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TS 94: Sehnsucht nach der grünen Erde

TS 94: Sehnsucht nach der grünen Erde

Titel: TS 94: Sehnsucht nach der grünen Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredric Brown
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es andersrum. Zum Beispiel so: Der strahlend Helle.“
    „Der strahlend Helle was?“
    „Nur diese Formulierung: Der strahlend Helle. Sagt dir das etwas – irgend etwas?“
    „Nein.“
    „Okay. Vergiß es.“
     
    *
     
    Er war früh dran, und er schritt an Clares Haus vorbei, bis zur Ecke, und blieb dort unter der großen Ulme stehen, seine Zigarette ausrauchend, in Gedanken versunken.
    In Wirklichkeit gab es gar nichts, worüber er hätte nachdenken können; er brauchte nichts weiter zu tun, als ihr Lebewohl zu sagen. Zwei einfache Silben. – Und ihren Fragen auszuweichen, wohin er denn ginge, wie lange er eigentlich fort sein werde. Er brauchte sich nur ruhig, gelassen und nüchtern zu geben, so als hätten sie einander im Grunde genommen nichts zu bedeuten.
    Es mußte so sein. Er kannte Clare Wilson jetzt schon anderthalb Jahre und er hatte sie so lange hingehalten; es war einfach nicht fair. Er mußte der Sache ein Ende bereiten, schon allein ihr zuliebe. Eine Frau um ihre Hand zu bitten, erschien ihm fast ebenso absurd wie – wie ein Irrer, der sich einbildet, Napoleon zu sein!
    Er warf seine Zigarette zu Boden und zertrat sie grimmig mit dem Absatz, dann ging er zurück zum Haus, hinauf zur Tür und klingelte.
    Clare selbst öffnete ihm. Das Licht, das hinter ihr von der Halle herausdrang, tauchte ihr Haar in einen Kranz gesponnenen Goldes, der ihr Gesicht einrahmte.
    Er verspürte so sehr den Wunsch, sie in seine Arme zu nehmen, daß er die Hände zu Fäusten ballen mußte, um sich zu bezwingen.
    Etwas einfältig sagte er: „Hallo, Clare. Wie geht’s?“
    „Keine Ahnung, George. Wie soll es denn gehen? Willst du nicht hereinkommen?“
    Sie trat zurück, um ihn vorbeizulassen, und der Lichtschein lag nun auf ihrem ernsten Gesicht. Sie wußte, etwas lag in der Luft; das verrieten ihm ihr Gesichtsausdruck und der Klang ihrer Stimme.
    Er wollte nicht hereinkommen. Er sagte: „Es ist eine wunderbare Nacht, Clare. Machen wir einen Spaziergang.“
    „In Ordnung, George.“ Sie kam heraus auf den Treppenabsatz. „Es ist wirklich eine wunderbare Nacht, die Sterne leuchten so schön.“ Sie wandte den Kopf und sah ihn an. „Gehört einer von ihnen dir?“
    Er blickte etwas verwirrt. Dann trat er vor und ergriff ihren Ellbogen. Er führte sie die Stufen hinunter. Leichthin sagte er: „Sie alle gehören mir. Willst du irgendeinen kaufen?“
    „Du würdest mir keinen schenken? Nicht einmal einen Zwergstern? Oder gar einen, den ich nur durch ein Teleskop sehen könnte?“
    Dann waren sie draußen am Bürgersteig, hatten das Haus hinter sich gelassen, und abrupt veränderte sich ihre Stimme – der spielerische Ton verschwand, und sie fragte: „Was ist los, George?“
    Er öffnete den Mund, um ihr zu sagen, es sei nichts los, und schloß ihn dann wieder. Es gab keine Lüge, die er ihr erzählen könnte, aber ebensowenig vermochte er, ihr die Wahrheit zu sagen. Daß sie diese Frage stellte, auf solch eine Art und Weise, hätte für ihn alles einfacher machen sollen; so aber machte es dies nur noch schwieriger.
    Sie fragte etwas anderes: „Du willst mir Lebwohl sagen – für immer, nicht wahr, George?“
    Er sagte: „Ja“, und sein Mund fühlte sich sehr, sehr trocken an. Er wußte nicht, ob er es verständlich oder nur krächzend ausgesprochen hatte, und er befeuchtete seine Lippen und versuchte es ein zweitesmal. Er sagt: „Ja, ich fürchte, es ist so, Clare.“
    „Warum?“
    Er konnte sich nicht überwinden, ihr in die Augen zu sehen, daher starrte er blindlings geradeaus. Er sagte: „Ich – ich kann es dir nicht erklären. Aber es bleibt mir nur diese eine Möglichkeit, Clare. Es ist für uns beide das Beste.“
    „Sag mir eines, George: Gehst du wirklich fort? Oder – oder war das nur ein Entschuldigungsgrund?“
    „Nein, es stimmt. Ich gehe fort; ich weiß nicht, für wie lange. Aber frage mich bitte nicht, wohin. Ich könnte es dir nicht sagen.“
    „Vielleicht kann ich es, George. Hast du etwas dagegen, wenn ich es tue?“
    Ja, er hatte etwas dagegen; sehr viel sogar. Aber wie sollte er ihr das klarmachen? Er sagte nichts – weder ja noch nein.
    Sie waren nun beim Park angelangt, bei dem kleinen Park in der Nachbarschaft, der nur einen Häuserblock im Quadrat maß und nicht gerade viel Privatsphäre bot, dafür aber Bänke hatte. Und er führte sie hinein in den Park, und sie ließen sich auf einer Bank nieder. Es gab noch einige andere Leute hier, aber nicht in ihrer Nähe.
    Noch immer

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