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TS 88: Das Ende der Zeitreise

TS 88: Das Ende der Zeitreise

Titel: TS 88: Das Ende der Zeitreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Ewers
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durch die tiefen Einschnitte zwischen den Klippen, bildeten wirbelnde Schläuche, die wie Schlangenleiber bis zum oberen Klippenrand emporstiegen und dort vom Sturm zerfetzt und weggeblasen wurden. Hagar schauderte. Aber dann überprüfte er kurz entschlossen die Funktionsfähigkeit seines Anzuges und kletterte in die enge Heckschleuse und danach ins Freie.
    Von oben hatte Hagar die Küste eines Meeres entdeckt und sich gefragt, woraus wohl die Flüssigkeit, die gegen die Ufer brandete, bestehen mochte. Wasser konnte es bei den herrschenden Temperaturen nicht sein. Nun befand er sich auf dem Wege zum Strand. Die aus dem Klippengewirr führende enge Schlucht war zu einem fauchenden, heulenden Kamin geworden, durch den mit schrillem Pfeifen Tonnen von Eiskörnern tobten und sich dem einsamen Menschen entgegenstemmten.
    Hagar hatte über eine Stunde benötigt, um kriechend den nur knapp zwanzig Meter langen Kamin zu passieren. Jetzt wollte ihn der wirbelnde Sog am Eingang wieder zurückziehen. Mit aller Gewalt stemmte sich Hagar dagegen an – und endlich war er frei. Das plötzliche Nachlassen des Widerstandes ließ ihn hilflos vorwärtstaumeln. Er sank in die Knie, holte keuchend ein paarmal tief Atem und hob den Kopf.
    Vor ihm lag das Meer.
    Wehmütig erinnerte sich Hagar der Meere Vier-Etas, seines Heimatplaneten, als er die tiefschwarzen Wogen gegen den rosaschimmernden Stand anrollen sah. Die Form der Wellen unterschied sich wenig von denen eines Wasserozeans. Sie brachen sich etwa zwanzig Meter vor dem Ufer, aber es gab hier bei diesem Vorgang weder stäubenden Gischt noch Schaumkämme. Nur die pastellgrünen Gasschwaden schienen über dieser Stelle des Meeres dichter zu sein und ließen den suchenden Blick nicht hindurchdringen.
    Nachdem Hagar sich etwas erholt hatte, erhob er sich und stapfte durch den knöcheltiefen, pulverigen „Sand“ aus rosa Eiskristallen, die mit singenden Tönen unter den Sohlen seiner Stiefel nachgaben. Dicht vor den wie gigantische Zungen über den Strand leckenden Wogen blieb Hagar stehen. Er wußte nicht, woraus diese Flüssigkeit bestand und ob sie nicht das Material seines Raumanzuges zersetzen würde. Suchend blickte er sich um.
    Das Bild des Strandes war nicht überall gleich. Weiter südlich riß das rosa Kristallfeld ab; blutrote, zerklüftete Klippen schoben sich wie eine zerbröckelnde Mauer weit ins Meer hinein, von hin und her wogenden grünlichen Gasschwaden wie von Irrlichtern umtanzt. Hagar beschloß, diese Klippen zu ersteigen und auf ihnen so weit wie möglich ins Meer vorzudringen.
    Das Vorhaben erwies sich als schwieriger, als es den Anschein gehabt hatte. Die Oberfläche der Klippen war mit Rinnen überzogen, die so tief hinabreichten, daß ganz unten das Meer in ihnen im Rhythmus der Wogen auf- und abstieg. Manche Rinnen waren so breit, daß Hagar sie gerade noch unter Anspannung aller Kräfte überspringen konnte. Außerdem enttäuschte der Ausblick. Hagar hatte geglaubt, von hier oben aus würde sein Blick weiter ins Meer reichen als vom flachen Strand. Doch das Gegenteil war der Fall. Die dichten Gasschwaden erlaubten keinen Blick auf die See.
    Mit eingezogenen Schultern stand Hagar schließlich am äußeren Ende der natürlichen Buhne. Hier war die Sicht noch schlechter. Wahrscheinlich waren die Gasschwaden das Produkt des beständigen Anpralls der Wogen. Hagar seufzte und wandte sich zum Gehen. Er bemerkte nicht den mit rosaschillernden Körperringen besetzten Schlauch, der aus dem Nebelvorhang kroch und sich hinter ihm herschlängelte. Immer näher kam ihm der nur fingerdünne Faden. Nur die Bewegung hob ihn vom Untergrund der Klippen ab. Doch Hagar drehte sich nicht um. Er überhörte auch das schleifende Geräusch, das entstand, als die Spitze des Dinges sich mit einem Ruck vorwärtsschnellte. Dafür spürte er desto deutlicher den stahlharten Griff, mit dem es sich um sein Fußgelenk schlang.
    Der Angriff überraschte Hagar völlig, und noch dazu in einem denkbar ungünstigen Augenblick für ihn. Er hatte gerade zum Sprung über eine der Ruinen angesetzt, als er sich zurückgerissen fühlte. Eine scharfe Eiskante kam auf ihn zu. Instinktiv riß er die Arme hoch. Der heftige Aufprall riß ihn für einen Augenblick in die Betäubung.
    So spürte er zuerst nichts von dem Schmerz, der die gebrochenen Hände durchraste.
    Bevor er wieder zur Besinnung gekommen war, wurde er emporgehoben. Dann kam das Bewußtsein und mit ihm die Erinnerung an den Überfall.

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