TS 99: Exil auf Centaurus
Unterstützung herbeizuholen. Jetzt stellt sich heraus, daß Sie eine ganze Menge Überredungskunst werden anwenden müssen, damit jemals ein Feind von diesen Gewehren getötet wird. Hammil wird sich nicht rühren. Er wird die anderen Banden dieser Berge terrorisieren und Räuberhauptmann werden, aber er bekäme einen Herzanfall, müßte er gegen die Feinde marschieren.“
Wieder eine kurze Pause, dann sagte Potter sanft: „Sie irren sich, Michael. Hammil wird gegen die Feinde vorgehen.“
„Hammil käme nie zurecht, hätte er nicht Newsted“, antwortete Michael Wireman, zum erstenmal ein wenig gerührt.
„Aber er hat Newsted“, sagte Potter, „und Ladislas. Die werden ihn antreiben.“
„Warum sollten sie das auch?“
„Weil …“ Potter seufzte. „Weil sie die Welt beherrschen wollen. Sie glauben, daß Hammil, hat er erst einmal den Feind aus dem Land getrieben, Diktator auf Erden wird. Hammil meint das übrigens auch. Aber Newsted und Ladislas, gemeinsam oder jeder für sich, werden Hammil dirigieren. Darum wird Hammil, der ein Prahlhans ist, gegen den Feind marschieren. Deshalb wird Newsted, der ein Dieb ist, ihn ermutigen. Deshalb ist Ladislas, Professor für Staatswissenschaften, zufrieden, dreißig Kilogramm schwere Bündel die Berge hinaufzuschleppen und Hammils Stiefel zu putzen. Und deshalb werden Sie, ganz gleichgültig, wie tüchtig Sie sind, niemals von diesen Leuten akzeptiert werden.“
Michael Wireman sagte nichts. Nach einer Weile drehte er sich um und fiel in eine Art Halbschlaf.
In den darauffolgenden drei Tagen war Michael Wireman so weit genesen, daß er sogar Potter bei der Instruktion der Leute helfen konnte. Das war ziemlich einfach, und sie lernten rasch. Hammil beobachtete ihre Fortschritte ungeduldig, aber nicht einmal er konnte sich beklagen.
*
Newsted und Ladislas lagen am Boden, Ladislas gleichgültig zu den Sternen aufblickend, Newsted bequem ausgestreckt. Hammil hatte sie von den andern weggeholt. Er strahlte vor Freude über den zu erwartenden Triumph.
Michael Wireman, der unauffällig hinter Potter getreten war, saß nun im Schatten des plumpen, kleinen Centaurers und verfolgte schweigend die Szene.
„Ich habe mich entschlossen, den ersten Schritt gegen die Eindringlinge zu unternehmen“, sagte er großartig, ein Auge auf Potter gerichtet.
„Wenn du meinst, daß wir hinuntergehen und den feindlichen Kommandoposten am Highway erledigen, warum sagst du das nicht gleich?“ Newsted nahm Hammil den Wind aus den Segeln. Ladislas grunzte zufrieden.
„Etwas mehr Höflichkeit, wenn ich bitten darf, Newsted!“ schnauzte Hammil ihn an.
„Meine Herren“, mischte Potter sich ein, „es freut mich, daß General Hammil innerhalb so kurzer Zeit einen Plan ausarbeiten konnte. Das ist sehr ermutigend.“
„Gehen wir morgen?“ brummte Ladislas.
Hammil hatte sich wieder gefaßt. „Sehr gut. Dann sind wir uns also einig. Morgen früh werde ich eine Kampftruppe gegen den feindlichen Kommandoposten anführen.“
Er wird ihn anführen? dachte Michael Wireman. Das hätte er nicht von Hammil erwartet, sondern eher, daß er Ladislas oder Newsted schicken würde. „Ich möchte auch dabei sein“, meldete er sich.
Hammil spähte in seine Richtung. „Was machen Sie da?“
„Niemand sagte, daß ich nicht zur Mannschaft gehöre“, antwortete Michael Wireman, „und so kam ich mit. Was soll das Ganze? Glauben Sie, ich würde Ihre Geheimnisse an den Feind weitergeben? Kann ich nun mitkommen? Ich möchte Sie unter Beschuß sehen, Hammil, nur einmal möchte ich das sehen.“
Hammils Augen wurden zu Schlitzen, dann lächelte er hämisch. „Sie sind mehr als willkommen, Wireman.“
„Danke.“ Michael Wireman sonnte sich in diesem Gefühl nachlässiger Respektlosigkeit. „Und ich werde mich nicht töten lassen. Diesen Gefallen tue ich Ihnen nicht.“ Er schwieg und würdigte Hammil keines weiteren Blicks. Potter seufzte leise.
Die Kampftruppe bestand aus zehn Mann, dazu kamen noch Hammil, Ladislas, Potter und Michael Wireman. Newsted hatte das Kommando über das Lager erhalten.
Hammil war übermütig und aufgeregt auf ihrem Marsch den Berg hinunter, Richtung Highway. Mit hochgeworfenem Kopf, von Zeit zu Zeit selbstzufrieden lächelnd, trottete er ungeduldig dahin. Die Möglichkeit eines Angriffs rivalisierender Banden schien er ganz vergessen zu haben. Oder vielleicht glaubte er, an diesem schicksalsschweren Tag könne nichts schiefgehen.
„Schauen Sie ihn
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