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TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt

TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt

Titel: TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Sprague de Camp
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so schnell wie möglich zu besiegen. Ich glaube nicht, daß ich damit einverstanden sein kann.“
    „Nein. Ich habe die Absicht, euren Krieg für euch zu gewinnen, wenn ich kann.“

 
9.
     
    Wenn Padway sich nicht irrte, und wenn Procopius’ Geschichte nicht falsch war, mußte Thiudahad auf seiner panikartigen Flucht nach Ravenna im Laufe der nächsten vierundzwanzig Stunden die Via Flaminia passieren. Padway hatte sich unterwegs schon mehrfach erkundigt, ob der Exkönig durchgekommen sei und immer „nein“ zur Antwort erhalten. Jetzt befand er sich am Rande von Narnia und wagte nicht mehr, weiter nach Norden zu gehen. Die Via Flaminia gabelte sich an dieser Stelle, und er wußte nicht, ob Thiudahad die neue oder die alte Straße nehmen würde. So machten er und Herman es sich am Straßenrande bequem und horchten, während ihre Pferde grasten. Padway musterte seinen Begleiter verärgert. Herman hatte in Ocriculum zuviel Bier getrunken.
    Auf alle Fragen und Anweisungen Padways, abwechselnd mit ihm die Straße zu bewachen, grinste er nur schwachsinnig und sagte: „Ja, ja!“ Schließlich war er eingeschlafen und selbst durch heftiges Rütteln nicht mehr aufzuwecken.
    Padway ging im Schatten auf und ab, lauschte auf Hermans Schnarchen und versuchte nachzudenken. Er hatte seit dem vergangenen Tage nicht mehr geschlafen, und jetzt genoß dieser Säufer die Ruhe, die eigentlich ihm, Padway, gebührt hätte.
    Soeben wirbelte unten auf der Straße wieder eine kleine Staubwolke hoch. Padway hörte das schnelle Klappern der Hufe und erkannte Thiudahad.
    „Herman!“ rief er.
    Aber der schnarchte ruhig weiter. Er ging zu dem Goten hinüber und stieß ihn mit der Stiefelspitze an. Aber Herman merkte nichts.
    Schließlich gab es Padway auf; nur noch ein Augenblick, dann würde der Exkönig da sein! Er schwang sich auf sein Pferd und ritt mit erhobenem Arm auf die Straße.
    „Hai! Thiudahad! Edler Herr!“
    Thiudahad gab seinem Pferd die Sporen und riß im gleichen Augenblick an den Zügeln; offenbar wußte er nicht, ob er anhalten, an Padway vorbeireiten oder umkehren sollte.
    Padway beugte sich hinüber und griff nach den Zügeln:
    „Beruhigt Euch, edler Herr“, sagte er.
    „Wer … wer … was … oh, das ist ja der Verleger. Wie heißt du doch gleich? Sag es nicht, ich weiß es. Warum hältst du mich auf? Ich muß nach Ravenna … Ravenna …“
    „Beruhigt Euch. Ihr würdet Ravenna nie lebend erreichen.“
    „Was meinst du? Willst du mich auch ermorden?“
    „Ganz und gar nicht. Aber wie Ihr vielleicht schon gehört habt, besitze ich ein gewisses Geschick, in der Zukunft zu lesen.“
    „O ja, das habe ich gehört. Was bringt mir die Zukunft? Aber sage mir nicht, daß ich getötet werde! Ich will nicht sterben. Wenn sie mich nur leben lassen, dann werde ich nie mehr jemand etwas zuleide tun. Nie mehr.“ Der kleine graubärtige Mann zitterte förmlich vor Angst.
    „Wenn Ihr Euch ein paar Minuten ruhig haltet, werde ich Euch sagen, was ich sehe. Erinnert Ihr Euch, wie Ihr einem edlen Goten eine schöne und reiche Erbin abgeschwindelt habt, die man ihm zur Ehe versprochen hatte?“
    „Ach, du meine Güte. Das ist wohl Optaris Winithars Sohn, nicht wahr? Aber sage nicht ,abgeschwindelt’, Martinus. Ich habe nur meinen Einfluß geltend gemacht – auf der Seite des Besseren. Aber warum fragst du?“
    „Wittiges hat Optaris den Auftrag gegeben, Euch nachzujagen und zu töten. Er folgt Euch jetzt und reitet deshalb Tag und Nacht. Wenn Ihr weiter nach Ravenna reitet, wird dieser Optaris Euch einholen, ehe Ihr dort eintrefft, Euch vom Pferd reißen und töten.“
    Thiudahad bedeckte das Gesicht mit den Händen.
    „Was soll ich nur tun? Was soll ich nur tun? Wenn ich nach Ravenna käme! Dort habe ich Freunde!“
    „Das glaubt Ihr. Ich weiß es besser.“
    „Aber gibt es denn gar nichts? Ich meine, ist es Optaris bestimmt, mich zu töten, ganz gleich, was ich tue? Können wir uns nicht verstecken?“
    „Vielleicht. Meine Prophetengabe gilt nur dann, wenn Ihr versucht, Euren ursprünglichen Plan auszuführen.“
    „Nun, dann werden wir uns also verstecken.“
    „Gut. Ich muß nur diesen Burschen hier wachbekommen.“ Padway deutete auf Herman.
    Sie stiegen ab, und Padway wiederholte seine Bemühungen, Herman zu wecken.
    Thiudahad saß im Gras und klagte:
    „Solcher Undank! Und ich war ein so guter König!“
    „Natürlich“, spottete Padway, „Ihr habt nur den Eid gebrochen, den Ihr Amalasuntha gegeben

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