TS 91: Bis in die Unendlichkeit
…“
Er fuhr fort, zu erklären. Drake jedoch bereitete es Schwierigkeiten, sich auf die Worte zu konzentrieren. Der Nebel draußen beunruhigte ihn. Er konnte nicht noch einmal diese Stufen hinabsteigen.
Es war das Wort „Besitzer“, das Drakes Geist und Körper in bewußte Aktivität versetzte. Er hatte die Bezeichnung so oft gelesen und vernommen, daß ihm ein Punkt all die letzten Minuten entgangen war:
„Wer aber sind die Besitzer?“ fragte er. „Was besitzen sie?“
Der Mann sah ihn an, mit nachdenklichen grauen Augen.
„Sie besitzen“, sagte er schließlich, „die einzigartigste Fähigkeit nach der des Denkens. Sie können willentlich durch die Zeit reisen. Es gibt etwa dreitausend von ihnen. Sie alle wurden im Laufe einer fünfhundertjährigen Periode geboren, beginnend mit dem 20. Jahrhundert. Das Seltsamste an alledem ist, daß jeder einzelne von ihnen aus einem kleinen Gebiet in den Vereinigten Staaten stammt – um die Städte Kissling, Inchney und insbesondere um eine winzige Ortschaft herum, die Piffer’s Road genannt wird.“
„Aber dort“, meinte Drake heiser, „bin ich ja geboren.“ Seine Augen weiteten sich. „Und dort war auch der Wohnwagen.“
Price schien es nicht gehört zu haben. Er sagte:
„Rein physisch gesehen, sind die Besitzer ebenfalls einzigartig. Sie unterscheiden sich von den normalen Menschen dadurch, daß ihre Organe auf der anderen Seite sind. Das heißt also, ihr Herz ist rechts, und …“
„Aber bei mir ist es genauso“, sagte Drake. Er sprach betont deutlich, als müsse er sich in einem Labyrinth zurechtfinden. „Deshalb hat mich die Musterungs-Kommission abgelehnt. Man fand es zu riskant. Sie meinten, ich könnte immerhin verwundet werden, und da wüßten die Ärzte nicht, wie ich richtig zu behandeln sei.“
Hinter Drake ertönten rasche Schritte. Automatisch drehte er sich um und blickte auf die Frau, die mit wehendem Kleid auf sie zukam. Sie lächelte, als sie ihn sah – genauso wie damals im Schlafzimmer. Bei ihnen angelangt, sagte sie mit ihrer klingenden Stimme:
„Armer Kerl! Sieht eindeutig krank aus. Nun, ich tat, was ich konnte, um den Schock für ihn abzuschwächen. Ich gab ihm so viele Informationen wie möglich, ohne mir anmerken zu lassen, daß ich alles wußte.“
Price sagte:
„Oh, er ist schon okay.“ Er wandte sich an Drake. Ein schwaches Lächeln glitt über sein Gesicht, als koste er die Situation voll aus. „Drake, ich möchte Ihnen Ihre Frau vorstellen, die frühere Selanie Johns. Sie wird Ihnen berichten, was geschah, als Sie in Piffer’s Road an Bord ihres ,Wohnwagens’ kletterten. Schieß los, Selanie.“
Drake stand da. Wie ein roher Erdklumpen kam er sich vor, bar jeden Gefühls und Gedankens. Nur allmählich wurde er sich ihrer Stimme bewußt, die ihm die Geschichte erzählte …
*
Als er so im hinteren Raum des Wohnwagens stand, fragte sich Drake, was wohl geschehen mochte, wenn sie ihn auf frischer Tat ertappten, ehe er handeln konnte. Er hörte den Mann im mittleren Raum sagen: „Wir nehmen Kurs auf das vierzehnte Jahrhundert. Sie trauen sich nicht, viel in diesem Zeitalter herumzupfuschen.“
Er lachte hart auf. „Du wirst sehen, sie haben einen alten Mann geschickt, und auch nur einen. Irgendwer mußte für dreißig oder vierzig Jahre ‘runter, um alt zu werden, weil alte Leute weit weniger Einfluß auf die Umwelt haben als junge. Aber wir vergeuden besser keine Zeit. Gib mir noch die Umformerdaten, dann geh in die Kabine und starte die Atommotoren.“
Es war der Augenblick, auf den Drake gewartet hatte. Leise trat er heraus, seine behandschuhte Rechte öffnend und schließend. Er sah den Mann mit dem Gesicht zur Tür stehen, die hinaus in den vorderen Raum und in die Zugmaschine führte. Von hinten sah er kräftig gebaut und etwa fünfundvierzig Jahre alt aus. In seinen Händen hielt er fest umspannt zwei durchsichtige Griffe, die matt leuchteten.
„In Ordnung“, rief er schroff, als Drake hinter ihn trat. „Wir gleiten schon. Und in Zukunft sei nicht mehr so ängstlich, Selanie. Die Besitzer sind wir los; mögen sie doch zum Teufel fahren. Ich bin sicher, daß unsere Manipulationen – der Verkauf von diesem Zeug und die Entfernung des Metalls – das elektronische Gleichgewicht gestört haben, das ihre Existenz überhaupt erst möglich macht.“ Seine Stimme bebte leicht. „Wenn ich an das Sakrileg dieser Bande denke, zu handeln wie Gott selbst, zu wagen, mittels ihrer Kräfte den
Weitere Kostenlose Bücher