ja eigentlich hätte erstaunt sein müssen.
Masumo fiel nur einmal aus seiner Rolle. Sie standen gerade auf dem Navigationsdeck, und Lukas hatte ihm das Spiegelteleskop gezeigt und ihn hindurchsehen lassen. Aber selbst das Glas, das die Dinge wie durch Zauberei näher brachte, machte keinen sichtbaren Eindruck auf Masumo. Er zeigte immer noch sein altes Lächeln.
Verblüfft wandte sich Lukas dem kleinen Empfänger zu. Er wollte eine Verbindung mit den beiden Männern in dem großen Raupenschlepper herstellen, weil er sich dafür interessierte, wie Masumo auf Stimmen reagieren würde, die aus einem Lautsprecher kamen. Er versuchte es mehrmals auf der Frequenz fünfhundert Kilohertz, die sie vereinbart hatten, aber er bekam keine Antwort. Er vermutete, daß sie beide außerhalb des Fahrzeugs ihre Untersuchungen anstellten. Als er von dem Stuhl vor dem Radio aufstand, sah er, daß Masumo mit großem Interesse auf die Sternenkarte starrte, die offen auf dem Tisch lag. Lukas stand einen Augenblick lang bewegungslos da und sah zu, wie Masumo seinen Zeigefinger von einer Konstellation zur anderen wandern ließ.
Dann bemerkte er, daß Lukas ihn anstarrte und spielte sofort wieder die Rolle des unwissenden Wilden. Das leere Lächeln, das er schon vorher aufgesetzt hatte, bedeckte sein Gesicht wie eine Maske.
„Masumo, du weißt doch, was das ist, oder etwa nicht?“ fragte ihn Lukas und deutete dabei auf die Sternenkarte.
Der Hominide schien ihn jedoch absichtlich nicht verstehen zu wollen und sagte nur: „Sprich mit mir, Mann aus dem Himmel. Erzähle mir von deiner Reise über den Ozean der vielen Sterne.“
Jetzt, als er beinahe sicher war, daß Masumo sich nur geschickt verstellt hatte, wollte ihn Lukas dazu zwingen, die Wahrheit zu
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