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TS 99: Exil auf Centaurus

TS 99: Exil auf Centaurus

Titel: TS 99: Exil auf Centaurus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Algis Budrys
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Er wußte, daß eine gegen Personen gerichtete Rakete vorher explodieren müßte. Andernfalls wäre der Sprengkopf schon zu tief im Boden, um den gewünschten Schaden anrichten zu können. Vielleicht waren das panzerdurchdringende Geschosse, für ein ganz anderes Ziel bestimmt. Für das Raumschiff vielleicht …
    Isaac Potter kroch übers Gras, die Hände gegen den Bauch gepreßt. Michael Wireman eilte auf ihn zu. Er lief sehr schnell, aber Hammil hatte ihn, aus größerer Entfernung, schon früher erreicht. Er fingerte an der Brusttasche seines Waffenrocks, versuchte den Knopf zu öffnen, riß ihn schließlich ab und zog als erstes Stück Papier seine Beförderung heraus. Ungeduldig warf er sie beiseite. Das nächste war ein gefaltetes Dokument. Er öffnete es, legte es über die Knie und durchsuchte seine Taschen nach einem Schreibzeug.
    Isaac Potter lag am Rücken und versuchte angestrengt zu sprechen. Sein Mund öffnete und schloß sich einige Male.
    „Nicht Geheimdienst“, brachte er endlich hervor. „Abteilung für äußere Angelegenheiten. Diplomatisches Korps.“
    Hammil hatte etwas gefunden. Er nahm das Dokument und drückte den Bleistift in Potters rechte Hand. „Unterzeichnen Sie“, drängte er mit beunruhigter Stimme. „Unterzeichnen Sie. Im Falle eines Erfolgs wollten Sie das doch tun.“
    Potters Körper zuckte. „Erfolg, ja. Aber in Zukunft halten Sie Ausschau nach Flugzeugen, wie?“ Er unterschrieb sehr sorgfältig. Dann reichte er Michael Wireman den Bleistift. Etwas, was kein körperlicher Schmerz war, überlief seine Züge. „Unterzeichnen Sie ebenfalls. Zeuge.“
    Ohne sich viel Gedanken zu machen, unterzeichnete Michael Wireman das Dokument. Potter gab es Hammil zurück. „Nun suchen Sie Ladislas. Sie benötigen zwei gute, ehrbare Zeugen. Des Präsidenten Sohn, des Präsidenten Gegner. Gehen Sie, Mann. Wir sind fertig.“
    Hammil nickte mit leuchtenden Augen.
    Potter sammelte sich. „Was … ich da unterschrieb … ist ein Vertrag. Zwischen der Centaurus-System Organisation und Franz Hammil, dem vorläufigen Präsidenten der Erde. Gegenseitiger Beistand. Er schützt uns vor allen Versuchen, die rechtmäßige centaurische Regierung zu stürzen, und wir erweisen ihm ähnliche Dienste. Wir haben – Ihre Leute vollkommen übergangen, Michael. Ein wenig zu intelligent für uns. Mit Hammil können wir fertigwerden. Schauen Sie, wir könnten der Erde nicht vollständige Unabhängigkeit zugestehen. Wäre ein zu großes Risiko. Wir müssen jetzt dauernd Leute und Stützpunkte hier haben.“
    „Potter …“
    „Politik, Michael. Müssen eine Generation voraus planen, müssen unsere Freiheit sicherstellen.“
    Nachdem Isaac Potter das gesagt hatte, starb er.
    Michael Wireman spürte Ladislas’ Hand auf der Schulter. „Wir werden ihn mitnehmen“, sagte er. „Ihn oben am Berg begraben. Jeden Augenblick kann der Feind mit gepanzerten Fahrzeugen hier sein.“
    Michael Wireman schaute um sich. Außer Ladislas war niemand mehr da. Hammil hatte die Leute zurückgezogen und Potter dort gelassen, wo er gestorben war.
    Michael Wireman atmete tief ein und dann noch einmal. Er nahm Ladislas’ Hand von der Schulter, streifte das Gewehr ab und ging weg, über den Rasen und den Highway hinunter, dem Feind entgegen, mit erhobenen Händen.

 
3.
     
    Ein Offizier, schmuck und gebieterisch in seiner schwarzen mit Silberborten verzierten Uniform, schaute neugierig aus seinem Panzerwagen. „Ergibst du dich, Junge?“
    Michael Wireman nickte.
    Der Offizier gab dem Lenker einen Wink, der Wagen fuhr an den Straßenrand, und sechs gepanzerte Lastkraftwagen brausten vorüber. Dann sprach er kurz in ein Mikrophon, worauf ein Panzerwagen am Schluß der Kolonne plötzlich beschleunigte, die Lastkraftwagen überholte und die Führung übernahm. Die Patrouille verschwand in Richtung Kommandoposten.
    Der Offizier lehnte sich im Sitz zurück, blickte stirnrunzelnd auf Michael Wireman, wobei er dessen Gesicht und Kleidung begutachtete, und sagte endlich ungeduldig: „Sie können die Hände heruntergeben. Nun – was ist los?“
    Hinter dem Rücken knetete Michael Wireman seine Hände. „Ich ergebe mich.“
    „Das sehe ich. Aber warum?“ Es stellte sich heraus, daß er ehrlich verdutzt war. Wie neunundneunzig Prozent der Feinde, die sich auf der Erde befanden, war auch er ganz offensichtlich zu jung, um den Krieg mitgemacht zu haben. Er war Schwierigkeiten nicht gewöhnt. Er wußte, daß Widerstandskämpfer in den

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