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TS 96: Menschen auf fremden Sternen

TS 96: Menschen auf fremden Sternen

Titel: TS 96: Menschen auf fremden Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chad Oliver
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Gefühl im Magen.
    „Der Fundort liegt in Zentralmexiko“, fuhr Hank Chamisso fort. „Denke nur nicht, ich mache Witze. Ich habe den Weltrat im Nacken und kann mir solche Spaße nicht erlauben.“
    „Was hast du unternommen?“
    „Was kann ich denn tun? Die Sicherheitsabteilung prüft die Zeit von 1300 bis jetzt. Vierhundert Wissenschaftler sind bei der Arbeit, einige davon im Mesozoikum, drei sogar im Paleozoikum. Wir können sie nicht einfach zurückholen.“
    „Weiß der Rat, wie ernst die Lage ist?“
    „Keine Ahnung. Es ist aber nur eine Frage der Zeit.“
    „Laß mich den Rest erraten“, knurrte Wade. „Du hast mit der Zeit-Sicherheitskommission verhandelt. Senator Winans ist der Meinung, daß ich mich freiwillig zur Verfügung stellen werde.“
    „Das stimmt.“ Chamisso trommelte weiter. „Wir werden deine Pension erhöhen – wenn du zurückkommst.“
    „Muß ich allein gehen?“
    „Anders läßt es sich nicht machen.“
    Wade stand auf und lief unruhig auf und ab. Sein hochgewachsener hagerer Körper wirkte entspannt, doch das war nur Schein.
    „Pferde!“ knurrte er.
    Chamisso schlug einen Aktendeckel auf, nahm ein dreidimensionales Bild und schauderte.
     
    *
     
    Es war eine für einen Zeitpaß gemachte sehr gute Aufnahme. Das Gesicht wirkte so natürlich, daß Wade einen Kopf in der Hand zu halten schien. Das Gesicht lächelte. Er sah harte Züge, blaue Augen und gepflegtes weißes Haar.
    „Wie heißt er?“
    „Daniel Hughes, genannt Dan. Er ist ungefähr sechzig Jahre alt. Er ist mit einer Genehmigung unseres Büros in Cincinnati unterwegs. Er ist gründlich überprüft worden. Dan ist ein guter Historiker mit einer wirklich umfassenden Ausbildung. Er ist Spezialist für mittel- und südamerikanische Kulturen.“
    „Hat er alle Tassen im Schrank?“ fragte Wade nach einem weiteren Blick auf das Bild.
    „Er ist völlig normal, sogar außergewöhnlich stabil und durch nichts aus der Ruhe zu bringen.“
    „Also kein Bursche, der sich einen schlechten Scherz erlauben würde?“
    „Das kann keiner wissen. Es hat noch nie einer versucht. Verschiedenartige Verbrechen ziehen verschiedenartige Persönlichkeiten an.“
    „Du würdest es als Verbrechen bezeichnen?“
    „Als was sonst?“
    „Du würdest einen Kerl, der die Welt in Brand steckt, als Pyromanen bezeichnen“, sagte Wade lachend.
    „Wahrscheinlich.“
    Wade sah Chamisso abschätzend an. Er kannte ihn schon seit dreißig Jahren, doch er überraschte ihn immer wieder.
    „Wo hat er die Pferde? Wieviel sind es überhaupt?“
    „Ungefähr fünfzig Stück sind gemeldet worden, Stuten und Hengste. Die genaue Zahl steht aber nicht fest.“
    „Kann er sie nicht von Anfang an gehabt haben?“
    Chamisso schüttelte den Kopf. „Das Büro in Cincinnati kann kaum fünfzig Pferde übersehen haben. Irgend etwas ist aber schiefgegangen, und irgend jemand wird seinen Kopf hinhalten müssen. Vielleicht hat er auf dem Rückweg Station gemacht, so um 1800. Es gibt keinen Bericht darüber.“
    „Kann er sie nicht aus Europa geholt haben?“
    „Nein. Es war ein halbes Jahrhundert vor Kolumbus. Er kann nicht mit den Gäulen über den Ozean geschwommen sein.“
    Wade überlegte. „Hat es nicht auch in Amerika Pferde gegeben?“
    „Ja, aber die waren zu dieser Zeit längst ausgestorben. Wir müssen wissen, was los ist.“
    „Das sehe ich ein. Ist die Sache wirklich so ernst, wie wir glauben, Hank?“
    Das Trommeln hörte auf. „Wir haben einhundert Jahre mit der Kobaltbombe gelebt. Sie ist zum Glück nie zur Explosion gebracht worden. Es hängt von uns ab, ob sie je losgehen wird. Die Pferde sind eine Zeitbombe, Wade. Ich benutze die Bezeichnung ganz bewußt. Der Effekt dieser Zeitbombe kann möglicherweise begrenzt werden. Vielleicht können wir die Sache ungeschehen machen, bevor sie uns erreicht. 1445 liegt verdammt nahe an 1520, und 1520 bedeutet Cortez. Wenn wir die Geschichte nicht sofort aus der Welt schaffen, kann es zu einer Katastrophe kommen. Die Zivilisation wird untergehen. So ernst ist die Angelegenheit, Wade.“
    Wade wurde noch unruhiger. „Sollten wir nicht besser ein Team schicken? Was geschieht, wenn ich einen Fehler mache?“
    „Du darfst eben keinen Fehler machen. Je weniger störend wir eingreifen, desto besser.“
    Wade seufzte bedrückt. „Wann soll ich starten?“ fragte er lustlos.
    Hank Chamisso deutete auf die Akte. „Du mußt sofort mit der Arbeit beginnen. Du mußt alles studieren, was in der Akte steht.

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