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TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt

TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt

Titel: TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Sprague de Camp
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der Teufel besuchen!“
    Die Leute rannten herum, und das Husten nahm zu; die Posten zogen sich in das Lager zurück. Jemand entdeckte die Quelle, von der die Dämpfe ausgingen und stieß mit dem Fuß daran. Im nächsten Augenblick war eine Fläche von einem Quadratmeter mit einem gelben Dampf bedeckt, über dem kleine blaue Flämmchen züngelten. Halb erstickte Schreie waren zu hören. Ein dünner blauer Flammenfaden stieg empor. Die Posten auf der Mauer, darunter auch Aiulf, der Padway bewacht hatte, rannten zur Leiter und kletterten in die Tiefe.
    Padway hatte sich seinen Weg so sorgfältig zurechtgelegt, daß er ihn im Schlafe hatte gehen können. In einer Tasche hatte er einen Topf mit grüner Farbe, mit der er sich jetzt Gesicht und Bart beschmierte. Dann malte er mit gelber Farbe aus einem zweiten Behälter große Kreise darüber.
    Er schlenderte an den Rand der Mauer, kauerte sich nieder, so daß man ihn vom Innern des Lagers aus nicht mehr sehen konnte, und riß das Seil aus dem Futter seines Umhanges, um es gleich darauf über einem Vorsprung der Mauer zu verknoten. Dann ließ er sich schnell daran hinunter.
    Jetzt lief er schon auf den Tümpel zu.
    Er ging vorsichtig bis zu einer Stelle, wo das Wasser nur ein paar Fuß tief war. Dann setzte er sich in das dunkle Wasser und streckte sich auf dem Rücken zwischen den Teichlilien aus, bis nur noch seine Augen und seine Nase über Wasser waren. Er schob die Wasserpflanzen herum, bis sie ihn verdeckten. Jetzt kam alles darauf an, daß das Grün seines Umhangs und sein bizarrer Gesichtsschmuck ihn verbargen. Er wartete und lauschte auf seinen eigenen Herzschlag und die Geräusche von jenseits der Mauer.
    Lange wurde seine Geduld nicht auf die Probe gestellt. Schreie waren zu hören, dann Pfiffe. Die Posten riefen den Soldaten auf der anderen Flußseite etwas zu. Padway wagte nicht, den Kopf zu wenden, konnte sich aber gut vorstellen, wie jetzt ein Ruderboot zu Wasser gebracht wurde.
    „Der Bursche scheint sich in Luft aufgelöst zu haben.“
    Er lag reglos da, während ein paar Goten um den Tümpel gingen und aus einer Entfernung von höchstens dreißig Fuß zu ihm herüberstarrten. Er lag den ganzen langen Nachmittag still, während die Suche nach ihm andauerte.
     
    *
     
    Nevitta Gummunds Sohn war erklärlicherweise erstaunt, als ein Mann sich aus dem Schatten der Büsche erhob, die den Zufahrtsweg zu dem Haus säumten. Der Mann rief ihn mit Namen. Er war gerade auf seinen Hof geritten. Herman, der wie üblich die Nachhut bildete, hatte sein Schwert aus der Scheide gerissen, noch ehe Martin Padway sich zu erkennen geben konnte.
    Er erklärte:
    „Ich bin schon seit ein paar Stunden hier und wollte mir ein Pferd borgen. Deine Leute sagten, du seiest bei der Versammlung, würdest aber im Laufe des heutigen Abends zurückkommen. So habe ich gewartet.“
    Er fuhr fort und berichtete kurz von seiner Gefangennahme und seiner Flucht.
    Der Gote brüllte vor Lachen. „Ha! Ha! Du willst sagen, daß du den ganzen Tag in dem Teich gelegen hast, unter der Nase der Posten, das Gesicht wie eine Blume bemalt? Ha! Ha! Das ist das beste, was ich je gehört habe!“ Er stieg vom Pferd. „Komm ins Haus und erzähl mir mehr davon. Puh, du stinkst wirklich wie ein Froschtümpel, alter Freund!“
    Etwas später meinte er ernsthafter:
    „Ich möchte dir ja gern vertrauen, Martinus. Du bist ein verläßlicher junger Mann trotz deiner eigenartigen fremden Methoden. Aber woher weiß ich, daß Liuderis nicht doch recht hatte? Irgendwie mit Zauberei könnten deine Maschinen leicht zu tun haben.“
    „Ich will, es dir sagen“, erklärte Padway nachdenklich. „Ich kann ein wenig in die Zukunft sehen. Ich kann nichts dafür, ich besitze einfach diese Kraft. Satan hat damit nichts zu tun. Ich kann also sehen, was geschehen wird, wennLeute das tun können, was sie vorhaben. Wenn ich mein Wissen benutze, um etwas dagegen zu tun, verändert das die Zukunft, und was ich sehe, stimmt nicht mehr.
    In diesem Falle weiß ich, daß Wittiges den Krieg verlieren wird.
    Und er wird ihn auf die schlimmste Art verlieren – nach Jahren von Kämpfen, die Italien völlig verwüsten werden. Aber ich will nicht, daß das Land verwüstet wird. Das würde eine ganze Anzahl meiner Pläne stören. Deshalb will ich mich einschalten und den natürlichen Gang der Ereignisse ändern. Das Ergebnis kann besser sein; schlimmer wohl kaum.“
    Nevitta runzelte die Stirn. „Du meinst, du willst versuchen, uns Goten

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