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TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt

TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt

Titel: TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Sprague de Camp
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bin.“
    „Was? Wer hat dir das gesagt?“
    „Ihr. Ihr habt mich dazu ernannt.“
    „Ach du meine Güte. Wirklich? Dumm von mir. Wenn ich mich in meine Bücher vertiefe, weiß ich wirklich nicht, was um mich herum geschieht. Wir wollen sehen. Du und Liuderis wolltet doch gegen die Kaiserlichen kämpfen, nicht wahr?“
    „Hoc ille, hoher Herr. Jetzt ist alles vorbei.“
    „Wirklich? Du hast wahrscheinlich mit Belisarius einen Handel abgeschlossen, nicht wahr? An ihn verkauft? Hoffentlich hast du dafür gesorgt, daß ich von Justinian ein Rittergut und eine Apanage bekomme.“
    „Das war nicht nötig, hoher Herr. Wir haben gesiegt.“
    „Was?“
    Padway berichtete kurz über die Ereignisse der vergangenen drei Tage. „Und Ihr geht am besten heute nacht früh zu Bett, hoher Herr. Wir reisen morgen nach Florenz.“
    „Florenz? Warum, um Himmels willen?“
    „Wir müssen Eure Generale Asinar und Grippas abfangen. Sie kommen von Dalmatien zurück, wo sie der kaiserliche General Constantianus verjagt hat. Wenn wir sie abfangen können, ehe sie nach Ravenna kommen und von Wittiges hören, können wir Euch vielleicht Eure Krone zurückgeben.“
    Thiudahad seufzte. „Ja, ich glaube, das sollten wir tun. Aber woher weißt du, daß Asinar und Grippas zurückkommen?“
    „Geschäftsgeheimnis, hoher Herr. Ich habe auch eine Streitmacht von zweitausend ausgesandt, um Neapel wieder zu besetzen. General Herodianus hält es mit nur dreihundert Mann besetzt. Es sollte also nicht zu schwierig sein, es ihm wieder abzujagen.“
    Thiudahad rieb sich die wäßrigen Augen.
    „Bei dir geht alles wirklich schnell, Martinus.“
    „Ich habe eine angenehme Überraschung für Euch“, fuhr Padway fort. „Die Geldtruhen der kaiserlichen Armee …“
    „Ja?“ Thiudahads Augen leuchteten. „Die gehören natürlich mir. Sehr aufmerksam von dir, Martinus.“
    „Nun, ich mußte etwas hineingreifen, um unsere Truppen zu bezahlen und die Rechnungen des Feldzuges zu begleichen. Aber Ihr werdet den Rest als angenehme Zugabe zur königlichen Börse empfinden.“
    Padway verzichtete auf den Zusatz, daß er etwa die Hälfte des Restes beschlagnahmt und bei Tomasus deponiert hatte. Die genauen Besitzverhältnisse der Kriegskasse einer geschlagenen Armee, insbesondere, wenn der Sieger ein Freiwilliger ist, der einem abgesetzten König dient, war ein Problem, dem die juristische Wissenschaft dieser Zeit kaum gewachsen war. Jedenfalls war Padway davon überzeugt, das Geld besser anlegen zu können als Thiudahad.
    Ich entwickle mich zu einem richtigen Gauner, dachte er voll Stolz.
     
    *
     
    Als sie die eisigen Apenninen in Richtung Bologna überquerten, wären sie beinahe erfroren. Padway war fest entschlossen, die Pferde seiner Leute beschlagen zu lassen, wenn er je ein paar Tage Zeit haben sollte. Steigbügel waren bereits erfunden worden, nicht aber Hufeisen. Von Bologna nach Padua – das von der Zerstörung, die Atillas Hunnen angerichtet hatten, immer noch halb in Ruinen lag – war die Straße merklich schlechter als die großartige gepflasterte Straße, auf der sie bis jetzt gereist waren.
    In Padua stellten sie fest, daß sie die dalmatinische Streitkraft um genau einen Tag verfehlt hatten. Thiudahad wollte anhalten.
    „Martinus“, jammerte er. „Du hast mich jetzt durch ganz Norditalien geschleppt und mich beinahe zu Tode erfrieren lassen. Das ist nicht schön. Willst du jetzt auch einmal deinem König etwas entgegenkommen?“
    Padway unterdrückte gewaltsam seinen Ärger.
    „Hoher Herr, wollt Ihr Eure Krone nun zurückhaben oder nicht?“
    Also mußte der arme Thiudahad weiter. Sie schonten ihre Pferde nicht und holten die dalmatinische Armee auf halbem Wege nach Atria ein. Sie ritten an Tausenden und aber Tausenden von Goten vorbei, die teils zu Fuß, teils zu Pferde unterwegs waren. Insgesamt mußten es mehr als fünfzigtausend gewesen sein. Und diese großen, stämmig aussehenden Männer waren auf das bloße Gerücht hin ausgerissen, daß Graf Constantianus im Anrücken sei.
    Der Graf verfügte nur über eine geringe Streitmacht, aber Padway war der einzige Anwesende, der darum wußte, und seine Informationsquelle war nicht ganz hasenrein. Die Goten begrüßten Thiudahad und Padways gotische Lanzenreiter mit lautem Geschrei und starrten die fünfhundert Kürassiere verblüfft an. Padway hatte seine Leibwache angewiesen, gotische Helme und italische Militärmäntel anzulegen, anstatt der zugespitzten Stahlkappen und

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