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TS 99: Exil auf Centaurus

TS 99: Exil auf Centaurus

Titel: TS 99: Exil auf Centaurus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Algis Budrys
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Wireman wehrte ab. „Es gehörte nicht der C.S.O.“ Er hielt es für wichtig, diesen heiklen Punkt klarzustellen.
    Der Offizier lächelte ironisch. „Ist es nicht faszinierend, wie man ein internationales Gesetz umgehen kann?“
    „Ich nehme an, ja“, antwortete Michael Wireman, und aus irgendeinem Grund wechselte der Offizier das Thema.
    „Sprechen wir einmal über Sie“, begann er. Er durchblätterte die Mappe. „Sie verließen die Erde im Alter von einem Jahr, als Ihre Familie nach Cheiron flüchtete. Sie wuchsen auf Cheiron auf, unter Centaurern. Diese stammen zwar von Erdenbürgern ab, sind aber schon seit Generationen unabhängig; in ihrem Bereich wurden sie reich und mächtig, und ihre Bindungen zur Erde sind mehr als dürftig. Waren Sie dort glücklich?“
    „Glücklich genug.“
    „Wirklich? Ich hätte gedacht, Sie wären ausschließlich mit Ihren Hoffnungen beschäftigt gewesen, vielleicht doch einmal zur Erde zurückkehren zu können.“
    „Sie sind sehr klug“, flüsterte Michael Wireman.
    „Sie haben nichts Anziehendes an sich“, fuhr der Offizier fort. „Sie haben sonderbar aussehende Ohren und sind unbeholfen. Sie sind nicht so überaus geistreich, um damit beeindrucken zu können. Sagen Sie mir noch einmal, Michael, waren Sie glücklich.?“
    Michael Wireman schüttelte den Kopf.
    „Nun gut“, sagte der Offizier mild. „Als man beschloß, Sie herzuschicken, war das die Erfüllung Ihrer Träume, nicht wahr? Endlich konnten Sie dorthin gehen, wohin Sie gehörten.“
    Einen Augenblick lang war es ruhig. „Ich freute mich darüber“, sagte Michael Wireman langsam.
    Der Offizier betrachtete Michael Wiremans Gesicht. „Ja, das glaube ich Ihnen.“ Eine Weile blätterte er in den Akten und sagte dann: „Aber jetzt sind Sie unglücklich. Innerhalb von zehn Tagen hat sich Freude in Elend verwandelt. Wurden Sie von Hammils Leuten nicht akzeptiert?“ Er blickte auf. „Oder entsprach Hammil nicht Ihren Vorstellungen?“
    Michael Wireman antwortete nicht. Er sah, wie der Offizier lächelte.
    „Sie mögen Hammil nicht, oder seine Methoden“, sagte er dann. „Das Aussehen der Freiheitskämpfer gefiel Ihnen nicht, wie?“
    „Nein.“ Welchen Sinn hatte es, jetzt noch etwas zu verschweigen.
    „Und ich wette, Sie sagten ihnen genauso wenig zu. Sie können froh sein, daß Sie noch am Leben sind, wissen Sie das?“
    „Ich weiß. Sicher freut er sich, daß ich weg bin.“
    „Ja. Sagen Sie mal: glaubt er, Ihrer Meinung nach, Diktator über die ganze Erde werden zu können?“
    „Ja.“
    Der Offizier nickte bedächtig. „Gar nicht so unvorstellbar“, murmelte er. „Aber darauf kommen wir noch zurück. Sie sind vorläufig interessanter.“
    Michael Wireman begann zu verstehen, wieder zu spät, daß diese Fremden niemals ohne Grund, eine Frage stellten. Er fürchtete sich davor, welche Schlüsse der Offizier ziehen würde.
    Dieser schüttelte den Kopf. „Sie passen nicht, Michael Wireman. Sie passen nicht auf Cheiron; da hinauf in die Berge gehören Sie auch nicht. Ich mache mir Gedanken … Ihr Vater muß sehr beschäftigt sein …“
    Michael Wireman biß sich in die Unterlippe.
    „Sie passen nicht in Ihre Familie … Sie passen nirgends hinein, nicht wahr, Michael?“
    Michael Wireman hatte nichts zu sagen.
    „Dennoch … Würden Sie so schnell aufgeben?“ Der Offizier schien Freude an seiner Arbeit zu haben. „Schauen wir einmal, wie sich die Teile ineinanderfügen …
    Ein Raumschiff. Nun. Ein ganzes, großes Raumschiff zur Verfügung der Regierung im Exil. Das ist doch eigenartig. Und der Sohn des Präsidenten wird damit zur Erde zurückgeschickt. Nun gut, betrachten wir einmal das ganze Bild.“
    Der Offizier beugte sich lässig vor.
    „Vor zwanzig Jahren hielt sich die C.S.O. aus dem Krieg heraus. Jetzt liegen die Dinge anders. Jetzt beginnen unsere Interessen miteinander in Konflikt zu geraten. Sie sind mächtiger geworden, und ihr nächster, natürlicher Ausdehnungsbereich ist einer, den auch wir wollen. Ein Krieg käme also gelegen. Deshalb wird die Regierung im Exil – die Regierung im Exil, wohlgemerkt, nicht die C.S.O. – plötzlich reich. Reich genug, um heimlich ein Raumschiff in das Sonnensystem entsenden zu können.
    Warum machen sie das? Nun gut: die Erde ist dieser Tage ein ruhiger, kleiner Platz ziemlich weit weg von unseren Grenzen. Der Krieg ist für uns vorüber. Wir haben das Gebiet nicht übermäßig besetzt. Sollte sich hier also jemand finden, der unsere

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