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TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt

TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt

Titel: TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Sprague de Camp
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nächsten Augenblick starrten die Posten verblüfft auf einhundert byzantinische Bogen mit gespannten Sehnen.
    „So“, sagte Padway auf gotisch, „wenn ihr jetzt eure Spieße fallen laßt und die Hände hochhebt, geschieht euch nichts – ah, so ist’s viel besser.“ Er glitt vom Pferd. „Athilleus, gib mir ein paar Leute. Dann umstellst du die Kirche und sorgst dafür, daß diejenigen, die drinnen sind, drinnen bleiben, und daß von draußen niemand hineinkommt, bis ich alles mit Wittiges erledigt habe.“
    Gefolgt von einhundert Kürassieren, betrat er die Sankt Vitalis-Kirche. Die Musik erstarb mit einem Mißton, und die Leute drehten sich nach Padway um. Er brauchte ein paar Sekunden, bis sich seine Augen an das düstere Licht in der Kirche gewöhnt hatten.
    In der Mitte des großen Achtecks stand ein Bischof. Vor ihm standen drei Personen. Eine davon, ein größer Mann mit einer langen, reich bestickten Robe, mit einer Krone auf dem dunklen, schon ergrauenden Haar, war König Wittiges! An seiner Seite stand ein hochgewachsenes Mädchen mit dicken, goldenen Zöpfen: Prinzessin Mathasuntha. Der dritte war ein gewöhnlicher gotischer Soldat, der neben der Braut stand und ihr den Arm auf den Rücken hielt. Das Gefolge bestand aus einer Handvoll gotischer Edelleute mit ihren Damen.
    Padway schritt zielstrebig auf die Menschen zu. Jeder seiner Schritte dröhnte durch das lange Kirchenschiff. Die Leute rutschten unruhig auf ihren Sitzen herum und murmelten:
    „Die Griechen! Die Griechen sind in Ravenna!“
    „Junger Mann, was hat das zu bedeuten?“ entrüstete sich der Bischof.
    „Das werdet Ihr gleich hören, Ehrwürden. Seit wann läßt der arianische Glaube zu, daß ein Mann eine Frau gegen ihren Willen heiratet?“
    „Was soll das heißen? Wer wird hier gegen seinen Willen geheiratet? Was geht Euch diese Heirat an? Wer seid Ihr denn, daß Ihr es wagen dürft …“
    Padway lachte verächtlich. „Eine Frage nach der anderen, bitte. Ich bin Martinus Paduei, Quästor des Königs Thiudahad. Ravenna ist in unserer Hand, und wer klug ist, wird sich dementsprechend verhalten. Was die Hochzeit angeht, so ist es normalerweise nicht üblich, eigens einen Mann dafür mitzubringen, der der Braut die Arme verdreht, damit sie die richtigen Antworten gibt. Ihr wollt diesen Mann doch nicht heiraten, meine Dame, oder?“
    Mathasuntha riß ruckartig dem Mann, dessen Griff nachgelassen hatte, ihren Arm weg. Dann ballte sie die Faust und schlug sie ihm mit voller Kraft auf die Nase. Anschließend wirbelte sie zu Wittiges herum, der zurückfuhr.
    „Du Bestie!“ schrie sie. „Ich kratze dir die Augen …“
    Der Bischof packte sie am Arm. „Beruhige dich, meine Tochter, bitte! Im Hause des Herrn …“
    König Wittiges hatte die ganze Zeit Padway beobachtet. Langsam schien ihm seine neue Lage bewußt zu werden. Mathasunthas plötzlicher Angriff riß ihn aus seiner Lethargie. Er brummte:
    „Ihr wollt mir weismachen, daß dieser miserable Federfuchser Thiudahad die Stadt eingenommen hat? Meine Stadt?“
    „So könnte man sagen, hoher Herr. Ich fürchte, Ihr müßt Eure Absicht, ein Amaling zu werden und die Goten zu beherrschen, aufgeben. Aber wir werden …“
    Wittiges’ Gesicht war immer finsterer geworden. Jetzt brüllte er urplötzlich los:
    „Ihr Narren!“ schrie er. „Ihr bildet euch wohl ein, daß ich meine Krone und meine Braut freiwillig herausgebe? Der Teufel soll mich in der tiefsten Hölle braten, wenn ich das tue!“ Bei diesem Wort riß er sein Schwert heraus und rannte auf Padway zu. Seine goldbestickte Robe flatterte.
    Padway war nicht völlig überrascht. Er zog sein eigenes Schwert und parierte Wittiges’ Schlag spielend. Als er sich Brust an Brust mit dem Goten befand, rief er seinen Männern zu:
    „Packt ihn, Leute! Aber verletzt ihn nicht!“
    Das war leichter gesagt als getan. Wittiges wehrte sich wie ein Wilder, und selbst als fünf Männer an ihm hingen, raste er wie ein Berserker. Die gotischen Edelleute standen da, die Hände auf die Schwerter gestützt, sahen sich aber in einer so hoffnungslosen Minderheit, daß keiner sich bemüßigt fühlte, für seinen König zu sterben. Wittiges begann hilflos zu schluchzen.
    „Fesselt ihn, bis er sich beruhigt hat“, meinte Padway gefühllos. „Kann ich einstweilen Feder und Papier haben, Bischof?“
    Der Bischof musterte Padway und rief dann einen Kirchendiener, der Padway in ein Zimmer führte. Dort nahm Padway Platz und schrieb:
    „Martinus

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