TS 93: Der Unangreifbare
auf.
Vivienne richtete sich auf und sah prüfend in seine Augen. „Hast du die Hoffnung aufgegeben?“
„Natürlich nicht“, Koskinen straffte sich. „Unsere Hoffnungen halten uns aufrecht, Vivienne. Wenn wir nicht mehr hoffen, sind wir verloren. Vielleicht sieht morgen schon alles anders aus. Unsere Veröffentlichungen können nicht ohne Wirkung bleiben. Die Zeit arbeitet für uns.“
Etwas später legten sie sich auf das notdürftig hergerichtete Lager und schliefen sofort ein.
20.
Vivienne rüttelte ihn wach. Er kam allmählich zu sich und sah sich verständnislos um. Die Erkenntnis der Wirklichkeit traf ihn wie ein Hammerschlag und machte ihn hellwach. In Viviennes Augen stand die Angst.
„Sie haben große Geräte gebracht“, sagte sie.
Koskinen stand auf und spähte durch eins der kleinen Fenster nach draußen. Riesige Scheinwerfer erhellten die Nacht. Er sah Gestalten an schweren Tiefladern hantieren und große Kräne aufrichten. Ein Kran stand bereits; der lange Hebelarm hing direkt über dem Schild. Koskinen warf einen Blick auf seine Uhr. „Gleich fünf Uhr“, sagte er grimmig.
„Was haben sie vor, Pete?“
„Das ist leicht zu erklären. Sie wollen uns mit Kränen hochheben, in ein Stratoschiff packen und sich an anderer Stelle ohne lästige Zeugen mit uns beschäftigen.“
Vivienne stellte sich neben ihn und spähte ebenfalls hinaus. Er spürte, daß sie ruhiger wurde. Sie verließ sich ganz auf ihn.
„Machst du dir gar keine Sorgen?“ fragte sie nach einer Weile.
„Wozu?“
Vom Hebelarm wurden Ketten herabgelassen und um den unsichtbaren Schild gelegt. Es war gespenstisch, wie sich die Ketten straff um den unsichtbaren Körper legten und so seine Umrisse verdeutlichten. Ein Mann gab ein Zeichen, worauf der Kranführer seinen Motor langsam anlaufen ließ.
„Jetzt geht’s los!“ sagte Koskinen und schaltete einen seiner Schalter einen Strich weiter. Das Feld erweiterte sich schlagartig um dreißig Zentimeter und zerriß die Ketten, die wie gefährliche Geschosse durch die Gegend flogen. Der Kran geriet durch die plötzliche Entlastung stark ins Wanken.
Koskinen grinste. „Ich könnte die Kräne umwerfen, indem ich das Feld noch weiter ausdehne. Aber damit würde ich die Männer da draußen in große Gefahr bringen.“
Vivienne sah ihn mit großen Augen an. „Du bist großartig, Pete!“ sagte sie bewundernd.
Allmählich legte sich die draußen entstandene Verwirrung. Die Arbeiter zogen sich zurück und überließen den Agenten das Feld, die wieder einen Kreis um den Bunker bildeten. Ein Scheinwerfer wurde auf einen Mann gerichtet, der dicht an den Schild herantrat. Es war Marcus.
„Koskinen!“
„Ja.“
Koskinen blieb im Bunker, denn nach Lage der Dinge mußte er mit allem rechnen.
„Das war nicht schlecht“, sagte Marcus. „Ich hätte es mir denken müssen. Geben Sie den Widerstand auf, Koskinen. Wenn nicht …“
„Was dann?“
„Dann zwingen Sie mich zu schärferen Maßnahmen.“
Koskinen antwortete nicht gleich, denn Marcus brauchte nicht zu hören, wie aufgeregt er war. Er ahnte, welche Maßnahmen Marcus meinte.
„Wenn Sie den sinnlosen Kampf nicht aufgeben, werde ich Atomwaffen einsetzen!“
Vivienne stöhnte auf. „Das können Sie nicht!“ rief Koskinen wütend. „Sie können sich nicht über alles hinwegsetzen. Das muß der Kongreß entscheiden. Er wird es nicht zulassen, daß Sie mit Atombomben spielen. Sie wollen die absolute Macht, Marcus. Erst wenn der Kongreß geschlossen Ihre Forderungen unterstützt, werde ich mich unterwerfen.“
„Sie werden sich unterwerfen, wenn ich es will, Koskinen!“ rief Marcus ergrimmt. „Ich gebe Ihnen genau drei Minuten.“
„Das beweist nur, wie eilig Sie es haben“, entgegnete Koskinen. „Sie haben nicht viel Zeit und müssen Ihr Ziel schnell erreichen. Wenn Sie es nicht schnell genug schaffen, wird der Kongreß geeignete Maßnahmen treffen, um Ihren Machthunger zu stoppen. Sie verstoßen im Augenblick gegen die Gesetze unseres Landes, Sir. Niemand darf das tun, auch Sie nicht.“
„Es handelt sich um einen nationalen Notstand, Koskinen. In solchen Fällen hat der Präsident das Recht, schnell und allein zu entscheiden. Die Sicherheitsabteilung untersteht mir persönlich. Wie Sie vielleicht wissen, besitzt die Sicherheitsabteilung ein reichhaltiges Waffenarsenal, darunter auch Atombomben.“
„Sind wir wirklich eine Gefahr?“ fragte Koskinen ironisch. „Wir tun keinem Menschen etwas. Wir
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