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TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt

TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt

Titel: TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Sprague de Camp
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wir Euch verkleiden. Am besten nehmt Ihr zuerst diesen Bart ab. Schade, daß Ihr Euer Haar schon kurz geschnitten tragt. Und Eure Kleider sind viel zu auffällig. Herman, kann man dir vertrauen? Gehe nach Narnia und kaufe ein Sonntagskleid für einen italischen Bauern.“
    ,Ja, ja, gib mir Silber, dann gehe ich.“

 
10.
     
    Liuderis, Oscars Sohn, Kommandeur der Stadtgarnison von Rom, blickte mürrisch aus dem Fenster seines Büros. Für seine einfache, treue Seele war die Welt schon zu oft von oben nach unten gekehrt worden. Zuerst wurde Thiudahad abgesetzt und Wittiges zum König gewählt. Dann faßte Wittiges mit den anderen Gotenführern den Beschluß, nach Ravenna zu reisen und eine schwache Garnison in Rom zurückzulassen. Und jetzt stellte sich heraus, daß die Bürger anfingen, unruhig zu werden.
    Aber alles das schien ihm klein und unwichtig, verglichen mit dem Schock, den er empfand, als sich herausstellte, daß zwei Besucher, die seine Ordonnanz in sein Büro geführt hatte, Martinus Padway und Exkönig Thiudahad waren, den er trotz seines glattrasierten Kinns erkannte. Der Kommandeur ließ sich in den Stuhl fallen, starrte die beiden Besucher an und rief erregt aus:
    „Ihr!“
    „Ja, wir“, sagte Padway milde und nickte. „Ihr kennt doch Thiudahad, König der Ostgoten und Italer, nehme ich an, und mich kennt Ihr auch. Ich bin übrigens der neue Quästor des Königs.“
    „Aber … aber wir haben einen anderen König! Ich glaube, auf Euren Kopf ist ein Preis ausgesetzt.“
    Padway lächelte. „Der Königliche Rat war in dieser Sache etwas übereifrig, wie wir ihm bald beweisen werden. Wir werden erklären …“
    „Aber wo wart Ihr, und wie seid Ihr aus meinem Lager entkommen? Und was tut Ihr hier?“
    „Eines nach dem anderen, mein lieber Liuderis. Zuerst waren wir in Florenz und haben einige Vorräte für unseren Feldzug gesammelt. Dann …“
    „Was für einen Feldzug?“
    „… stehen mir Mittel und Wege zur Verfügung, die gewöhnlichen Menschen versagt sind. Und um Eure dritte Frage zu beantworten – wir sind hier, um Eure Truppen gegen die Griechen zu führen und diese zu vernichten.“
     
    *
     
    Es dauerte eine Stunde, Liuderis so weit zu bringen, daß er fragte: „Nun, was für Pläne eines Feldzugs gegen die Griechen hattet Ihr denn im Sinn?“
    Padway antwortete: „Wir wissen, daß sie auf der Latiner-Straße kommen werden. Also hat es keinen Sinn, in Terracina eine Garnison zu behalten. Und wir wissen auch ungefähr, wann sie kommen werden. Wenn man die Garnison von Terracina mitrechnet – wievielLeute hättet Ihr dann bis zum Ende nächsten Monats zur Verfügung?“
    Liuderis dachte nach. „Wenn ich die Männer von Formia hereinriefe – sechstausend, vielleicht sieben. Etwa halb und halb Bogenschützen und Lanzenreiter. Das gilt natürlich nur unter der Voraussetzung, daß König Wittiges nicht davon gehört und selbst etwas unternommen hat. Aber die Nachrichten verbreiten sich langsam.“
    „Haben Eure Leute Übung in Nachtangriffen?“ fragte Padway.
    „In Nachtangriffen? Ihr habt vor, den Feind bei Nacht anzugreifen? Nein, von so etwas habe ich noch nie gehört. Schlachten werden immer bei Tageslicht ausgefochten. Ein Nachtangriff scheint mir nicht sehr praktisch. Wie könntet Ihr denn Eure Männer unter Kontrolle behalten?“
    „Das ist es ja gerade. Niemand hat je gehört, daß die Goten des Nachts angreifen, also sollte diese Taktik eine Erfolgschance haben. Aber es erfordert eine Spezialausbildung. Zuerst müßt Ihr Streifen auf die Straßen nach dem Norden ausschicken, um Leute aufzuhalten, die die Nachricht nach Ravenna bringen könnten. Und ich brauche ein paar gute Katapultingenieure. Ich will mich nicht ganz auf die Bücher in den Bibliotheken verlassen, um meine Artillerie aufzubauen.
    Wenn niemand von Euren Truppen etwas von Katapulten versteht, sollten wir doch ein oder zwei Römer finden, die über das nötige Wissen verfügen. Und dann könntet Ihr mich in Euren Stab berufen – Ihr habt keinen Stab? Dann wird es höchste Zeit, daß Ihr damit anfangt.“
     
    *
     
    Padway lag auf einem Hügel bei Fregellae und beobachtete die Kaiserlichen durch ein Teleskop. Er war überrascht, daß Belisarius als der berühmteste Soldat seiner Zeit seine Posten nicht weiter hatte ausschwärmen lassen. Seine Vorhut bestand aus ein paar hundert berittenen Hunnen und Mohren, die herumgaloppierten. Dann kamen zweitausend der berühmten Cataphracti oder Kürassiere in

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