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TS 91: Bis in die Unendlichkeit

TS 91: Bis in die Unendlichkeit

Titel: TS 91: Bis in die Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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natürlichen Lauf der Existenz zu ändern – anstatt, wie ich es vorgeschlagen habe, ihre Fähigkeiten für die Geschichtsforschung anzuwenden …“
    Seine Stimme erstarb in einem grunzenden Laut, als Drake seine Schulter packte und hart unter das Schlüsselbein drückte.
     
    *
     
    „Einen Moment!“ Drake unterbrach scharf die Erzählung der Frau. „Sie reden, als hätte ich einen Handschuh wie diesen hier angehabt“, – er hob seine Rechte mit dem schwach schimmernden Ding, das ihm Price gegeben hatte, „und lassen durchblicken, daß ich damals alles über die Besitzer und den Palast der Unsterblichkeit wußte. Dabei sind Sie sich vollauf darüber im klaren, daß ich zu diesem Zeitpunkt nichts wußte. Ich hatte gerade einen Zug verlassen, in dem mich ein Geschäftsmann namens Bill Kellie auf eine Füllfeder aufmerksam machte.“
    Er sah, daß ihn die Frau ernst betrachtete. Sie sagte:
    „In ein paar Minuten werden Sie es sicher verstehen. Unser ganzes Tun war nur auf diesen Augenblick abgezielt. Die Existenz dieser Wahrscheinlichkeitswelt – dieser nämlich, wo Mr. Price, Sie und ich hier stehen – ist nicht mehr lange stabil, nur noch ein paar Stunden. Das hängt mit einem komplizierten Kräfteausgleich zusammen, ist jedoch unvermeidlich. So paradox es auch scheint, aber die Zeit ist gegen uns.“
    Drake starrte sie an, überrascht von dem dringlichen Tonfall ihrer Stimme, als sie sagte:
    „Lassen Sie mich bitte fortfahren …“
     
    *
     
    Der gedrungene Mann stand völlig reglos da, wie jemand, der von einem unerträglichen Schlag betäubt war. Und dann, als Drake seine Schulter losließ, drehte er sich langsam um, und sein Blick fiel – nicht auf Drakes Gesicht, sondern auf den Handschuh, den dieser trug.
    „Ein Zerstörerhandschuh!“ flüsterte er; dann heftiger: „Aber wie …? Die Abwehrfelder verhindern doch, daß ein geschulter Besitzer in meine Nähe kommt!“ Zum erstenmal sah er Drake an. „Wie machten Sie es? Ich …“
    „Vater!“ Es war die Stimme des Mädchens. Klar tönte sie von der Kabine her. Sie näherte sich. „Vater, wir haben um das Jahr 1650 herum gestoppt. Was ist geschehen? Ich dachte …“
    Sie blieb im Türrahmen stehen, wie ein erschreckter Vogel – ein großes, schlankes Mädchen von ungefähr neunzehn Jahren, das plötzlich älter dreinblickte, als es Drake sah. „Sie waren im Zug!“ stieß sie hervor. Ihr Blick eilte zum Vater. Sie keuchte: „Dad, er hat doch nicht …“
    Der gedrungene Mann nickte hoffnungslos. „Ja, er hat meine Fähigkeit der Zeitreise zerstört. Hier sind wir nun, gleichgültig wann und wo. Nicht, daß es etwas ausmacht. Eine Zeit ist so gut wie die andere, oder auch so schlecht. Die Sache ist nur: wir haben versagt! Die Besitzer leben weiter, und mit ihnen auch ihre Arbeit.“
    Das Mädchen sagte nichts. Die beiden schienen Drake gänzlich vergessen zu haben. Der Mann ergriff ihren Arm und sagte heiser:
    „Begreifst du nicht? Wir haben versagt!“
    Sie sagte noch immer nichts. Ihr Gesicht war bleich, als sie endlich erwiderte:
    „Vater, es wird dich hart treffen, aber ich bin froh, daß es so gekommen ist. Sie sind im Recht, nicht du. Sie versuchen, etwas gegen die fürchterlichen Fehler von Mensch und Natur zu unternehmen. Sie haben aus ihrer großartigen Gabe eine wunderbare Wissenschaft entwickelt, und sie wenden diese an gleich milden Göttern. Es war nicht schwer für dich, mich als kleines Kind zu überzeugen, aber schon seit Jahren haben sich in mir die Zweifel angestaut. Ich blieb aus Treue bei dir. Es tut mir leid, Vater.“ Sie drehte sich um. Tränen standen in ihren Augen, als sie die äußere Tür öffnete und hinaus auf den grünen Boden sprang.
    Drake blieb stehen, fasziniert vom eigenartigen Spiel der Gefühle im Gesicht dieses Mannes. Zuerst überschattete es ein Zug von Selbstbemitleidung, dann aber ein wachsender Ausdruck von Starrsinn. Ein verhätscheltes Kind, dem etwas nicht erlaubt worden war, hätte kein deutlicheres Bild von unterdrücktem Egoismus vermitteln können. Drake warf ihm einen langen Blick zu. Dann schritt auch er zur Tür, die ins Freie führte. Es hieß jetzt, mit dem Mädchen Freundschaft zu schließen und den frühen wilden Westen Amerikas zu erforschen.
    Sie wurden einander nähergebracht durch das hartnäckige Schweigen, in das sich der ältere Mann zurückzog. Oft wanderten sie beide, Drake und das Mädchen, durch das grüne, noch unbewohnte Tal. Einmal standen sie einer Gruppe Indianer

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