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TS 94: Sehnsucht nach der grünen Erde

TS 94: Sehnsucht nach der grünen Erde

Titel: TS 94: Sehnsucht nach der grünen Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredric Brown
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er jedoch für zwei Wochen oder so von der Bildfläche verschwinden, ohne ihr auch nur „Lebwohl“ gesagt zu haben, dann würde er sie abschreiben müssen.
    Er ging in einen Drugstore und wählte ihre Nummer. Er sagte: „Ich bin’s George. Hör’ mal, Clare, ich habe da eine Sache zugeteilt bekommen und verlasse morgen die Stadt; keine Ahnung, wie lange ich fort sein werde. Kann ein paar Tage oder auch ein paar Wochen dauern. Geht es, daß ich dich heute abend sehe, so zum Abschied?“
    „Aber sicher, George. Um welche Zeit?“
    „Es mag nach neun sein, aber nicht viel später. Ist dir das recht? Ich treffe zuerst noch Charlie – geschäftlich; werde vor neun vielleicht nicht wegkönnen.“
    „Natürlich, George. Wann du willst.“
    Er kehrte in eine Imbißstube ein, obwohl er gar nicht hungrig war, und aß ein Sandwich und ein Stück Kuchen. Dann war es Viertel nach sechs; wenn er zu Fuß ging, würde er ungefähr zur verabredeten Zeit bei Charlie sein. Also machte er sich auf die Beine.
    Charlie öffnete ihm die Tür. Den Zeigefinger an die Lippen gelegt, deutete er mit dem Kopf nach hinten zur Küche, wo Marge Geschirr spülte. Er raunte: „Sie weiß von nichts, George. Es würde sie nur beunruhigen.“
    Er wollte Charlie fragen, weshalb es Marge beunruhigen würde, aber unterließ es dann. Vielleicht fürchtete er sich ein klein wenig vor der Antwort. Marge dürfte sich bereits um ihn Sorgen machen, und das war ein schlechtes Zeichen.
    Nun, er konnte jedenfalls nicht fragen, da ihn Charlie ins Wohnzimmer führte und Marge jedes Wort verstehenkonnte, das dieser sagte: „Fein, daß du zu einem Schachspiel aufgelegt bist, George. Marge geht heute aus; sieht sich in der Stadt einen Film an. Eigentlich wollte ich nur deshalb pokern gehen; dabei verspürte ich gar keine Lust dazu.“
    Er holte Schachbrett und Figuren aus dem Schrank und begann, das Spiel auf dem Kaffeetischchen aufzustellen.
    Marge kam herein, in den Händen ein Tablett mit vollen kühlen Biergläsern, das sie neben dem Schachbrett absetzte. Sie sagte: „Hallo, George. Hörte, du gehst auf ein paar Wochen weg.“
    Er nickte. „Aber ich weiß nicht, wohin. Chandler fragte mich, ob ich im Augenblick frei sei und einen Auftrag außerhalb der Stadt annehmen könne; nun, ich sagte ja, und er meinte, er würde mir morgen näher Bescheid geben.“
    Charlie hielt die Arme ausgestreckt, in jeder Faust einen Bauern, und er schlug auf Charlies linke Hand und bekam Weiß. Er eröffnete auf König 4 und rückte, als es ihm Charlie gleichtat, den Bauern vor seiner Dame um ein Feld weiter.
    Marge fummelte an ihrem Hut herum und besah sich im Spiegel. Sie sagte: „Für den Fall, daß ich dich nicht mehr antreffen sollte – bis bald und viel Glück, George.“
    „Danke, Marge. Und gute Unterhaltung.“
    Er machte noch ein paar Züge, ehe Marge – nun ausgehbereit – zu ihnen herüberkam, sich von Charlie verabschiedete und ihm einen Kuß auf die Stirn drückte. Sie sagte: „Gib auf dich acht, George.“
    Einen Moment lang trafen sich ihre Blicke, und er dachte: Sie macht sich Sorgen um mich! Es erschreckte ihn ein wenig.
    Nachdem sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, sagte er: „Hören wir auf mit dem Spiel, Charlie. Kommen wir zur Sache; ich muß etwa um neun bei Clare sein. Wer weiß, wie lange ich wegbleibe … Ich kann nicht gut ohne Abschied gehen.“
    Charlie sah zu ihm auf. „Ist das mit dir und Clare etwas Ernstes, George?“
    „Ich weiß nicht.“
    Charlie hob sein Bier und nahm einen Schluck. Plötzlich war seine Stimme geschäftsmäßig. Er sagte: „In Ordnung, kommen wir zum Kern der Sache. Wir haben morgen früh um elf Uhr eine Verabredung mit einem Mann namens Irving – Dr. W. E. Irving, drunten im Appleton-Viertel. Er ist Psychiater; Dr. Randolph hat ihn empfohlen.
    Ich rief ihn an, nachdem Chandler mich über die Angelegenheit informiert hatte; Chandler hatte sich bereits mit Randolph in Verbindung gesetzt. Ich nannte meinen richtigen Namen. Meine Geschichte war folgende: Ich habe einen Vetter, der sich in letzter Zeit seltsam benimmt und den ich zu ihm bringen möchte. Den Namen dieses Vetters gab ich nicht an. Auch erzählte ich ihm nicht, in welcher Weise du dich seltsam benommen hättest; ich wich der Frage aus und meinte, das solle er lieber selbst entscheiden – ohne irgendwelche Vorurteile. Ich sagte ihm, ich hätte dich überredet, einen Psychiater aufzusuchen, und der einzige, von dem ich wisse, sei Randolph;

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