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TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt

TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt

Titel: TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Sprague de Camp
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Schwefelsäcke seien nun zu Ende, und er fragte, was sie tun sollten.
    „Weitere Befehle abwarten!“ rief Padway zurück.
    „Aber dürfen wir nicht kämpfen? Wir versäumen ja den ganzen Spaß.“
    „Nein, das könnt ihr nicht! Ihr seid das einzige Ingenieurkorps westlich der Adria, das etwas taugt, und ich kann mir nicht leisten, daß ihr umgebracht werdet!“
    „Puh!“ machte eine Stimme im Dunkeln. „Das ist nicht Kriegerart, hier zurückzubleiben. Kommt, Leute. Martinus soll der Teufel holen!“
    Ehe Padway etwas dagegen unternehmen konnte, rannten die zwanzig Mann der Katapultbesatzung auf die Feuer zu.
    Padway rief ärgerlich nach seinem Pferd und ritt davon, um Liuderis zu suchen. Der Kommandeur saß im Sattel vor einer dicht gedrängten Truppe von Lanzenreitern.
    „Schon irgendwelche Zeichen eines Ausfalls?“ erkundigte sich Padway.
    „Nein.“
    „Aber ich wette, daß noch einer kommt. Wer wird diese Truppe anführen?“
    „Ich.“
    „Oh! Ich dachte, ich hätte Euch erklärt, weshalb der Kommandeur nicht …“
    „Ich weiß, Martinus“, sagte Liuderis fest. „Ihr habt viele Ideen, aber Ihr seid jung. Ich dagegen bin ein alter Soldat. Die Ehre verlangt, daß ich meine Männer führe. – Tut sich dort drüben im Lager nicht etwas?“
     
    *
     
    Er hatte recht. Die kaiserliche Kavallerie kam heraus. Belisarius war es trotz seiner Schwierigkeiten gelungen, eine Anzahl Pferde und Kürassiere zusammenzubringen. Im Augenblick donnerte diese Gruppe aus dem Haupttor des Lagers, und die gotische Infanterie stürmte nach allen Richtungen auseinander. Liuderis brüllte, und die Masse gotischer Ritter stürzte davon. Padway sah, wie die kaiserlichen Truppen ausschwärmten, um den Feind von hinten anzugreifen. Und dann hörte er ein ohrenbetäubendes Krachen, als die beiden feindlichen Truppen aufeinanderstießen. Danach herrschte ein paar Augenblicke nichts als finstere Verwirrung.
    Langsam erstarb der Lärm. Padway fragte sich, was wohl geschehen sein mochte. Er kam sich dumm vor, wie er so allein auf seinem Pferd saß, eine Viertelmeile von jeder Kampfhandlung entfernt. Theoretisch befand er sich an der Stelle, wo sich der Stab, die Reserven und die Artillerie befinden sollten. Aber es gab keine Reserven; ihr einziges Katapult stand verlassen irgendwo im Dunkeln, und die Artilleristen und der Stab tauschten mit den Kaiserlichen Schwerthiebe aus.
    Padway bewegte sich auf das Lager zu. Er kam dabei an einem Goten vorbei, der seelenruhig eine Beinwunde mit einem Stück Stoff verband, den er sich von der Tunika gerissen hatte. Etwas später stieß er. auf eine ansehnliche Truppe aus dem Sattel gestiegener kaiserlicher Kürassiere, die waffenlos dastanden.
    „Was macht ihr da?“ fragte er.
    Einer antwortete:
    „Wir sind Gefangene. Ein paar Goten hätten uns bewachen sollen, aber sie ärgerten sich darüber, daß sie von der Beute ausgeschlossen wurden, und so ritten sie ins Lager.“
    „Und was ist aus Belisarius geworden?“
    „Da ist er.“ Der Gefangene deutete auf einen Mann, der auf dem Boden saß und den Kopf auf die Hände gestützt hatte. „Ein Gote hat ihm sein Schwert über den Kopf geschlagen und ihn halb bewußtlos gemacht. Er kommt gerade zu sich. Wißt Ihr, was mit uns geschehen wird, edler Herr?“
    „Nichts Schlimmes, glaube ich. Ihr Leute wartet hier, bis ich jemand herschicke.“ Padway ritt weiter aufs Lager zu. Soldaten waren eigenartige Leute, dachte er. Solange Belisarius sie führte und sie Gelegenheit hatten, ihre Bogen-plus-Lanze-Taktik anzuwenden, konnten die Cataphracti mindestens die dreifache Zahl gegnerischerTruppen schlagen. Aber jetzt hatte jemand ihrem Anführer einen Schlag versetzt, und sie waren fromm wie die Lämmer.
    In der Nähe des Lagers gab es viele Tote und Verwundete, und ein paar reiterlose Pferde grasten friedlich. Im Lager selbst standen kaiserliche Truppen, Isaurier, Mohren und Hunnen in kleinen Gruppen herum und hielten sich irgendwelche Stoffetzen vor die Nase, um den Schwefelgestank zu mildern. Goten rannten zwischen ihnen herum und suchten Dinge, die ihnen des Plünderns wert schienen.
    Padway stieg vom Pferd und fragte ein paar der Plünderer, wo Liuderis sei. Niemand wußte es, bis ihm ein Offizier, Gaina mit Namen, Antwort gab. Er saß neben einem Toten und weinte.
    „Liuderis ist tot“, sagte er schluchzend. „Er ist bei dem Kampf umgekommen, als wir mit der griechischen Kavallerie zusammenstießen.“
    „Wer ist das?“ fragte Padway und

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