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TS 96: Menschen auf fremden Sternen

TS 96: Menschen auf fremden Sternen

Titel: TS 96: Menschen auf fremden Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chad Oliver
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verstehen, daß sie ihm folgen sollten. Ralph zögerte, denn das Verhalten des kleinen Mannes gab ihm zu denken.
    „Einer von uns muß bei der Maschine bleiben“, sagte er schließlich.
    Sanders war damit einverstanden und sagte: „Ich gehe mit ihm, Ralph. Ich nehme ein Sprechfunkgerät mit und lasse es eingeschaltet, damit du mich ständig anpeilen kannst. Wenn ich nach vierundzwanzig Stunden nicht zurück bin, kannst du eingreifen.“
    „In Ordnung.“ Ralph machte ein sorgenvolles Gesicht. „Paß auf dich auf“, sagte er warnend. „Wir dürfen diesen Burschen nicht unterschätzen.“
    Sanders und Narn machten sich auf den Weg über das violettfarbene Eis. Es wurde kalt. Sanders fror erbärmlich. Ohne seinen Schutzanzug wäre er schon nach kurzer Zeit verloren gewesen. Die lebensfeindliche Umgebung wirkte deprimierend und machte ihn schwermütig. Er hatte noch nie eine so grausame Einsamkeit erlebt. Dazu kam noch das Problem. Er war auf einen Vertreter einer völlig isolierten Kultur gestoßen. Und dieser primitive Mann hatte eine völlig fremde Maschine bedient. Sanders erinnerte sich an seinen Flugunterricht. Er hatte viele Stunden benötigt, um das Gefühl für die Maschine zu bekommen.
    Der Weg war beschwerlich. Sie wanderten drei Stunden durch das Land, bis sie endlich ein in Eis und Felsen eingebettetes Tal erreichten. Sanders wurde wieder munter, denn in den Felswänden sah er schwarze Löcher, anscheinend Wohnhöhlen.
    Wenig später standen sie vor einer dieser Höhlen. Sanders konnte nichts erkennen und zögerte. Narn zog ihn freundlich lächelnd in die Dunkelheit hinein.
    Nach zwanzig Schritten bemerkte Sanders eine aus Knochen und Fellen gefertigte Tür. Narn öffnete diese Tür durch Druck auf drei verschiedene Stellen.
    Ein mildes grünes Licht erhellte die Vorhöhle und den vor den Männern liegenden Gang. Dieser Gang erweiterte sich bald zu einer großen Höhle. Sanders blickte nach oben und entdeckte die Lichtquelle. Es waren grünlich leuchtende Felsen. Sie waren anscheinend natürlichen Ursprungs und von Menschen in die Felsendecke eingefügt worden. Die geschickte Anordnung überraschte ihn.
    Hinter dieser Höhle befand sich ein noch größerer Raum, in dessen Mitte ein Feuer brannte. Neben dem Feuer saß eine Frau mit einem Kind. An den Wänden sah Sanders die Eingänge zu kleineren Nebenhöhlen.
    Dann erblickte er etwas, das ihm den Atem verschlug: ein Spielzeug! Das Kind hielt einen Wagen mit Rädern in den Händen.
    Großer Gott! dachte er. Ich finde eine Steinzeitkultur in einer Höhle, und das Kind hat einen kleinen Wagen in den Händen.
    An der Wand stand ein Schlitten mit Knochenkufen, ein zweifellos für diese Landschaft geeignetes Transportmittel.
    „Sanders“, sagte Narn und zeigte auf seinen Begleiter. Die Frau nahm ihr Kind auf und wich scheu bis zu einem mit kristallklarem Wasser gefüllten Becken zurück.
    Sanders blieb unschlüssig stehen.
    „Nicht Angst!“ sagte Narn freundlich.
    Er lernt unsere Sprache unheimlich schnell. Was ist das für ein Mensch?
    Der Junge löste sich von seiner Mutter und kam auf Sanders zu. Er berührte den rechten Handschuh und lächelte.
    Das löste Sanders aus der Erstarrung. Er ging näher an das Feuer heran und ließ sich nieder. Auch das Feuer setzte ihn in Erstaunen. In einer mit Fett gefüllten Steinschüssel schwammen mehrere brennende Dochte. Die Frau wurde zutraulicher und setzte sich ebenfalls wieder an ihren Platz. Sanders spürte eine geheime Verbindung zwischen sich und diesen Leuten; er kam sich nicht mehr so einsam und verloren vor. Die Atmosphäre war beruhigend, die flackernden Schatten an den Wänden erschreckten ihn nicht, im Gegenteil, sie gaben ihm ein Gefühl der Geborgenheit.
    Die Erschöpfung machte sich bemerkbar. Erst jetzt spürte er, wie sehr die körperliche und geistige Anspannung ihn mitgenommen hatte.
    Er saß einfach da, entspannte sich und lächelte. Worte waren überflüssig, denn seine Gastgeber verstanden ihn auch so. Schließlich legte er sich nieder und schlief ein.
    Harter Felsboden ist aber keine gute Unterlage. Außerdem war er zu aufgepeitscht, um wirklich Ruhe zu finden. Immer wieder schreckte er hoch und sah sich verwirrt um.
    Seine Glieder schmerzten. Er blieb trotzdem liegen und ordnete seine Gedanken.
    „Sanders!“
    Narn saß neben ihm.
    „Ich bin wach. Leidest du an Schlaflosigkeit, Narn?“
    Narn runzelte die Stirn. Er verstand das Wort nicht, prägte es sich aber für zukünftigen Gebrauch

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