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TS 91: Bis in die Unendlichkeit

TS 91: Bis in die Unendlichkeit

Titel: TS 91: Bis in die Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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seine Farm zurück und übte hierauf ein wahres Minimum an Einfluß auf die größere Existenzebene aus. Er lebte in seiner eigenen Wahrscheinlichkeitswelt bis zum Tode im Jahre 2874 und schaffte damit ein nahezu perfektes 290-A.
    ABSCHLUSS: Kehrte zum Palast der Unsterblichkeit nach einer Stunde zurück.
     
    Es gab noch mehr Eintragungen, Hunderte – ja, Tausende, all die Journale zusammengenommen. Jede einzelne war ein „Bericht von Besitzer Kingston Craig“, und stets kehrte dieser nach soundso vielen Tagen, Stunden oder Wochen zurück zum „Palast der Unsterblichkeit“. Einmal erst nach drei Monaten; das war eine eigentümliche, unpersönliche Sache, die sich mit der „Errichtung einer Zeitabgrenzung zwischen dem 98. und 99. Jahrhundert“ befaßte – weiters mit der „Wiedererweckung von drei ermordeten Personen in ihren eigenen persönlich-aktiven Wahrscheinlichkeitswelten“.
    Das schärfer werdende Durst– und Hungergefühl erweckte in Drake ein Bild seiner selbst, wie er in diesem ungeheuerlichen, schrecklichen Gebäude saß und das verrückte Geschreibsel eines Mannes las, der irr sein mußte.
    Es fiel ihm auf, daß der Lichterschein des Raumes, der scheinbar direkt aus dem Nichts entsprang, trüber wurde. Das Licht mußte irgendwie von draußen hereinkommen. Als er den weiten, leeren Korridor wieder aufsuchte, erkannte er die Wahrheit.
    Die Nebelschwaden über dem Deckenfenster verfärbten sich zu einer grauen, dunklen Masse. Die Nacht brach herein. Der Gedanke, er müsse nun allein in diesem grabähnlichen Gewölbe sein, müsse beobachten, wie die Finsternis über den Marmor kroch, sich ängstlich fragen, welche Dinge da aus ihren Verstecken kommen mochten, sobald die Dunkelheit tief genug war, schien unerträglich. Er versuchte, ihn von sich zu bannen.
    „Hör auf, du Narr!“ sagte Drake laut und heftig.
    Seine Stimme echote hohl in der Stille. Er dachte: ,Es muß hier einen Ort geben, wo diese ,Besitzer’ gelebt haben. Im Korridor sind nur Büroräume, aber es gibt noch andere Stockwerke. Ich muß eine Treppe finden, die hinaufführt.’
    Er entdeckte eine im ersten Zweigkorridor. Eine breite Treppe. Drake sprang die Stufen hoch und probierte die nächstbeste Tür. Sie gab den Blick frei auf ein Wohnzimmer eines großartigen Appartements. Es gab sieben Räume, einschließlich einer Küche, die im Dämmerlicht schwach glühte, und da fand er auch Eßschalen, verpackt in durchsichtige Behälter. Ihr Inhalt waren Nahrungsmittel, teils vertrauter, teils fremdartiger Natur.
    Drake fühlte sich empfindungslos. Auch war er keineswegs überrascht, als er einen einzigen Hebel am Deckel einer Obstbüchse betätigte und die Früchte auf den Tisch fielen, obwohl er die Konserve in keiner Weise geöffnet hatte. Er richtete sich eine weitere her, um später noch einmal den Versuch anzustellen. Als er gegessen hatte, suchte er nach einem Lichtschalter. Aber es war schon zu dunkel, um sehen zu können.
    Im größeren der beiden Schlafzimmer stand ein Himmelbett, das sich undeutlich gegen die Finsternis abhob; in einer Lade lag einPyjama. Als er sich zwischen die kühlen Bettücher schob, vom Schlaf fast übermannt, dachte Drake noch mit einem letzten Anflug von Interesse:
    Dieses Mädchen, Selanie, ängstigte sich vor dem alten Herrn – warum nur? Und was konnte bloß im Wohnwagen passiert sein, daß er, Ralph Carson Drake, unwiderruflich in all dies verwickelt worden war?
    Er schlief unruhig, ohne eine Antwort auf seine Fragen zu finden.
     
    *
     
    Zuerst war das Licht nur weit entfernt. Es kam näher, wurde heller, und da schien es ein Erwachen wie jedes andere zu sein. Dann aber, als Drake die Augen öffnete, überfluteten ihn die Erinnerungen. Er lag, stellte er gespannt fest, auf seiner linken Körperhälfte. Es war lichter Tag. Aus den Augenwinkeln heraus vermochte er über sich den silbrig-blauen Baldachin des Bettes zu sehen. Und darüber, in ferner Höhe, die Zimmerdecke.
    Im Dämmerlicht des vorigen Abends hatte er kaum bemerken können, wie groß und geräumig und luxuriös sein Quartier war. Jetzt sah er dicke Teppiche, getäfelte Wände und ein rosafarbenes Mobiliar, und alles erstrahlte in kostspieliger Schönheit. Das Bett war eine überdimensionale, viereckige Konstruktion.
    Drakes Gedanke unterlag einer schreckerfüllten Pause, denn als er seinen Kopf von der linken Zimmerhälfte zur rechten drehte, fiel sein Blick zum erstenmal auf die andere Seite des Bettes.
    Eine junge Frau lag dort,

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