TS 93: Der Unangreifbare
Ordnung in die Angelegenheiten gebracht hatten, waren sämtlich harte und fähige Burschen gewesen. Trembecki hatte sich nicht nur eine Machtstellung erobert, sondern hart an seiner Erziehung gearbeitet.
„Wir müssen uns richtig verstehen“, sagte Jan Trembecki.„Natürlich dürfen wir Marcus nicht mit dem Gerät beglücken. Ich frage mich aber, wie weit wir uns selber trauen dürfen. Sie sind ein ehrlicher Mann, Nat. Ich bin auch relativ ehrlich. Aber der beste Mensch kann der Versuchung unterliegen, und die Macht, die diese Erfindung dem Besitzer verleiht, wird immer eine ungeheure Versuchung sein.
Es gibt aber noch andere Aspekte zu bedenken“, fuhr er fort. „Sie können nicht viel tun, weil Sie durch Ihr Amt zu sehr in den Vordergrund gerückt sind. Alle Ihre Aktionen werden sorgfältig registriert. Sie sind einfach zu exponiert, um an einer Verschwörung teilnehmen zu können.“
„Sie geben also zu, daß eine Verschwörung notwendig ist!“ rief Abraham aus.
„Nicht unbedingt. Die Ereignisse überstürzen sich. Ich muß erst nachdenken und die Lage analysieren.“
„Dazu bleibt Ihnen leider nicht viel Zeit“, warf Vivienne ein.
„Weil Marcus uns bestimmt schon auf den Fersen ist“, sagte Trembecki trocken. „Ich weiß wirklich nicht, wie wir Sie beide für längere Zeit verstecken können. Dieser Haushalt ist groß, aber notwendigerweise straff organisiert. Die Möglichkeit eines Verrats ist nicht ausgeschlossen. Was Sie brauchen, ist eine Untergrundbewegung verschworener Gegner des Regimes. Es muß eine große Organisation mit Verbindungen nach allen Richtungen sein.“
Abraham pfiff leise durch die Zähne. „Die Egalitarier!“
„Sie meinen Gannoway?“ Trembecki machte ein bedenkliches Gesicht.
„Wir müßten ihn noch einmal überprüfen.“
„Ich kann mir fast denken, was du willst, Pa“, sagte Leah. „Die Egalitarier sind bestimmt vertrauenswürdig. Ich habe oft an ihren Versammlungen teilgenommen und mit ihnen diskutiert. Diese Leute sind zuverlässig und treu.“
„Möglich.“ Trembecki war noch nicht überzeugt. „Sind sie auch schlagkräftig?“
„Gannoway ist ein ziemlich zäher Bursche“, sagte Abraham. „Das Risiko ist verdammt groß, aber wenn es um große Dinge geht, muß man das Risiko mit einkalkulieren.“
Trembecki wurde plötzlich sehr lebendig. „Ich werde ein paar Rädchen in Bewegung setzen und Informationen sammeln lassen. Anhand dieser Informationen können wir dann entscheiden, was zu tun ist. Unsere Freunde können für kurze Zeit hierbleiben. Später müssen wir allerdings ein sichereres Versteck ausfindig machen.“
„Dann an die Arbeit!“ sagte Abraham. „Es tut mir sehr leid, daß ich so drängen muß, aber es geht leider nicht anders. Leah wird sich um euch beide kümmern.“
Trembecki hob den Generator vom Boden auf, schnalzte mit der Zunge und verließ den Raum. Abraham folgte ihm sofort.
„Essen Sie ruhig weiter“, sagte Leah. „Ich werde inzwischen zwei Räume vorbereiten lassen.“
Koskinen war mit der Entwicklung zufrieden. „Wir haben es geschafft“, sagte er zu Vivienne.
„Wirklich?“
Ihr ernstes Gesicht stimmte ihn nachdenklich. „Sie sind wahrscheinlich so heftig herumgestoßen worden, daß Sie nicht mehr an den Weihnachtsmann glauben, Vivienne. Sie sollten nicht ganz so skeptisch sein.“
Vivienne lächelte. „Sie sind ein eigenartiger Mensch, Pete. Sie haben sogar Verständnis für sinnloses Selbstmitleid.“
Leah kam zurück. Koskinen betrachtete sie sehr genau. Ob sie wußte, welchen Eindruck sie auf ihn machte?
„Fertig?“ fragte sie. „Sie können baden und dann schlafen. Ich habe alles vorbereitet.“
„Schlafen? Ich habe gerade fünfzig Milligramm Stimulantien genommen.“
„Daran habe ich nicht mehr gedacht. Ich werde Ihnen das Haus zeigen, Pete.“
„Das ist sehr nett von Ihnen, Leah.“
Das Mädchen wurde ernst. „Sie sind ein Freund von Dave. Er war nur kurze Zeit hier, aber er erzählte viel von Ihnen, Pete. Sie müssen ein großartiger Mensch sein.“
„Unsinn.“
„Keine falsche Bescheidenheit, Pete. Bedenken Sie, was sich seit Ihrer Rückkehr ereignet hat. Ein Pestloch ist unschädlich gemacht worden und gleichzeitig eine gefährliche chinesische Untergrundorganisation.“
„Zufälle. Ich wollte eigentlich nur davonlaufen.“
„Das glaube ich nicht. Kommen Sie!“ Leah nahm Koskinens Arm und führte ihn durch das Solarium. Vivienne folgte schweigend.
Über einen Gleitweg und
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