Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 88: Das Ende der Zeitreise

TS 88: Das Ende der Zeitreise

Titel: TS 88: Das Ende der Zeitreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Ewers
Vom Netzwerk:
konnte – ein schwacher Trost, der Hagar schließlich soweit beruhigte, daß er in einen leichten Schlaf fiel.
     
    *
     
    Als Hagar erwachte, fand er sich im Konturensessel der Zentrale wieder. Aber war das die Zentrale des Raumschiffes? Hagar wußte, im ersten Augenblick, daß sie es nicht war. Er befand sich im winzigen Steuerraum des ellipsenförmigen Gleiters, der zur Standardausrüstung jedes themanischen Raumfahrzeuges gehörte. Durch die glasklare Kuppel des Pilotenraumes hindurch fiel sein Blick auf eine fremdartige Landschaft.
    Seltsamerweise war es hell. Das Kobaltblau der an die Palmengärten von Osimis erinnernden Bäume und der pastellrote Grasteppich sanft gerundeter Hügel harmonierten miteinander wie die berauschenden Töne einer positronischen Sinfonie. Dazwischen und darüber woben pastellgrüne Gasschwaden hauchzarte Schleier.
    Hagar schüttelte verständnislos den Kopf. Zu viele Fragen stürmten gleichzeitig auf ihn ein. Die vordringlichste schien ihm die zu sein, wie er von seinem Bett in den Gleiter gekommen war, ohne etwas davon zu bemerken. Er fand keine Antwort darauf. Deshalb tat er das nächstliegende und aktivierte den Sender, um das Neutrinogehirn des Raumschiffes zu rufen. Doch, sooft er auch alle Wellenbereiche absuchte, nichts als das an- und abschwellende Rauschen des Weltraums kam aus dem Empfänger.
    Es schien unbegreiflich, aber Hagar fand keine andere Erklärung: Das Gehirn hatte ihn ausgesetzt! Gehörte das etwa mit zum Plan der themanischen Inquisition? War die Aussetzung ein Teil des Verbannungsurteils? Aber weshalb ließ man ihn dann auf einer solch paradiesisch erscheinenden Welt zurück. Hagar ahnte, daß an der Sache irgendein Haken war, aber er wußte nicht, welcher.
    Erst nach einiger Zeit stellte er fest, daß der Infrarotfilter der Gleiterkuppel aktiviert war. Demnach war das, was er zuerst für normales Licht gehalten hatte, die Wärmestrahlung einer im Infrarotbereich sendenden, sterbenden Sonne. Diese Entdeckung brachte Hagar in die Wirklichkeit zurück. Er kontrollierte die Anzeige des Außenthermometers. Sie stand auf 167 Grad Celsius – unter Null! Schlagartig breitete sich Eiseskälte in Hagars Gliedern aus. Was waren das für Bäume, was war das für Gras, das bei diesen lebensfeindlichen Temperaturen existieren konnte? Gleichzeitig geriet seine Überzeugung von der Kybernetik ins Wanken, die Überzeugung, daß intelligente Maschinen keinen Menschen zu schädigen vermögen. Das Neutrinogehirn mußte, dessen war sich Hagar sicher, die Hoffnungslosigkeit der Situation erkannt haben, in der es Hagar zurückließ – und trotzdem hatte es ihn ausgesetzt!
    Hagar atmete schwer. Schon wollte er endgültig aufgeben, doch dann bäumte sich der Trotz in ihm auf. Gleichzeitig kehrte ein schwacher Hoffnungsschimmer zurück. Er packte entschlossen die Steuersäule und riß den Gleiter nahezu senkrecht nach oben. Der Prallschirm baute sich automatisch auf und verdrängte die Gasschichten, indem er sie ionisierte und davonschleuderte. Ein violettglühender Schlauch zog sich hinter dem in den Himmel schießenden Fahrzeug her. Bald lag die Landschaft des fremden Planeten wie eine gewaltige Reliefkarte unter ihm. Doch Hagar schaute nicht hin. Eine andere Frage begann ihn immer mehr zu beschäftigen. Die rote, sterbende Sonne – war es die, die anzusteuern er dem Gehirn befohlen hatte? War die Welt unter ihm einer der beiden Planeten? Es konnte, aber es mußte nicht so sein. Woher sollte er wissen, ob das Bordgehirn nicht, während er schlief, ein ähnliches Sonnensystem angeflogen hatte?
    Bald erkannte Hagar die Nutzlosigkeit aller seiner Spekulationen. Er begann, sich den Tatsachen zuzuwenden. Und eine der unglaublichsten Tatsachen war die, daß diese Welt trotz ihrer Kälte Leben trug – Leben, das sich in seiner äußeren Erscheinung nicht von denen der themanischen Zentralplaneten unterschied. Wenn sich die Pflanzenwelt derart den Umweltbedingungen angepaßt hatte, warum sollten intelligente Wesen es nicht auch vermocht haben? Hagar beschloß, nicht eher Ruhe zu geben, bis er diese Frage mit Ja oder Nein beantworten konnte. Die Vorräte im Gleiter reichten für einige Jahre.
     
    *
     
    Hagar hatte den Gleiter zwischen zwei überhängenden Eisklippen gelandet. Zögernd zog er sich einen der zwei vorhandenen Raumanzüge an und schloß den Helm. Trotz der schalldichten Kabinenwände konnte er das Heulen des Sturmes hören. Wolken winziger, rosaroter Eiskristalle stoben

Weitere Kostenlose Bücher