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TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt

TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt

Titel: TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Sprague de Camp
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habt, Euch nicht um öffentliche Angelegenheiten zu kümmern. Und dann habt Ihr sie ermorden lassen.“
    „Aber du verstehst nicht, Martinus. Sie hat unseren besten Patrioten, Graf Tulun, umbringen lassen …“
    „Und dann habt Ihr Euch in die letzte Papstwahl gemischt und Justinian angeboten, ihm Italien zu verkaufen, um ein Anwesen in der Nähe von Konstantinopel und eine Rente …“
    „ Was ?Woher weißt du … ich meine, das ist eine Lüge!“
    „Ich weiß eine ganze Menge. Ihr habt die Verteidigung Italiens vernachlässigt und Neapel nicht unterstützt!“
    „Du verstehst mich nicht. Ich hasse alle diese militärischen Dinge. Ich gebe zu, ich bin kein guter Soldat. Ich bin Gelehrter. Also überlasse ich diese Dinge meinen Generalen. Das ist doch nur vernünftig, oder?“
    „Wie die letzten Ereignisse bewiesen haben – nein.“
    „Was? Jetzt hör einmal zu, Martinus. Selbst wenn ich nicht mehr König bin, bin ich immerhin von edler Geburt, und ich lasse! mir nicht …“
    „Wie Ihr meint.“ Padway stand auf und ging zu seinem Pferd. „Ich reite jetzt etwas die Straße hinunter. Wenn ich Optaris treffe, sage ich ihm, wo er Euch finden kann.“
    „ Nein !Tu das nicht. Du darfst nicht zulassen, daß dieser furchtbare Mensch mich erwischt!“
    „Also gut. Vielleicht kann ich sogar dafür sorgen, daß Ihr Eure Königswürde wiedererlangt. Aber diesmal bekommt Ihr sie nur dem Namen nach, damit wir uns richtig verstehen.“ Padway entging das Funkeln in Thiudahads Augen nicht.
    Plötzlich rief Thiudahad:
    „Da kommt er! Das ist der Mörder Optaris!“
     
    *
     
    Padway wirbelte herum. Tatsächlich, da kam ein Gote auf sie zu galoppiert. Das hatte er großartig gemacht, dachte Padway. Er hatte mit Reden so viel Zeit vergeudet, daß der Verfolger sie eingeholt hatte. Was tun?
    Er besaß keine Waffe, und Thiudahad besaß auch kein Schwert. Padway, der in der Welt der Atombombe aufgewachsen war, schien ein Schwert ohnehin eine lächerliche Waffe. So war er nie auf den Gedanken gekommen, ein solches Instrument mit sich herumzuschleppen. Als er jetzt Optaris’ Klinge blitzen sah, wußte er, daß das ein Fehler gewesen war. Der Gote beugte sich vor und trieb sein Pferd genau auf sie zu.
    Thiudahad stand wie erstarrt da und zitterte. Dann winselte er immer wieder ein Wort:
    „Gnade!“ Optaris grinste und hob den rechten Arm.
    Im letzten Augenblick warf sich Padway auf den Exkönig und riß ihn zur Seite. Dann eilten die beiden Männer auf die schützenden Bäume zu. Optaris sprang mit einem wütenden Fluch aus dem Sattel und nahm die Verfolgung auf. Unterdessen hatte Padway einen Geistesblitz. Er beugte sich über Herman, der gerade aufzuwachen begann, riß ihm das Schwert aus der Scheide und rannte Optaris nach. Der sah ihn kommen und blieb stehen.
    Padway schalt sich einen Narren. Er besaß nur ganz grobe theoretische Kenntnisse von der Kunst des Fechtens und hatte keinerlei praktische Erfahrung. Das schwere gotische Breitschwert war ihm nicht vertraut und fühlte sich in seiner schweißnassen Hand unbequem an. Der Gote kam jetzt langsam auf ihn zu. Dann verlegte er sein Gewicht auf einen Fuß und erhob das Schwert zu einem Rückhandschlag.
    Padway parierte eher instinktiv als bewußt. Die beiden Klingen prallten klirrend aufeinander, und dann flog Padway das Schwert in hohem Bogen aus der Hand. Optaris schlug blitzschnell ein zweites Mal zu, aber Padway war noch schneller gewesen und hatte sich geduckt. Jetzt rannte er dem Schwert nach, hob es auf und rannte weiter, während Optaris immer noch mit erhobenem Schwert hinter ihm hersetzte.
    Aber das war keine Lösung, und Padway blieb stehen und versuchte, Optaris das Schwert aus der Hand zu schlagen.
    Optaris, in seinem Versuch, Padway näher auf den Leib zu rücken, lief direkt in die ausgestreckte Klinge hinein. Er stöhnte und brach zusammen.
    Als Thiudahad und Herman herüberkamen, sahen sie, wie Padway totenblaß an einem Baumstamm lehnte.
    Das war das erste Mal, daß er einen Menschen getötet hatte. Um Thiudahads wertlosen Hals zu retten, hatte er einen Mann getötet, der wahrscheinlich viel besser als der Exkönig war, einen Mann, der Padway nie in seinem Leben etwas zuleide getan hatte! Wenn er ihn nur hätte verwunden können … Aber all diese Gedanken hatten keinen Sinn; der Mann war ebenso tot wie König Ramses von Ägypten. Die Lebenden waren ein viel größeres Problem für ihn.
    Er sagte jetzt zu Thiudahad: „Es wird wohl besser sein, wenn

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