TS 89: Phantom-City
schlafen. Fox und Klein übernahmen die erste Wache; Peter und Leeds die zweite. Peter sollte Lars und Lambert wecken, um die dritte Wache zu übernehmen, während Salter und Carstairs bis zur Dämmerung wachen sollten. Sie überprüften alle ihre Pistolen.
„Paßt auf, daß das Feuer nicht ausgeht“, mahnte Lars und kroch in sein Zelt. Lambert blieb draußen, um eine Weile mit Fox und Klein zu sprechen. Lars war noch wach, als er schließlich ins Zelt trat.
„Was ist denn, können Sie nicht schlafen?“
„Nein, mir geht nur zuviel im Kopf herum.“
Lars wälzte sich unruhig herum. Zwar hatten sie bis jetzt noch keine Spur einer fremden Intelligenz entdeckt, und doch hing die Drohung schwer und lastend über ihnen. Lars lag noch lange wach, aber dann schlief er doch ein. Draußen verdichteten sich die Wolken, bis sie die Sterne verdunkelten.
*
Lars erwachte plötzlich. Sein ganzer Körper war gespannt. Irgend etwas stimmte nicht. Er hatte kein Geräusch gehört, und dennoch fühlte er die Gefahr. Was? Was war geschehen?
Das Feuer. Als er schlafen gegangen war, hatte er den Widerschein der Flammen auf der Zeltwand gesehen.
Jetzt war es weg. Nur noch ein düsteres rotes Glimmen verriet den Ort, wo es am Abend geflackert hatte.
Er wußte, daß er lange geschlafen hatte, zu lange! Peter hatte ihn nicht geweckt. Er sah auf die Armbanduhr. Sechs Uhr!
Er spähte zum Zelteingang hinaus. Tödliches Schweigen. Nicht einmal der Wind pfiff jetzt mehr. Mit einem Schrei stürzte Lars aus dem Zelt und sah sich nach den Posten um. Die Maschinenpistole hielt er schußbereit in der Hand. Keine Spur der Wächter zu sehen. Die Rucksäcke, die sie vor dem Schlafengehen alle an einen Felsen gelehnt hatten, waren aufgerissen und ihr Inhalt lag wirr verstreut herum.
Jetzt schoben sich andere aus den Zelten – Lambert mit vor Schrecken weit aufgerissenen Augen; Klein, der wie ein Betrunkener taumelte; Fox mit grimmiger Miene.
„Was ist passiert?“ schrie jemand.
Sie starrten auf die aufgerissenen Säcke und sahen dann einander an.
„Verschwunden!“ sagte Lambert leise.
„Sie können nicht verschwunden sein!“ protestierte Lars. Er rannte zu den anderen Zelten und richtete den Lichtkegel seiner Taschenlampe hinein. Niemand da.
„Sie können nicht gegangen sein. Peter wäre nie gegangen, ohne …“ Er hielt inne und schüttelte den Kopf.
Aber Peter war verschwunden. Und Salter, Leeds und Carstairs ebenfalls. Lars erinnerte sich jetzt an die „Konferenz“ und daran, wie Peter sich den ganzen Tag über mit Leeds beschäftigt hatte. Plötzlich paßte alles zusammen.
„Doch, sie sind gegangen“, sagte Fox langsam. „Uns davongelaufen wie …“
„Aber wohin?“
„Wohin glauben Sie wohl? Zum Schiff zurück natürlich. Wo ist das Funkgerät – wenn ich Dorffman erreiche, ehe …“
„Dieses Funkgerät wird nicht viel nützen“, sagte Klein leise und deutete auf einen Haufen verbogener Blechteile im Schlamm. „Darum haben sie sich schon gekümmert. Und den Proviant haben sie auch, oder wenigstens den Großteil davon. Sehen Sie doch.“
„Sie kommen aber nicht über den Fluß“, sagte Lars plötzlich. Dann erinnerte er sich an die Flöße am Ufer.
„Sie haben nicht nur die Flöße, sondern auch die Leine, um sich daran hinüberzuziehen.“ Fox’ Gesicht war grimmig. „Klein, wir müssen versuchen, sie aufzuhalten. Es scheint, daß sie mindestens eine Stunde Vorsprung haben.“
„Warum sollen wir das versuchen?“ fragte Klein. „Werden die Männer am Schiff sie nicht aufhalten, wenn sie sehen, daß wir nicht bei ihnen sind?“
„Ich glaube nicht. Ich glaube, das ist von langer Hand geplant. Tut mir leid, Lars, aber es muß so gewesen sein. Wenn Lorry das gleiche passiert ist, dann sind es genug, um das Schiff zu übernehmen. Wir müssen sie aufhalten.“
Er und Klein überprüften ihre Waffen.
„Lambert, Sie und Lars bleiben hier. Der Fluß wird sie aufhalten, und wir können sie vielleicht noch vorher erreichen.“ Mit diesen Worten eilten sie zum Fluß hinunter.
Lars versuchte, das Feuer wieder in Gang zu setzen, wobei er Dr. Lamberts Blick auswich, der versuchte, Ordnung in die Rucksäcke zu bringen. Hoch über ihnen waren die Wolken verschwunden, und die Sterne glitzerten wie kalte, bösartige Augen auf sie herab. Es war kälter geworden, und Lars schaltete seine Heizung ein.
„Schonen Sie die Heizung lieber“, sagte Lambert leise. „Kann sein, daß wir sie noch dringend
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