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TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt

TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt

Titel: TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Sprague de Camp
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konntees sein, daß der Kaiser sich dadurch zu irgendeiner Unbesonnenheit hinreißen lassen würde.
    Padway schrieb:
    „König Thiudahad an Kaiser Justinian.
    Grüße.
    Euer Hoheit: Wir schicken Euch mit diesem Brief Eure Generäle Constantianus, Perianus und Bessas, die sich verpflichtet haben, nie mehr gegen uns Waffen zu tragen. Eurem General Belisarius ist die gleiche Regelung vorgeschlagen worden, aber er hielt das für nicht mit seiner Ehre vereinbar.
    Da eine Fortsetzung dieses Krieges uns sinnlos erscheint, führen wir hiermit die Bedingungen an, die uns als Grundlage für einen andauernden Frieden annehmbar erscheinen:
    1. Die kaiserlichen Truppen sollen Sizilien und Dalmatien räumen.
    2. Eine Kriegsentschädigung von hunderttausend Solidi in Gold ist an uns zu bezahlen.
    3. Wir verpflichten uns, nie mehr Krieg gegeneinander zu führen, ohne uns vorher darüber beraten zu haben.
    4. Wir werden einen Handelsvertrag abschließen, um den Austausch von Waren zwischen unseren Reichen zu erleichtern.
    Das alles sind natürlich nur Stichworte; Einzelheiten müßten bei einem Treffen unserer Vertreter besprochen werden. Ihr werdet zugeben, daß diese Bedingungen unter den gegebenen Umständen akzeptabel sind und hoffen, daß Euer Hoheit uns bald antworten
    Martinus Paduei, Quästor.
     
    Als Tomasus seinen Besucher erkannte, stand er auf und watschelte mit ausgestreckter Hand auf ihn zu. „Martinus! Es freut mich, dich wiederzusehen. Wie fühlt man sich als wichtiger Mann?“
    „Müde“, brummte Padway und schüttelte dem Syrier die Hand. „Was gibt es Neues?“
    „Neues? Neues? Man höre sich das an! Er selbst macht die meisten Neuigkeiten in ganz Italien und will wissen, was es Neues gibt!“
    „Ich meine betreffs des Vogels, den wir im Käfig haben.“
    „Was? O du meinst …“ Tomasus sah sich vorsichtig um, „… Exkönig Wütiges? Ich glaube, es geht ihm ganz gut, aber niemand hat auch nur ein Wort aus ihm herausgebracht. Hör zu, Martinus, da hast du mir wirklich etwas aufgehalst! Es war nicht schön von dir.“
    „Tut mir leid, Tomasus. Aber du warst der einzige Mann in ganz Rom, dem ich vertrauen konnte.“
    „Oh, nun, wenn du es so ausdrücken willst. Aber Wittiges ist wirklich ein ekelhafter Kerl. Nichts kann man ihm rechtmachen.“
    „Wie entwickelt sich die Telegraphenfirma?“
    „Das ist etwas anderes. Die Linie nach Neapel funktioniert. Aber die Linien nach Ravenna und Florenz brauchen mindestens noch einen Monat, bis sie fertiggestellt sind, und vorher besteht keine Aussicht auf Gewinn. Und die Minderheitsaktionäre haben festgestellt, daß sie eine Minderheit sind. Du hättest sie schreien hören sollen. Sie sind wütend auf dich. Graf Honorius stand zuerst auch auf ihrer Seite. Er drohte, Vardan und Ebenezer und mich ins Gefängnis zu werfen, wenn wir ihm nicht eine kontrollierende Mehrheit verkauften – praktisch also schenkten. Aber wir erfuhren, daß er Geld noch dringender als die Aktien brauchte und kauften ihm seinen Anteil ab. So haben die anderen Patrizier natürlich ihren Rückhalt verloren.“
    „Sobald ich dazu komme, werde ich eine zweite Zeitung gründen“, sagte Padway. „Dann gibt es zwei, eine in Rom und eine in Florenz.“
    „Warum eine in Florenz?“
    „Dort wird künftig unsere Hauptstadt sein.“
    „ Was ?“
    „Ja. Die Lage ist in jeder Beziehung viel besser, und Florenz hat ein besseres Klima als Ravenna. Ich kann mir, offen gestanden, überhaupt keine Stadt vorstellen, die nicht ein besseres Klima als Ravenna hat, die Hölle eingeschlossen. Ich habe Cassiodorus davon überzeugt, und uns beiden ist es gelungen, Thiudahad dazu zu überreden, die Verwaltungsbehörden nach Florenz zu verlegen.“
    „Deine Betriebsamkeit ist wirklich atemberaubend. Was für revolutionäre Maßnahmen hast du sonst noch vor?“
    „Ich werde versuchen, eine Schule einzurichten. Wir haben heute eine ganze Menge Lehrer, die vom Staatssäckel leben, aber sie wissen nichts anderes als Grammatik und Rhetorik. Ich werde dafür sorgen, daß Dinge gelehrt werden, die wirklich wichtig sind: Mathematik, Naturwissenschaften und Medizin. Wahrscheinlich werde ich die Lehrbücher alle selbst schreiben müssen.“
    „Nur eine Frage, Martinus. Wann findest du eigentlich Zeit zum Schlafen?“
    Padway grinste. „Meistens überhaupt nicht. Aber wenn ich einmal aus diesem politischen und militärischen Druck heraus bin, hoffe ich, meinen Schlaf nachzuholen. Spaß macht mir das auch nicht, aber

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