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TS 94: Sehnsucht nach der grünen Erde

TS 94: Sehnsucht nach der grünen Erde

Titel: TS 94: Sehnsucht nach der grünen Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredric Brown
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hatte er ihre Frage nicht beantwortet.
    Sie rückte ganz nahe an seine Seite. Sie fragte: „Dein Verstand hat dir Kummer gemacht, nicht wahr, George?“, und es klang wie eine Feststellung.
    „Nun – ja, in gewisser Weise hat er das.“
    „Und dein Fortgehen hängt damit zusammen, nicht wahr? Du willst dich untersuchen oder behandeln lassen, oder beides?“
    „Ja, so ähnlich. Aber die ganze Sache ist komplizierter, als sie sich anhört, und – und ich kann dir einfach nichts darüber sagen.“
    Sie ergriff seine Hand, die auf seinem Knie lag. Sie sagte: „Ich wußte, George, daß es sich so verhielt. Und ich werde nicht weiter in dich drängen. Nur sage nicht, was du sagen wolltest. Sag Aufwiedersehn anstatt Lebwohl. Schreibe mir auch nicht, wenn du es für besser hältst. Aber versuche nicht, edelmütig zu sein und hier und jetzt Schluß zu machen – mir zuliebe. Warte noch, bis du dort gewesen bist, wohin auch immer du gehst. Willst du?“
    Er schluckte. Sie tat, als sei alles so einfach, wo es in Wirklichkeit doch so kompliziert war. Er fühlte sich elend, als er sagte: „In Ordnung, Clare. Wenn du es so haben willst …“
    Abrupt stand sie auf. „Gehen wir zurück, George.“
    Er erhob sich. „Aber es ist noch zeitig.“
    „Ich weiß, doch manchmal … Nun, es gibt einen psychologisch richtigen Augenblick, um ein Rendezvous zu beenden, George. Ich weiß, das hört sich töricht an, aber nach alledem, was du gesagt hast, würde es da nicht enttäuschend sein …“
    Er lachte ein wenig. Er sagte: „Ich verstehe, was du meinst.“
    Schweigend schritten sie zurück zum Haus. Er vermochte nicht zu sagen, ob es ein glückliches oder unglückliches Schweigen war, zu sehr beschäftigten ihn die kommenden Dinge.
    Im Schatten des Treppenabsatzes, direkt vor der Haustür, wandte sie sich um und sah ihn an. „George“, sagte sie. Und schwieg.
    Dann: „Oh, zum Teufel, George – hör’ endlich auf, so edelmütig sein zu wollen! Außer, natürlich, du liebst mich nicht. Außer, dies ist bloß eine neue, kunstvolle Art und Weise, um mich loszuwerden. Ist es das?“
    Es gab nur zwei Dinge, die er tun konnte. Das eine war, wie besessen davonzulaufen. Das andere war, was er tat. Er nahm sie in die Arme und küßte sie. Hungrig.
    Als es vorbei war, und es war nicht so schnell vorbei, atmete er ein wenig heftig und konnte nicht allzu klar denken, denn was er sagte, hatte er überhaupt nicht sagen wollen: „Ich liebe dich, Clare. Ich liebe dich; ich liebe dich schrecklich.“
    Und sie sagte: „Ich liebe dich auch, Schatz. Du kommst doch zurück, nicht wahr?“
    Und er sagte: „Ja. Ja, das tue ich.“
    Es waren sieben Kilometer von ihr zu seiner Wohnung, aber er ging zu Fuß, und der Heimweg schien nur Sekunden zu dauern.
    Er saß am Fenster seines Zimmers, bei eingeschaltetem Licht, und dachte nach, aber seine Gedanken verliefen in denselben alten Bahnen, gingen im Kreise – wie sie das immer taten, schon die ganzen letzten drei Jahre hindurch.
    Keine neuen Faktoren waren dazugekommen, nur die Tatsache, daß er jetzt seinen Kopf in die Angelegenheit hineinstecken würde, weit hinein, bis zum Hals und noch darüber. Vielleicht, vielleicht sogar könnte er dann das Ganze auf die eine oder andere Weise bereinigen.
    Draußen, hinter seinem Fenster, funkelten die Sterne hell wie Diamanten am Firmament. War einer davon sein Glücksstern? Wenn ja, so würde er sich ihm anvertrauen, würde sich von ihm leiten lassen, und sei es ins Irrenhaus. In seinem Innern saß die tiefverwurzelte Überzeugung, daß dies alles kein Zufall war, kein unbestimmtes Zusammenwirken ebenso unbestimmter Kräfte, dies alles, was dazu geführt hatte, daß er nun unter dem Deckmantel der Lüge die Wahrheit sagen sollte.
    Sein Glücksstern.
    Strahlend hell? Nein, die Phrase aus seinen Träumen bezog sich nicht darauf; sie war kein adjektivisches, sondern ein substantivisches Wortgebilde. Der strahlend Helle. Wer oder was war Der strahlend Helle?
    Und die Roten und die Schwarzen? Er hatte an alles gedacht, was Charlie vorbrachte, und auch noch an andere Dinge. An Jetons oder Damesteine, zum Beispiel. Aber das war es nicht.
    Die Roten und die Schwarzen.
    Nun, wie auch immer die Antwort lautete, er raste mit Volldampf auf sie zu, nicht von ihr weg.
    Nach einer Weile ging er zu Bett, aber es dauerte noch lange, bis er schlief.
     
    *
     
    Charlie Doerr kam aus dem Büro mit der Inschrift „Privat“ und streckte seine Hand aus. Er sagte: „Viel

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