TS 89: Phantom-City
erblickten sie die ersten latschenartigen Bäume, die sich am Flußrand drängten und dahinter die grünschwarze Linie des Dschungels.
„Ich möchte nur wissen, weshalb es hier keine Vegetation gibt?“ überlegte Lars.
„Wahrscheinlich tritt der Fluß jedes Frühjahr über die Ufer“, erklärte Lambert. „Das sieht hier zwar nicht wie Sommer aus, aber das ist genau die Jahreszeit, die wir jetzt haben. Wahrscheinlich schmilzt das ganze Eis unter Tag, und dann haben wir einen richtigen Sumpf.“ Er kniff die Augen zusammen, als ein Schwarm kleiner schwarzer Vogel mit raketenartiger Geschwindigkeit an ihnen vorbeipfiff.
„Das sah einen Augenblick wie Enten aus.“
„Das waren sie auch“, nickte Lars. „Aber nicht viel größer als ein Rotkehlchen. Und ich wette, daß sie ziemlich zäh sind.“
Als sie sich dem Fluß näherten, fanden sie eine überraschende Vielzahl von Tierarten. Meistens waren die Geschöpfe grau oder schwarz, was ihnen hier als Tarnfarbe diente. Die Sonne stieg höher, bis die Männer Schatten warfen. Dann zog ein tieferer Schatten darüber hinweg.
Fox befahl, stehenzubleiben, und alle acht Männer blickten zum Himmel auf. Mächtige, falkenartige Wesen glitten über den bewölkten Himmel, drehten Kreise und kehrten immer wieder zurück. Keine Feder bewegte sich in ihren Flügeln, die wie ein schwarzer Umhang anlagen. Plötzlich legten sie die Schwingen zusammen und ließen sich gleichzeitig abstürzen. In der Nähe der Landegruppe schrie ein Tier erschreckt auf, und dann hörten sie die Schwingen der Vögel mit einem knatternden Geräusch auffliegen, als sie sich wieder in die Lüfte erhoben. Einer von ihnen hielt ein winziges, hasenartiges Geschöpf in den Klauen und versuchte, mit seiner Beute zu entkommen, aber die anderen machten sie ihm streitig. Im nächsten Augenblick war der Himmel voll von Federn, als die großen Falken miteinander kämpften. Der Hase fiel vergessen zu Boden.
Und dann erreichten sie den Fluß. Ein wilder, grauer Strom, dreihundert Meter breit. Sie gingen das Ufer entlang und suchten einen besseren Platz zum Übergang. Und dann befahl Fox anzuhalten, um das Mittagessen einzunehmen. Als Lars sich setzte, um eine seiner Thermodosen leerzulöffeln, machte er seine erste Entdeckung.
*
Lars hielt es zuerst für einen Stein, als er es beim Essen geistesabwesend anstarrte. Seine Gedanken waren weit entfernt, und er mußte es mindestens fünf Minuten angestarrt haben, bis sein Geist erfaßte, was seine Augen sahen.
Er schrie auf und ließ seine Büchse fallen. Er starrte darauf und sah, daß es eine Tasche von der SS. Planetfall war, eine Provianttasche, die halb im Schlamm vergraben am Flußrand lag. Der Rest der Männer drängte sich um ihn, und sie öffneten die Tasche. Jetzt sah man ein halbes Dutzend ungeöffneter Konservendosen, eine formlose Papiermasse, die wahrscheinlich früher einmal ein Päckchen Zigaretten gewesen war.
„Aber wie ist es hierhergekommen?“ wollte Jerry Klein, der kleine Meteorologe, wissen.
„Wenn dieser Fluß über die Ufer tritt, dann kann es von irgendwo stromaufwärts gekommen sein“, meinte Lambert. „Meinen Sie, daß die Besatzung vom Wrack hier heruntergekommen ist und Lager geschlagen hat? Hier in der Nähe vielleicht?“
Sie schwärmten am Flußufer aus und suchten nach anderen Gegenständen, fanden jedoch nichts.
„Eher ist es vom Wrack heruntergespült worden“, sagte Salter mürrisch. „Ein Grund mehr für die Annahme, daß sie alle tot sind.“
„Wo drei Dosen offen sind? Sie hätten ihre Dosen doch nicht geöffnet, wenn sie nicht gelandet wären“, widersprach Lars.
„Okay, dann hat man sie eben angegriffen“, knurrte Salter. „Ich wüßte nicht, was das für einen Unterschied macht.“
Aber es machte einen Unterschied, einen sehr großen sogar. Hier war ein nicht zu übersehender Beweis, daß die Planetfall auf Wolf IV gelandet war. Aber war sie sicher gelandet? Der Proviantsack ließ die Frage nur noch verwirrender erscheinen.
Dann machten sie sich wieder auf den Weg. Wieder tat Peter sich mit Leeds zusammen. Sie schienen eine Menge miteinander zu besprechen zu haben. Einmal fing Lars einen Blick Peters auf, und dabei lief es ihm kalt über den Rücken. Es war nur ein Blick, aber er wirkte so bittend, gerade als versuchte Peter verzweifelt, ihm etwas ohne Worte oder Zeichen zu sagen. Und doch, als Lars versuchte, näher zu kommen, schüttelte Peter ärgerlich den Kopf und wies ihn mit einer
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